Bürgermeister-Wahlkampf

Stefan Juchems setzt auf Beteiligung der Zwingenberger

Der unabhängige Bürgermeisterkandidat hatte zu einem Talk in den Diefenbachsaal in Zwingenberg eingeladen.

Von 
Michael Ränker
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Der unabhängige Bürgermeisterkandidat Stefan Juchems (Bündnis 90/Die Grünen), der von GUD und SPD unterstützt wird, hatte zu einem Talk in den Diefenbachsaal eingeladen. Juchems (li.) beantwortete auch Fragen aus dem Publikum. Moderiert wurde die Veranstaltung von Linda Frey (re.). © Michael Ränker

Zwingenberg. Am Sonntagabend „talkten“ die Kanzlerkandidaten Olaf Scholz (SPD) und Friedrich Merz (CDU) vor einem Millionenpublikum im Fernsehen, am Nachmittag „talkte“ der Zwingenberger Bürgermeisterkandidat Stefan Juchems mit Bürgerinnen und Bürgern im sehr gut besuchten Diefenbachsaal des „Bunten Löwen“. Während Scholz und Merz sich von den Journalistinnen Maybrit Illner und Sandra Maischberger auf den Zahn fühlen ließen, stellte bei der Gesprächsrunde unter der Überschrift „Erfahrungen, Haltungen, Perspektiven“ Juchems Parteifreundin Linda Frey (Bündnis 90/Die Grünen) die Fragen. Allerdings nicht nur ihre eigenen:

Die Teilnehmenden machten rege von der Möglichkeit Gebrauch, ihre Fragen auf Karten zu notieren, die die Moderatorin - sie ging in ihrer Heimatgemeinde Mühltal im Jahr 2024 bei der dortigen Bürgermeisterwahl für die Grünen ins Rennen - dann aufgriff. Juchems, der als unabhängiger Kandidat antritt, aber von GUD und SPD unterstützt wird, wäre nach eigenen Aussagen gerne mit seinem Mitbewerber Sebastian Clever (CDU), der von der FDP unterstützt wird, über die von den Bürgerinnen und Bürgern gestellten Fragen ins Gespräch gekommen. Doch Clever habe seine Einladung für eine gemeinsame Veranstaltung bedauerlicherweise ausgeschlagen.

Große Bandbreite an Themen

Die Bandbreite der Themen, die der 52-jährige Pflegewissenschaftler und Leiter des Referats Innenrevision im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen am Sonntagnachmittag zu bearbeiten hatte, war groß: Braucht Zwingenberg mehr öffentliche und zudem barrierefreie Toiletten? Was kann man gegen Dauerparker, die keine ÖPNV-Kunden sind, auf dem Park & Ride-Parkplatz am Bahnhof unternehmen? Oder was will Juchems dafür tun, dass in privaten Garagen, die widerrechtlich als Lagerräume genutzt werden, wieder Autos abgestellt werden, die sonst den öffentlichen Raum blockieren?

Und auch kommunalpolitische „Klassiker“ landeten auf der Agenda: Mit den Teilnehmenden ins Gespräch kam Juchems auch über Konzepte für die künftige Nutzung der ehemaligen Jugendherberge und die Jugendpflege, Maßnahmen gegen Unwetterkatastrophen in Folge des Klimawandels, mehr Tempo 30 auf der B3, weitere E-Ladesäulen im Stadtgebiet, Solaranlagen auf Altstadtdächern, Gewerbeansiedlungen, Kinderbetreuung oder die Trinkwasserversorgung.

Stefan Juchems, der mit seiner Lebensgefährtin und deren beiden Kindern in der Gemeinde Seeheim-Jugenheim lebt, präsentierte sich dabei als Anwärter auf den Chefsessel im Rathaus, der bei der Beantwortung dieser und weiterer Fragen - also grundsätzlich - auf die „Schwarmintelligenz“ der Bevölkerung beziehungsweise auf Bürgerbeteiligung setzen möchte. In diesem Zusammenhang verwies Juchems auch auf seine Qualifikation als Systemischer Berater.

Photovoltaik, Jugendpflege und Kinderbetreuung

Dass beispielsweise die Altstadtsatzung die Installation von Photovoltaikanlagen erschwere, sei aus seiner Sicht nicht in Stein gemeißelt: „Wir müssen uns immer die Frage stellen: Was brauchen wir jetzt und heute.“ Und das am besten im Zusammenwirken mit den Betroffenen. Ähnlich seine Herangehensweise in Sachen Jugendpflege, über die er gemeinsam mit allen Akteuren von Jugendarbeit in der Kommune ins Gespräch kommen wolle. Viele Herausforderungen seien in Zwingenberg aber auch schon gut gelöst, zum Beispiel das Thema Kinderbetreuung, bei der es gegenwärtig sogar noch freien Plätze gebe.

Angesichts der Handlungsmöglichkeiten eines Rathauschefs sei er sich durchaus bewusst, dass es auch im Bereich der kommunalen Selbstverwaltung eine klare Gewaltenteilung gebe, die er zu respektieren habe: Die Mandatsträger der Stadtverordnetenversammlung fassen die Beschlüsse, der Bürgermeister und sein Rathausteam führen sie aus. Seine persönliche Einflussmöglichkeit auf die Geschicke der Stadt allerdings ergäben sich dabei aus seinen persönlichen Fähigkeiten, wie Beschlüsse vorbereitet beziehungsweise umgesetzt werden. Dabei spiele für ihn der Begriff „gemeinsam“ eine zentrale Rolle.

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„Was würdest du alles tun, um Bürgermeister in Zwingenberg zu werden“, griff Moderatorin Linda Frey gegen Ende der Veranstaltung eine weitere Publikumsfrage auf – und Stefan Juchems schmunzelte: „Ich würde sogar ich selbst bleiben!“ Juchems weiter: „Ich bin, wie ich bin – ich mache nur ein Angebot, alles andere müssen die Bürgerinnen und Bürger entscheiden.“

Die „Talkrunde“ mit Stefan Juchems fand am Sonntagnachmittag zur besten Kaffeetafel-Zeit statt, und daher lud der Bewerber anschließend dazu ein, mit ihm bei selbst gebackenem Kuchen noch ins Gespräch zu kommen.

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