Rodau. Daniel Kullak, Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr Rodau, und Wehrführer Thomas Schneider kamen bei der Bilanz des vergangenen Jahres zum selben Schluss: „2022 war ein sehr bewegtes und arbeitsreiches Jahr.“ In der Tat: Die Ehrenamtlichen der „Rorrer“ Brandschützer hatten gut zu tun – auf der Agenda standen die Planung des Feuerwehrgerätehaus-Umbaus, die Feier des 70-jährigen Bestehens und die Gründung der Kinderfeuerwehr. Und quasi „so ganz nebenbei“ musste auch noch der klassische Übungs- und Einsatzbetrieb einer Feuerwehr gestemmt werden.
Wehrführer Thomas Schneider listete bei der jüngsten Jahreshauptversammlung im Dorfgemeinschaftshaus 17 Notfälle auf, zu denen seine Kameraden und er im Jahreslauf alarmiert wurden: Fünf Mal musste die Einsatzabteilung Brände löschen, außerdem wurden bei zwölf technischen Hilfeleistungen Türen geöffnet, Wasser im Keller sowie Unwetterfolgen und Ölspuren beseitigt, auch zu Verkehrsunfällen rückte man aus. Ein besonderer Einsatz in 2022: In Rodau hatte sich ein Rettungswagen festgefahren, der aber von der Feuerwehr und mit Unterstützung eines örtlichen Landwirts und dessen Traktors aus der misslichen Lage befreit werden konnte.
420 Stunden geleistet
Die zurzeit 20 Frauen und Männer umfassende Einsatzabteilung legte nach der Corona-bedingten Zwangspause ab März auch wieder mit dem Übungs- und Unterrichtsbetrieb los. Insgesamt wurden 420 Stunden für Einsätze und Ausbildung aufgewendet. Dazu gehörte auch 2022 wieder die Begleitung lokaler Ereignisse: Beim Laternenumzug der örtlichen Kita mit anschließendem Martinsfeuer oder dem Kerweumzug sorgte die Einsatzabteilung für die Sicherheit aller Teilnehmer.
Angriffe auf Retter hart bestrafen
„Der Staat muss die gesetzlichen Möglichkeiten zur Ermittlung und Bestrafung der Täter voll ausschöpfen und die Gewalt gegen Einsatzkräfte rigoros ahnden“, forderte Wehrführer Thomas Schneider angesichts der zunehmenden Attacken auf haupt- und ehrenamtliche Retter zu einer „schnelleren und härteren Bestrafung“ auf.
Schneider nutzte die Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Rodau, um im Nachgang zu den Ausschreitungen in der Silvesternacht deutliche Kritik zu üben, die von Stadtverordnetenvorsteher Andreas Kovar aufgegriffen wurde: „Wir dürfen uns das als Gesellschaft nicht bieten lassen“, stellte der Kommunalpolitiker klar, um wen es sich bei den von Schneider als „Deppen und Chaoten“ bezeichneten Personen handelt: „Das sind Täter!“ Den lokalen Einsatzkräften rief Kovar zu: „Wir stehen hinter euch!“
In den Dank des Parlamentschefs an die Rodauer Feuerwehr reihte sich auch Bürgermeister Holger Habich ein: Die Stadtteilwehr habe im vergangenen Jahr „mit einem kleinen Team viel geschultert“, nannte er beispielhaft die Jubiläumsfeier und die Gründung der Kinderfeuerwehr. Letztere sei „ein wichtiger Grundstein“ für den Fortbestand der Freiwilligen Feuerwehr, an dem „die Allgemeinheit ein vitales Interesse haben muss – schließlich geht es um die Sicherstellung des Brandschutzes“.
Einer, der sich dafür seit nunmehr 30 Jahren engagiert, ist Wehrführer Thomas Schneider, dem Habich dafür im Namen der Regierungspräsidentin und des Hessischen Innenministers eine Anerkennungsprämie aushändigte.
Den Dank des Rodauer Ortsbeirats überbrachte stellvertretender Ortsvorsteher Peter Götz, der mit Blick auf die Etatberatungen in der jüngsten Ortsbeiratssitzung auf die großen Summen hinwies, die für den Umbau des Gerätehauses und die Ersatzbeschaffung eines Fahrzeugs budgetiert sind. mik
Einziger Wermutstropfen in der ansonsten guten Jahresbilanz ist die Tatsache, dass in Zwingenbergs einzigem Stadtteil seit dem Jahreswechsel keine Jugendfeuerwehr mehr existiert: „Schweren Herzens mussten wir den Dienstbetrieb dieser Abteilung nach 60 Jahren wegen Mitgliedermangels einstellen“, berichtete Thomas Schneider: „Es gibt einfach keine Jugendlichen mehr, die sich für die Jugendfeuerwehr begeistern lassen.“ Ihr letztes Mitglied Peter Schweickert wurde bereits bei der Hauptversammlung 2021 in die Einsatzabteilung übernommen und bei der jüngsten Sitzung von Stadtbrandinspektor Reiner Schellhaas in den Rang eines Feuerwehrmannes befördert. Wehrführer Thomas Schneider bedankte sich ausdrücklich bei Jugendwartin Lea Pankonin und Jugendbetreuerin Ann-Kathrin Rechner für ihren Einsatz.
Kinderfeuerwehr gegründet
Ein freudiges Ereignis im Kontrast zur Schließung der Jugendwehr ist die Gründung einer Kinderfeuerwehr, die von Matthias Schneider als Kinderfeuerwehrwart, seiner Stellvertreterin Christiane Gischas und Schneiders Ehefrau Sabrina betreut wird. Seit der Gründung am 25. September 2022 hat man sich bereits zu sechs Veranstaltungen getroffen. Mit dem neuen Angebot richtet die Rodauer Feuerwehr sich an Mädchen und Jungen im Grundschulalter (sechs bis zehn Jahre); gegenwärtig besteht die Kinderfeuerwehr aus sechs Jungen und zwei Mädchen.
Seine erste feuerwehrtechnische Ausbildung hat der Nachwuchs bereits mit der Einheit „Mein erster Feuerwehrknoten“ absolviert, wie Matthias Schneider berichtete. Auch im Ort bekannt gemacht hat sich die junge Truppe schon: Beim Kerweumzug war man mit einem „Feuerwehrauto“ – einem Tret-Unimog – sowie einem eigens für die Kinderfeuerwehr gebauten Anhänger unterwegs. Auf dem befindet sich unter anderem ein „Löschwasservorrat“ von sage und schreibe 20 Litern, der mit batteriebetriebenen Spritzen einen „Schnellangriff“ ermöglicht.
Familien-Café besteht weiterhin
Die Gründung einer Kinderfeuerwehr hatte Matthias Schneider sozusagen „von langer Hand“ vorbereitet: Seit April des vergangenen Jahres luden er und seine Mitstreiter regelmäßig zu einem Familien-Café ins Gerätehaus ein, „um den Rodauer Familien mit Kindern den Zugang zur Feuerwehr zu ermöglichen und so Mitglieder für alle Abteilungen zu gewinnen“. Das Familien-Café erfreue sich derart großer Resonanz, dass es auch im neuen Jahr fortgeführt werden soll. Wehrführer Thomas Schneider und Feuerwehrvorsitzender Daniel Kullak dankten dem Team an der Spitze der neuen Kinderfeuerwehr herzlich für das Engagement.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/zwingenberg_artikel,-zwingenberg-die-rodauer-jugendfeuerwehr-hat-dienstbetrieb-eingestellt-_arid,2043810.html