Jahreshauptversammlung

Die Kleiderkammer in Zwingenberg benötigt größere Räume

Die Einrichtung des DRK-Ortsvereins stößt räumlich und personell an Grenzen. 2023 wurden 25 750 Textilien und Haushaltsgegenstände ausgegeben.

Von 
Michael Ränker
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Das kleine Ladengeschäft, früher ein Friseur und ein Imbiss, ist seit Jahren das Zuhause der DRK-Kleiderkammer. © DRK

Zwingenberg. Wenn die Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Zwingenberg mittwochs um 10 Uhr ihre Tür öffnet, dann wartet davor bereits eine Schlange von Menschen, die sich mit gut erhaltenen Kleidungsstücken oder Haushaltsgegenständen versorgen möchten. Ingrid Fieberling, Leiterin der örtlichen DRK-Abteilung „Wohlfahrts- und Sozialarbeit“, hat mit ihrem kleinen Team zu diesem Zeitpunkt schon alle Hände voll zu tun gehabt:

In den Tagen vor der Öffnungszeit müssen die entsprechenden Spenden gesichtet, sortiert und in die Regale geräumt werden. Zur besseren Organisation und Koordinierung werden sämtliche Teile, die ausgegeben werden, per EDV erfasst. Manchmal sind die Ehrenamtlichen – niemand arbeitet gegen Entgelt – sogar mit ihren eigenen Fahrzeugen zu Haushaltsauflösungen unterwegs, um den „Warenbestand“ möglichst umfassend und attraktiv zu gestalten.

Keine Verschnaufpause für die ehrenamtlichen Helfer der Kleiderkammer

Wird dann die Tür des kleinen Ladengeschäfts an der Heidelberger Straße 3 geöffnet, dann gibt es für das Kleiderkammer-Team vier Stunden lang keine Verschnaufpause mehr: Durchschnittlich 40 Personen finden während der Öffnungszeit von 10 bis 14 Uhr Einlass. Das geschieht nicht in einem Schwung, sondern in Kleingruppen; für jeden Hilfesuchenden – darunter viele Geflüchtete - stehen 20 bis 25 Minuten zur Verfügung. Binnen kurzer Zeit schaut es in den Regalen nachvollziehbarerweise wild aus, immer wieder muss das Team Ordnung schaffen und auffüllen.

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Gleichzeitig werden neue Kleider, Schuhe, Bettwäsche oder Haushaltskleinteile wie Teller, Besteck oder Gläser angeliefert, denn die Öffnungszeit am Mittwoch dient auch der Annahme von Spenden. Und obwohl die Akteure der Kleiderkammer es immer wieder kommunizieren, halten Spender sich häufig nicht an diese Anlieferzeit, sondern stellen ihre gefüllten Plastiksäcke oder Kartons kurzerhand unter der Woche oder am Wochenende vor der Tür der Kleiderkammer ab.

Das Gewicht der aussortierten Kleider beträgt über neun Tonnen

Im vergangenen Jahr wurden 743 Kunden bedient, berichtete Ingrid Fieberling jetzt bei der Jahreshauptversammlung der DRK-Ortsvereinigung Zwingenberg, die Trägerin der Kleiderkammer ist. Dabei wurden 25 750 Textilien sowie Haushaltsgegenstände ausgegeben. Die Ehrenamtlichen leisteten im vergangenen Jahr 1821 Stunden. Und um einmal die Größenordnung der gespendeten „Waren“ einschätzen zu können: Alleine das Gewicht der aussortierten Altkleider beläuft sich auf stattliche 9,1 Tonnen, diese Textilien werden den entsprechenden Sammlungen des DRK zugeführt.

Ingrid Fieberling nutzte die jüngste Mitgliederversammlung des DRK Zwingenberg aber nicht nur, um einmal mehr eine beeindruckende Bilanz vorzulegen, sondern um erneut dafür zu werben, dass die Kleiderkammer dringend andere Räume benötigt.

Das Ladengeschäft der Kleiderkammer ist "viel zu klein und viel zu eng"

Das Ladengeschäft, das vor Jahrzehnten einen Friseur beherbergte und später dann auch einmal als Imbiss genutzt wurde, „ist viel zu klein und viel zu eng“, bedauerte Ingrid Fieberling, dass aus der Idee, die Kleiderkammer im Zuge der anstehenden Modernisierung des Zwingenberger Feuerwehrgerätehaus am Gießer Weg unterzubringen, nun doch nichts wird.

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Bekanntermaßen hatte die Stadtverordnetenversammlung im Juni 2022 beschlossen, im Zuge der Planungen für den fast 840 000 Euro teuren Umbau des Feuerwehrhauses auch zu prüfen, ob an diesem Standort Räume für die Kleiderkammer und das städtische Archiv geschaffen werden könnten.

Beide Einrichtungen sind in angemieteten Objekten untergebracht und benötigen mehr Platz. Am Ende der entsprechenden Prüfung stand jedoch im vergangenen Jahr der Beschluss, „aus Gründen der Wirtschaftlichkeit“ auf eine Unterkellerung und/oder Aufstockung des Feuerwehrhauses zu verzichten, also weder Kleiderkammer noch Archiv dort unterzubringen.

Weitere Helfer für das Kleiderkammer-Team gesucht

DRK-Vorsitzende Birgit Heitland, die als Stadtverordnete auch politische Verantwortung in der Kommune trägt, bat um Verständnis für die Entscheidung der Politik - „das Geld ist knapp“ – , trat aber auch dafür ein, in Sachen Kleiderkammer am Ball zu bleiben: „Sie sehen angesichts des Jahresberichtes von Frau Fieberling, dass es keine Schnapsidee war, die Kleiderkammer im Gerätehaus unterbringen zu wollen.“

Allerdings ist nicht nur das Domizil ein Problem, sondern auch die Zahl der Ehrenamtlichen macht Ingrid Fieberling Sorgen: „Mittlerweile sind wir nur noch zu fünft.“ Wenn die Kleiderkammer, die seit 34 Jahren besteht und in dieser Zeit drei Mal umziehen musste, eine Zukunft haben soll, dann braucht es weitere Helfer.

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