Zwingenberg. Im blauen Hosenanzug wird Katja Simon heute die Bühne im Saalbau in Neustadt an der Weinstraße betreten. Ab 16 Uhr läuft der Vorentscheid zur Wahl der Deutschen Weinmajestät. „Ich war die ganze Zeit entspannt, aber in dieser Woche hat die Aufregung zugenommen“, erzählt die Zwingenbergerin. Als Gebietsweinkönigin 2024/25 der Hessischen Bergstraße tritt die eloquente 24-Jährige bei dem diesjährigen, traditionsreichen Wettbewerb an, der seit 1949 ausgetragen wird.
Zehn Kandidatinnen und erstmals zwei Kandidaten aus den deutschen Anbaugebieten nehmen an der Wahl teil, die vom Deutschen Weininstitut (DWI) mit Sitz in Bodenheim durchgeführt wird. Das Anbaugebiet Sachsen entsendet in diesem Jahr keinen Bewerber. Fünf Gebietshoheiten erreichen per Entscheid einer 70-köpfigen Fachjury das Finale, das am nächsten Freitag (26. September) ebenfalls im Neustädter Saalbau ausgetragen wird.
Respekt vor der großen Bühne im Neustädter Saalbau
Obwohl Katja Simon im Verlauf ihrer Amtszeit als Bergsträßer Weinhoheit, die kürzlich mit Beginns des Bergsträßer Winzerfests in Bensheim endete, bei ihren vielen öffentlichen Terminen reichlich Erfahrungen gesammelt, hat sie Respekt vor dem heutigen Auftritt beim Vorentscheid. „Die große Bühne ist eine Herausforderung, das ist etwas Neues für mich.“ In mehreren Runden müssen die Bewerberinnen und Bewerber ihre Expertise rund um Weinbereitung, Weinmarketing und den professionellen Umgang mit Wein demonstrieren. Da die Deutsche Weinmajestät international unterwegs ist, zählt eine Aufgabe in englischer Sprache ebenfalls zum Programm. Überdies wichtig sind Bühnenpräsenz und Schlagfertigkeit.
Majestät statt Königin
- Die 13 deutschen Weinanbaugebiete sind: Ahr, Baden, Franken, Hessische Bergstraße, Mittelrhein, Mosel, Nahe, Pfalz, Rheingau, Rheinhessen, Saale-Unstrut, Sachsen und Württemberg.
- Die Wahl wird zum ersten Mal geschlechterneutral durchgeführt und heißt daher Wahl zur Weinmajestät (zuvor Weinkönigin).
- Erstmals nehmen Männer an der Wahl zur Deutschen Weinmajestät teil: Levin McKenzie (Rheinhessen) und Felix Grün (Mittelrhein).
- Sollte ein Mann gewinnen, trägt er den Titel Weinkönig und erhält eine Amtskette ; gewinnt eine Frau, bleibt es bei Weinkönigin und Krone.
- Die Deutsche Weinmajestät vertritt rund 14.000 Winzer und ihre Produkte im In- und Ausland. Die Amtszeit beträgt ein Jahr.
- Die meisten Deutschen Weinköniginnen kommen aus dem Anbaugebiet Mosel (12), es folgen Pfalz (11) und Nahe (10).
- Die Hessische Bergstraße stellte bislang eine Weinkönigin: Petra Gärtner (2001/2002).
- Wie Katja Simon stammt Petra Gärtner aus Zwingenberg .Die beiden Frauen kennen sich, standen im Vorfeld der Wahlen jedoch nicht in Kontakt.
- Der Vorentscheid zur Wahl der Deutschen Weinmajestät wird heute ab 16 Uhr per Livestream auf www.deutscheweinmajestaet.de übertragen.
„Einfach tief durchatmen“ als Rezept gegen Aufregung
Im Rahmen eines dreitägigen Seminars wurden die Kandidatinnen und Kandidaten auf die Vorentscheidung vorbereitet. Neben fachspezifischen Themen und einem Englisch-Auffrischungskurs stand eine Medienschulung auf dem Programm. Geübt wurden dabei etwa Interviews, und es gab Tipps von den Profis, wie man in diesen Situationen mit Nervosität umgeht. „Einmal tief durchatmen, das hilft mir tatsächlich am besten“, hat Katja Simon festgestellt.
Mit dem Seminar war die Vorbereitung für die Teilnehmenden nicht abgeschlossen. Das Wissen musste im Selbststudium zu Hause weiter vertieft werden. Als Repräsentantin für das Weinland Deutschland sind Kenntnisse über alle Anbaugebiete erforderlich. „Das muss man sich aneignen.“ Dabei unterstützten sich die Kandidatinnen und Kandidaten, alle Spezialisten für das jeweilige Heimatanbaugebiet, gegenseitig. „Es gibt kein Konkurrenzdenken, sondern ein Gemeinschaftsgefühl. Es ist ein Miteinander, kein Gegeneinander.“ Per Telefon oder über Messenger-Dienste wurden die Informationen ausgetauscht, Fragen beantwortet. Dass bei der Wahl erstmals Männer am Start sind, begrüßt die Bergsträßer Weinhoheit ausdrücklich. „Die Gesellschaft verändert sich. Ich finde es gut, dass das DWI mit dieser Entwicklung mitgeht.“
Kandidaten haben 45 Sekunden Zeit für eine Antwort
In Sachen Weinbereitung ist Katja Simon eine Fachfrau: Sie hat ihr Bachelorstudium für Weinbau und Önologie in Geisenheim abgeschlossen. Aktuell absolviert sie ein vertiefendes Masterstudium inklusive zwei Semestern in Wien. Weinbau-Praktika führten sie nach Mallorca, nach Südtirol, in die Pfalz und ins Rheingau. Und die Liebhaberin des Bergsträßer Rieslings stammt aus dem renommierten Zwingenberger Weingut Simon-Bürkle.
Das geballte Fachwissen gilt es bei den Fragerunden im Saalbau gebündelt zu präsentieren. Die Zeit für die Antworten ist festgelegt. „Es wird nicht einfach, alles in 45 Sekunden unterzubringen.“ Trotz des zunehmenden Lampenfiebers ist sie bestrebt, der Herausforderung gelassen zu meistern. „Ich würde es gerne ins Finale schaffen, versuche aber, entspannt zu bleiben.“
Fanbus aus Zwingenberg macht sich auf den Weg
Unterstützung erhält die junge Frau beim Vorentscheid von einer Delegation aus Zwingenberg. „Mein Fanclub“, berichtet sie schmunzelnd. Mit einem Bus macht sich die Abordnung aus ihrer Heimatstadt mit „Weck, Worscht und (Bergsträßer) Woi“ im Gepäck auf den Weg nach Neustadt. Die Rückreise an die Bergstraße wird Katja Simon unabhängig vom Ausgang der Wahl mit ihrem „Fanclub“ im Bus antreten. „Dann wird richtig gefeiert, darauf freue ich mich schon.“
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