Zwingenberg. Wenn es sie nicht schon geben würde, dann müsste man sie erfinden, die First-Responder-Initiative der Ortsvereinigung Zwingenberg im Deutschen Roten Kreuz (DRK): Seit nunmehr fünf Jahren rücken die auch als „Helfer vor Ort“ oder „Voraushelfer“ bezeichneten Ehrenamtlichen bei medizinischen Notfällen aus, um als zusätzliches Glied in der Rettungskette zwischen der Laienhilfe und dem Rettungsdienst Patienten zu versorgen. Im Jahr 2019 eigentlich nur für die Zeit der Vollsperrung aus Anlass der B 3-Sanierung ins Leben gerufen und auf die durch die Wanderbaustelle schwerer zugänglichen Stadtviertel beschränkt, ist daraus eine dauerhafte Dienstleistung für das gesamte Gemeinwesen und darüber hinaus geworden.
Im Vorjahr 73 Notfalleinsätze für die Ehrenamtlichen
Wie Bereitschaftsleiter Udo Bächer im Rahmen der jüngsten Jahreshauptversammlung des DRK bilanzierte, war der First Responder im Jahr 2023 bei 70 Notfällen im Einsatz. Das Team besteht aktuell aus sechs Ehrenamtlichen, die einen nahezu lückenlosen Rund-um-die-Uhr-Dienst sicherstellen: Stets hat einer der diensthabenden Helfer ein DRK-Fahrzeug mit der notwendigen Ausrüstung vor seiner Haustür parken, um bei einer Alarmierung ohne Zeitverlust den Einsatzort direkt anfahren zu können. Ob und wann alarmiert wird, das entscheidet die Rettungsleitstelle Bergstraße.
Die Voraushelfer-Gruppe wird vom Ortsverein finanziert
Besonderen Respekt verdient die First-Responder-Initiative des DRK Zwingenberg, weil die Ortsvereinigung für die Einsätze – seit Bestehen waren es 345 – keinerlei Kostenerstattung erhält. Udo Bächer: „Die komplette Finanzierung des First Responders wird von unserem Ortsverein übernommen, größtenteils geschieht das aus Spendenmitteln.“ Und weil es in der direkten Nachbarschaft keine weiteren „Voraushelfer“ gibt, werden die Ehrenamtlichen zunehmend auch in Auerbach, den Weststadtteilen von Bensheim sowie in Alsbach-Hähnlein eingesetzt.
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Und das DRK investiert weiter in seinen First Responder: Weil das als gebrauchtes Einsatzfahrzeug für diesen Dienst angeschaffte Auto erhebliche Verschleißerscheinungen aufweist und hohe Reparaturkosten verursacht, wird die Ortsvereinigung Zwingenberg nun aus Eigenmitteln, aber auch unterstützt durch die Vereinsförderung der Kommune, ein neues Fahrzeug beschaffen.
Die Bereitschaft – vergleichbar mit der Einsatzabteilung einer Feuerwehr – ist aber nicht nur in Sachen First Responder aktiv. 17 Frauen und 28 Männer engagieren sich ehrenamtlich, dazu gehören Lehrgänge, Übungen oder die Teilnahme an den Bereitschaftsabenden sowie Sanitäts- und Hintergrund-Rettungsdienste oder auch die Veranstaltung von Blutspendeaktionen (vier in 2023) oder Altkleidersammlungen (zwei in 2023). Inklusive der First-Responder-Einsätze rückten die Aktiven im vergangenen Jahr 165 Mal aus. 80 Patienten wurde medizinisch erstversorgt und in eine Klinik gebracht, 15 Patienten wurde ohne Weitertransport geholfen. Insgesamt leisteten die Frauen und Männer der Bereitschaft im vergangenen Jahr 3852 Arbeitsstunden.
Zulauf im Nachwuchsbereich
Das Zwingenberger DRK bildet auch eigenen Nachwuchs für die Bereitschaft aus, das geschieht im Jugendrotkreuz unter der Leitung von Vanessa Räffle. Nachdem etliche junge Leute an die „Einsatzabteilung“ abgegeben wurden, habe zwar „eine vorübergehende Flaute“ geherrscht, so Räffle. Davon kann aber nun nicht mehr die Rede sein: Der Tag der offenen Tür im September, bei dem die Rotkreuzler zusammen mit der Feuerwehr ihre Arbeit vorgestellt haben, sorgte für neuen Zulauf. Bis zu 15 Mädchen und Jungen im Alter von 6 bis 14 Jahren kommen zu den Treffen, die freitags von 18.30 bis 19.30 Uhr in der DRK-Unterkunft neben dem Feuerwehrgerätehaus (Gießer Weg 12) stattfinden. Wer reinschnuppern möchte, der ist willkommen.
DRK-Vorsitzende Birgit Heitland und Schatzmeisterin Birgit Kissel zollten den Aktiven in Einsatzabteilung, Jugendrotkreuz sowie der Kleiderkammer (wir haben bereits berichtet) großen Respekt: „Die eigentliche Arbeit des DRK, um Menschen zu begleiten, zu beschützen und zu retten, die findet ja nicht im Vorstand, sondern in den Abteilungen statt“, so Frau Heitland: „Dabei sind die Leistungen, die die vielen ehren-, aber auch hauptamtlichen Helferinnen und Helfer Tag für Tag erbringen, für das Zusammenleben in der Gesellschaft essenziell.“
Anerkennung für die Arbeit
Beeindruckt von den „imposanten Zahlen“ der Jahresberichte war auch stellvertretende DRK-Kreisvorsitzende Adelheid Schultheiß, die dem DRK Zwingenberg ein besonderes Lob aussprach: „Von eurer Ortsvereinigung gibt es nie ein Nein, wenn Unterstützung benötigt wird.“ Gemeinsam mit ihrem Ehemann Karl-Heinz Schultheiß, Rotkreuzbeauftragter im Kreisvorstand, war sie ins älteste Bergstraßenstädtchen gekommen, um Mitglieder zu ehren (lesen Sie dazu den gesonderten Bericht auf dieser Seite).
Auch Stadträtin Ingrid Germann war „in höchstem Maße beeindruckt und berührt“: „Bei Ihrer Arbeit geht es schließlich immer um Menschen beziehungsweise Menschenleben.“ Die Repräsentantin des Zwingenberger Magistrats sprach von einer „starken Truppe“, auf die das Gemeinwesen „stolz und für deren Engagement es dankbar sein kann“. Für die Einsatzkräfte mahnte Frau Germann „mehr Respekt“ an und stellte für die Anschaffung des neuen First-Responder-Fahrzeugs einen kommunalen Zuschuss auf Basis der Vereinsförderrichtlinien in Aussicht: „Der Magistrat hat stets offene Ohren für die Belange des DRK.“
Für die „tolle Zusammenarbeit“ mit dem Roten Kreuz bedankte sich Stefan Diefenbach, Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Zwingenberg; Danke für „die Unterstützung über Kreisgrenzen hinweg“ sagte Frank Fornoff, stellvertretender Vorsitzender der DRK-Ortsvereinigung Alsbach.
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