Zwingenberg. Beeindruckende Jubiläen, gleichzeitig aber Berichte über einen deutlichen Rückgang bei den aktiven Sängerinnen und Sängern prägten die Jahreshauptversammlung des Gesangvereins Sängerkranz 1832 im Adlersaal am Freitag. Im Lauf des Berichtsjahres waren außerdem vier Mitglieder des Vereins gestorben. Mit einer Schweigeminute erinnerte die Versammlung an Wölfi Riebel, die langjährige zweite Vorsitzende Irene Kissel, Wilhelm Schweickert und Sabine Döll.
Gut zwei Dutzend Mitglieder waren neben dem Vorstand zur Versammlung gekommen, darunter viele, die von dem Vorsitzenden des Sängerkreises Bergstraße Heinz Ritsert für jahrzehntelange aktive Teilnahme an den Singstunden geehrt wurden.
Die Sänger und Sängerinnen lebten nicht nur immer länger, sondern sie könnten auch länger singen, sagte Ritsert und verlieh eine goldene Ehrennadel an Siegfried Bauer für sein 70-jähriges Jubiläum – eine Auszeichnung, so Ritsert, die erst vor zwei Jahren geschaffen worden sei. Auf nur fünf Jahre weniger bringt es Inge Hameister, die für 65 Jahre geehrt wurde, es folgten Christa List (60 Jahre), Friedrich Jander (50 Jahre) und Holger Kissel (40 Jahre). Jeweils 25 Jahre aktiv sind Gabriele Hölzel, Karl-Franz Haaf und der Sängerkranz-Vorsitzende Andreas Mayer. Als Fördermitglieder geehrt wurden Bettina Kissel (25 Jahre) und Elly Fieberling (40 Jahre).
Doppelehrung für Andreas Mayer
Von Ritsert geehrt wurden auch Klaus Matthey, der sich seit 20 Jahren als Saalwart engagiert und Irmgard Homberger, die seit 20 Jahren als Beisitzerin fungiert. Nochmals doppelt geehrt, und zwar vom Sängerkranz selbst, aber auch vom Sängerkreis Bergstraße, wurde Andreas Mayer, weil er seit 20 Jahren als Vorsitzender und Vize-Dirigent des Vereins ehrenamtliche Verantwortung trägt.
Die zentrale Bedeutung Mayers für den Verein machten im Anschluss an die Ehrungen auch die Berichte des Vorstands deutlich. In allen Belangen des Sängerkranzes vom Wirtschaftlichen über das Musikalische bis zum Organisatorischen kümmerte sich Mayer in vorderster Front um Problemlösungen.
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Durch die ehrenamtliche Übernahme der Chorleiterfunktion in mehreren Abteilungen gewährleistete er nicht nur die Durchführung von Singstunden bei Krankheitsausfällen, sondern trug auch zur finanziellen Entlastung der Vereinskasse bei. Im Berichtsjahr war die Satzung modernisiert und das Dach des Adlersaals ertüchtigt worden, eine neue Heizungssteuerung soll künftig die Energiekosten vermindern.
Energiekosten sparen
Ein Kellerraum wurde eingerichtet, um die Singstunden von nun an dort abhalten zu können, ohne den großen Saal heizen zu müssen – eine Verminderung von etwa 100 Euro pro Abend auf etwa 20 Euro, wie Volker Jakobi in seinem Kassenbericht ausführte. Die teure Dachreparatur sei unter anderem durch eine Steuerrückerstattung, Zuschüsse vom Land auf Initiative von Birgit Heitland und aus Einnahmen durch „Kultur im Adlersaal“ mit Rolf Weihrich im Dezember 2022 und das Engagement des Vereins bei der Kerb kompensiert worden.
Erika Schneider machte als Sprecherin des gemischten Chors auf die schwierigen Bedingungen 2022 aufmerksam, in der unter anderem die Bewältigung der Kerb durch einen dezimierten Chor eine Herausforderung gewesen sei. Im Durchschnitt nähmen 17 Sängerinnen und Sänger an den Singstunden teil, das Durchschnittsalter liege inzwischen bei fast 76 Jahren. „Wir singen jedenfalls, so lange es uns Spaß macht“, sagte Schneider, auch wenn die Akquise schwer geworden sei.
Der Verein insgesamt hat derzeit 123 Mitglieder, davon 73 Fördermitglieder und 50 Aktive – von denen jedoch aktuell nur noch 28 tatsächlich in die Singstunden kommen. Für die Getwinc-Singers berichtete Angelika Postina von nur noch 12 aktiven Sängerinnen und Sängern, bei 21, die in dieser Abteilung eigentlich eingetragen sind. Die Pläne für 2022 seien durch die Pandemie durchkreuzt worden, die Pläne für 2023 müssten noch geschmiedet werden.
Für das Quartett kündigte Andreas Mayer ein Weihnachtskonzert im Adlersaal an – mit Probenbeginn im Januar - und eine weitere Auflage von „Kultur im Adlersaal“ mit Rolf Weihrich. Vielleicht gebe es nun ja auch wieder das eine oder andere Freundschaftssingen, äußerte der Vorsitzende eine vorsichtige Hoffnung und schloss mit der Ankündigung, sich musikalisch weiter voll einbringen zu wollen.
Eine von den Anwesenden sicher mit Erleichterung wahrgenommene Äußerung, hatte Mayer doch im Verlauf des Abends deutlich gemacht, dass er die Anerkennung für sein Engagement vermisse – woraufhin die zweite Vorsitzende Katharina Ziemann im Namen der Versammlung energisch den großen Dank „der schweigenden Mehrheit“ formuliert hatte, den die Mitglieder den Verdiensten Mayers um den Verein und dessen Zusammenhalt entgegenbrächten.
Mitgliedbeiträge sollen nicht steigen
Der Versammlung wohnte auch die Landtagsabgeordnete Birgit Heitland bei, die in einem Grußwort ihre persönliche Verbundenheit mit dem Sängerkranz darlegte und ihren Respekt dafür ausdrückte, wie der Verein die Corona-Pandemie gemeistert habe.
Dass der aktuelle Sängerschwund durch eine regelmäßige Teilnahme an den Singstunden im neuen Jahr rückgängig gemacht werde, war am Ende des Abends die Hoffnung des Vorsitzenden Andreas Mayer. Die Mitgliedsbeiträge, so übrigens der einstimmige Beschluss der Versammlung, werden im Jahr 2023 nicht steigen.
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