Netzwerk Bergsträßer Wald

Der Bergsträßer Wald ist hart im Nehmen, aber auch stark gestresst

Von 
red
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Zwingenberg/Malchen. Das Netzwerk Bergsträßer Wald, das im Sommer gegründet wurde und auch den Zwingenberger (Stadt-)Wald in den Blick nimmt (wir haben berichtet), hatte jetzt in Kooperation mit dem Naturschutzbund Deutschland, Ortsgruppe Seeheim-Jugenheim, zu einer Vortragsveranstaltung nach Malchen eingeladen. Dort referierte Dr. Christian Storm, Vegetationsökologe an der TU Darmstadt und Akteur beim „Runden Tisch Wald“ der Stadt Darmstadt, zum Thema „Waldökosysteme in der Klimakrise – Stressfaktoren und Waldökosystem-Management“.

Wie es in einer Pressemitteilung der Veranstalter heißt, erläuterte Storm in seinem „sehr lebhaften Vortrag“ zunächst die charakteristischen Eigenschaften des Ökosystems Wald und warum es ganzheitlich betrachtet werden müsse. Er ging auf die Stressfaktoren für das Ökosystem ein und zeigte mögliche Wege auf, wie diese Faktoren durch Ökosystem-Management seiner Auffassung nach reduziert werden können.

Komplexe Abhängigkeiten

Der Vegetationsökologe zeichnete ein umfassendes Bild des komplexen Ökosystems Wald, anhand dessen er aufzeigte, wie in diesem System alles zusammen- und voneinander abhängt. Zum Beispiel hängt der Wasserhaushalt des Waldes eng mit der Kronendichte zusammen und diese wiederum davon, wie gut die Nährstoffversorgung im Boden ist. Storms Fazit dieser ersten allgemeinen Darstellung: Wälder sind als selbstregulierende und selbsterhaltende Systeme gut in der Lage, sich ändernden Bedingungen – auch dem Klimawandel – eigenständig anzupassen.

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Nachdem Storm die Komplexität des Ökosystems Wald aufgezeigt hatte, ging er auf einzelne Stressfaktoren ein, die der Selbsterhaltung und Selbstregulierung im Wege stehen können. Er unterteilt diese in äußere und innere Stressfaktoren. Äußere Stressfaktoren umfassen vor allem den Klimawandel, Luftschadstoffe und Zerschneidungen der Wälder durch Straßen und Siedlungen und führen in Kombination zu starkem Stress für die Wälder.

Innere Stressfaktoren können nach Auffassung von Storm gegenüber äußeren deutlich durch gezielte Maßnahmen reduziert werden:

Das Ausräumen von Totholz, wodurch vor allem Nährstoffe und Wasserspeicher entfernt werden und Hitzestress entsteht, sollte unterbleiben.

Pflanzungen, insbesondere mit gebietsfremden Arten, stören das Ökosystem und sollten die Ausnahme sein.

Verbiss von jungen Bäumen und Trieben durch Rehwild kann durch effektives Jagdmanagement gering gehalten werden.

Holzernte und Pflege führen zur Auflichtung und damit zu Hitze- und Trockenstress und sollten minimiert werden, zumal Storm der Auffassung ist, dass schwere Forstmaschinen den Boden, der das langfristige „Kapital“ des Waldes und daher unbedingt zu schützen sei, „dauerhaft zerstören“. Ein weiterer damit einhergehender und leicht vermeidbarer Stressfaktor seien die vielen Schäden an verbleibenden Bäumen, die durch Fäll- und Erntearbeiten entstehen.

In der gemeinsamen Pressemitteilung von Netzwerk und Nabu heißt es abschließend: Nach dem Vortrag, in dem es Dr. Christian Storm gelang, wissenschaftliche Erkenntnisse einem breiten Publikum anschaulich und verständlich zu machen, entstand eine lebhafte Diskussion. Dabei wurden unterschiedliche Fragen zu den einzelnen Stressfaktoren noch einmal vertieft. Zum Beispiel wurde Themen wie die Jagd und oder die Ansiedlung gebietsfremder Pflanzen im Bergsträßer Wald kritisch diskutiert.

Am Ende der Veranstaltung waren sich alle einig, dass die zwei Stunden zwar dicht mit Inhalt gefüllt, aber immer noch zu wenig waren, um dem Themenkomplex Wald und Waldmanagement gerecht zu werden. Es soll eine Fortsetzung des Austauschs geben. red

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