Kommunalpolitik

In der ehemaligen Jugendherberge soll ein Weinkeller entstehen

Der Magistrat schlägt vor, das Tiefgeschoss des denkmalgeschützten Gebäudes der ehemaligen Jugendherberge in Zwingenberg zu renovieren und zu vermieten.

Von 
Michael Ränker
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Nach einem Vorschlag des Magistrats soll das Untergeschoss der ehemaligen Jugendherberge zu einem Weinkeller umgebaut werden, ein örtlicher Winzer ist an einer solchen Nutzung und an einem langfristigen Mietvertrag interessiert. © T. Neu

Zwingenberg. Der Keller der ehemaligen Zwingenberger Jugendherberge soll zum Weinkeller werden, der dann an einen örtlichen Winzer vermietet wird. Das zumindest ist der Vorschlag des Magistrats, der kürzlich ein vom städtischen Bauamt erarbeitetes Konzept sowie eine entsprechende Kostenschätzung gebilligt hat.

Investition von 125 000 Euro innerhalb von zwei Jahren

Im Investitionsplan des kommunalen Etats für das neue Jahr, der allerdings noch nicht von der Stadtverordnetenversammlung beraten und beschlossen wurde, stehen als Budget dafür insgesamt 125 000 Euro zur Verfügung: In 2025 sollen davon 25 000 Euro in die Planung investiert werden, weitere 100 000 Euro sollen dann in 2026 für die Umsetzung ausgegeben werden.

Das Konzept sieht vor, das Untergeschoss der denkmalgeschützten Immobilie, die die Stadt im Sommer 2023 für rund 2,3 Millionen Euro vom Landesverband Hessen im Deutschen Jugendherbergswerk erworben hat, zu renovieren und als Weinkeller zu nutzen. Anders als die anderen Etagen des Hauses an der „Langen Schneise 11“, auf denen bis zu 65 geflüchtete Menschen leben, steht der Keller gegenwärtig leer.

Örtlicher Winzer interessiert

In einem Magistratsbericht heißt es dazu weiter: „Ein örtlicher Winzer ist an dieser Nutzung und einem langfristigen Mietvertrag sehr interessiert.“ Überdies sei eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung „zu einem positiven Ergebnis gekommen“. Stimme die Stadtverordnetenversammlung zu, könne kurzfristig ein entsprechender Vorvertrag geschlossen werden. Während für den Keller der ehemaligen Jugendherberge mit dem skizzierten Vorschlag aus dem Rathaus nun also eine Nutzungsidee vorliegt, steht ein entsprechendes Konzept für die Immobilie mit ihren 1700 Quadratmetern Nutzfläche sowie für das 3600 Quadratmeter große Areal nach wie vor noch aus.

„Ich würde dort gerne etwas für junge Leute machen“, schwebte dem mittlerweile aus dem Amt geschiedenen Bürgermeister Holger Habich die Schaffung eines „Azubi-Campus“ vor. Ziel dieser Idee ist es, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, um den Kreis Bergstraße als Wirtschaftsstandort zu stärken und durch die Gewinnung von Auszubildenden dem Fachkräftemangel zu begegnen. Für so ein Projekt brauche es aber einen Träger. Ein Teil des Grundstücks wiederum, so eine weitere Idee, soll als Wohnbaugrundstück verkauft werden. Eine dafür erforderliche Bauleitplanung wurde bereits in Gang gesetzt.

Im Vorbericht des Haushaltsplanentwurfs für das Jahr 2025 ist zu lesen: „Bei den kommunalen Liegenschaften hat sich die Stadt Zwingenberg mit dem Erwerb der ehemaligen Jugendherberge im Jahr 2023 ein beachtliches Objekt ,geleistet‘. Das gilt sowohl für dessen bauliche Dimension als auch für die hier in den kommenden Jahren zu tätigenden Folgeinvestitionen. Die derzeitige Zwischennutzung als Asylbewerberunterkunft verschafft Zeit, ein gut durchdachtes und vor allem finanzierbares Konzept zu entwickeln, woran in den nächsten zwei bis drei Jahren zu arbeiten sein wird.“

Langes Ring um den Erwerb

Mit der Kaufentscheidung der Stadt im Frühjahr 2023 ging ein langes Ringen um die Frage, ob man die ehemalige Jugendherberge erwerben soll oder nicht, zu Ende. Nachdem die renovierungsbedürftige Jugendherberge im Jahr 2020 Corona-bedingt nicht in die Saison gestartet war, wurde im Spätsommer vom Jugendherbergswerk dann ihre Schließung verkündet – zum Jahreswechsel 2020/2021 wurde das Haus offiziell „vom Netz“ genommen.

Ein Makler wurde beauftragt, das Anwesen für eine nicht genannte Summe zu verkaufen. Auch die Stadt Zwingenberg interessierte sich zunächst für einen Erwerb – ihre Motivation: Zu verhindern, dass die Immobilie als „Renditeobjekt“ eines Investors der Nutzung durch die Öffentlichkeit völlig entzogen wird. Mit möglichen Mietern – zum Beispiel einem Jugendhilfeträger – kam die Stadt jedoch nicht ins Geschäft und die Kommune nahm einstweilen wieder Abstand vom Kauf.

Weil die Kommune jedoch ein gewichtiges Wörtchen dabei mitreden wollte, was künftig mit dem denkmalgeschützten Gebäude – der Grundstein wurde am 3. September 1928 gelegt – sowie auf dem Areal am Rande der als Ensemble unter Denkmalschutz stehenden Altstadt geschieht, legte sie eine Fortschreibung der Bauleitplanung auf. Sie trägt die Bezeichnung „Schießgarten / Die Lange Schneise“ und ihr Ziel ist es, „die planungsrechtlichen Voraussetzungen für eine bauliche Folgenutzung und gegebenenfalls für eine maßvolle bauliche Nachverdichtung zu schaffen“.

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Nach zwischenzeitlich gescheiterten Verhandlungen eines potenziellen Investoren mit dem Jugendherbergswerk brachte die Stadt sich dann im Frühjahr 2023 erneut als Kaufinteressentin ins Gespräch: „Wir wollen die ehemalige Jugendherberge für die Allgemeinheit sichern – und wir wollen ein unmittelbar anstehendes Problem, nämlich die Unterbringung von Flüchtlingen lösen,“ erklärte Rathauschef Habich im März: „Und alle in Frage kommenden Alternativen sind ähnlich teuer und/oder aufwendig.“ Der Erwerb der Jugendherberge habe den Vorteil: „Das Geld, das wir investieren müssen, ist nicht, wie beispielsweise bei der Unterbringung von Geflüchteten in Containern, verloren, sondern in einer Immobilie sinnvoll angelegt.“

Im Juli 2023 wurde der Kaufvertrag notariell beurkundet und quasi gleichzeitig ein Mietvertrag zum 1. August abgeschlossen, um das Anwesen an der Straße „Die Lange Schneise 11“ umgehend für den Zweck nutzen zu können, der am Ende den Ausschlag zum Erwerb gegeben hatte, nämlich für die Unterbringung von geflüchteten Menschen. Wenig später erfolgte der grundbuchrechtliche Eigentumsübergang, seitdem ist die Stadt Eigentümerin der ehemaligen Jugendherberge.

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