Bensheim. Einkaufen bei Kerzenschein, Nightshopping oder leuchtendes Bensheim – wie man es eben mag. Alles trifft zu. Bei Einbruch der Dunkelheit verwandelte sich die Innenstadt am Freitag in ein einziges Lichtermeer mit beinahe heimeliger Wohlfühlatmosphäre – wenn da nicht Corona wäre.
Hunderte von brennenden Kerzen vor den Ladentüren und auf dem Asphalt, Brunnen mit wechselndem Farbenspiel, Musik aus dem Lautsprecher, Lagerfeuer auf dem Marktplatz und ein feuriges Spektakel obendrein verfehlten ihre Wirkung nicht. Und die Einzelhändler in und um die Fußgängerzone hatten sich bestens auf die erste lange Einkaufsnacht seit fast zwei Jahren vorbereitet und hielten allerlei Schnäppchen, tolle Angebote und Geschenkideen für das Weihnachtsfest bereit.
Kleine Entschädigung
Stadt und Showmaker-Team hatten ganze Arbeit geleistet, um die Menschen nicht nur in die Innenstadt zu locken, sondern sie nach Lockdown und vielen Absagen von Festivals und Festlichkeiten in Corona-Zeiten ein wenig zu entschädigen. Natürlich steckte hinter all dem die Idee, das Konsumverhalten anzukurbeln und den arg gebeutelten Geschäftsleuten unter die Arme zu greifen. An Attraktivitäten und Abwechslung hat es auf der Shoppingmeile jedenfalls nicht gemangelt. So schlug den Feuerkünstlern bei ihren wagemutigen Show- und Akrobatikeinlagen mit brennenden Fackeln und den standsicheren Stelzenläufern in mehr als drei Metern Höhe pure Bewunderung entgegen.
Abstand halten nicht möglich
In ihren fantasievollen wie glamourösen und opulenten Kostümen samt leuchtendem Kopfschmuck schienen die farbenfrohen Stelzenfiguren, die in der ganzen Stadt verstreut auftraten, von einem anderen Stern zu kommen. „Ich freue mich wie Bolle“, fasste Daniela Recktenwald von der Galerie Krämer reloaded ihre Stimmungslage zusammen. Recktenwald hatte die Gunst der Stunde während des Lockdowns genutzt und konnte pünktlich zur Einkaufsnacht ihre begehrte „Kunst im Glas“ in limitierter Auflage anbieten.
Die Stimmung in der Stadt war durchweg prächtig. Und doch rieb sich so manch einer verwundert die Augen. Im Klartext: Es war rappelvoll. Den einen oder anderen beschlich trotz Genugtuung über die Rückkehr zur Normalität angesichts der gerade explodierenden Corona-Inzidenzzahlen ein mulmiges Gefühl. Von Abstand halten war in den frühen Abendstunden jedenfalls nicht die Rede. Wäre auch nicht gegangen. Weder beim Gang auf der Mittelbrücke (erinnerte tatsächlich ans Winzerfestgedränge), noch beim Anstehen vor dem Food Truck mit Hessischen Tabbas, vor der Bratwurstbude und den Weinständen. Überall standen die Menschen dicht gedrängt beieinander.
Das relativ milde Spätherbstwetter tat sein Übriges. So gut wie alle Freiplätze in Cafés, Bistros und Kneipen waren besetzt. „Was geht hier eigentlich hier ab?“, fragte sich nicht nur Birgit Siefert, Vorsitzende des Familienzentrums.
Zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen schenkte sie am Stand auf dem Marktplatz Kinderpunsch aus und verteilte Stockbrot gegen eine Spende: „Nach nur einer Stunde waren schon hundert Stockbrote weg. So viel geben wir sonst den ganzen Abend über aus. Unser Vorrat ist aufgebraucht.“
Dass der Andrang größer als sonst beim Nightshopping war, bestätigte auch der städtische Pressesprecher Matthias Schaider: „Heute ist in der Fußgängerzone um 18 Uhr schon so viel los wie bei den Vorgänger-Events zwei Stunden später.“ Die Bensheimer Einkaufsnacht gibt es seit 2005.
Im vergangenen Jahr musste das beliebte Spektakel in der Fußgängerzone wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden.
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