Zwingenberg. Holger Habich (FDP) wird bei der Zwingenberger Bürgermeisterwahl im Jahr 2025 nicht mehr kandidieren. Bei einem Pressegespräch am Montagvormittag im Goethezimmer des „Bunten Löwen“ kündigte der Amtsinhaber zudem an, dass er den Chefsessel im Rathaus vorzeitig – neun Monate vor Ende der Amtszeit am 31. August 2025 – räumen wird. Bereits am 1. Dezember wechselt der 48-Jährige nach Frankfurt: Er wird Leiter des Ordnungsamtes und damit Vorgesetzter von rund 600 Mitarbeitenden.
Der Magistrat der Mainmetropole stimmte seiner Anstellung am vergangenen Freitag zu, nachdem Habich sich zuvor im Stadtrat und bei den Regierungsfraktionen der Stadtverordnetenversammlung (Grüne, SPD, FDP, Volt) vorgestellt hatte. Am Montag informierte der scheidende Bürgermeister auch den Zwingenberger Magistrat und seine Mitarbeiter über seine Pläne.
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In Frankfurt folgt Holger Habich auf Karin Müller (CDU), die das Ordnungsamt seit 2020 geleitet hatte und nach dem Regierungswechsel in Hessen zur Staatssekretärin für Bundes- und Europaangelegenheiten in die Staatskanzlei berufen wurde. Habichs Wechsel indessen hat mit Parteipolitik nichts zu tun, wenngleich das Ordnungsamt ins Dezernat der Freidemokratin Annette Rinn fällt; die Stadträtin ist zuständig für Ordnung, Sicherheit und Brandschutz.
Die Entscheidung gegen eine vierte Amtszeit viel frühzeitig
Für den scheidenden Bürgermeister stand bereits seit dem vergangenen Jahr fest, dass er in Zwingenberg auf eine dritte Amtszeit nicht noch eine vierte folgen lassen will. In diesem Frühjahr entdeckte Habich dann die vielversprechende Ausschreibung für die vakante Behördenleiterposition „durch Zufall im Staatsanzeiger“, bewarb sich „nach kurzem Überlegen“, rechnete mit Blick auf die Verfahrensdauer dann aber „sogar eher mit einer Absage“. Doch es kam anders: Der promovierte Jurist mit langjähriger Verwaltungserfahrung, dessen Studienschwerpunkt Verwaltungsrecht war, und Vorgesetzte von aktuell rund 100 Beschäftigten setzte sich gegen die Mitbewerbenden durch. Sein künftiger Titel lautet „leitender Magistratsdirektor“.
Im Jahr 2007 der jüngste Bürgermeister im Kreis Bergstraße
Holger Habich wurde erstmals im Jahr 2007 zum Bürgermeister von Zwingenberg – dort lebt er – und Rodau – dort ist er aufgewachsen – gewählt. Sein Vorgänger, der parteilose, aber von der CDU unterstützte Dieter Kullak, war nicht mehr angetreten.
FDP-Mann Habich, der zu diesem Zeitpunkt bereits gut ein Jahrzehnt lang als Mitglied des Ortsbeirats beziehungsweise der Stadtverordnetenversammlung Kommunalpolitik gemacht hatte und von der CDU unterstützt wurde, setzte sich gegen zwei Mitbewerber durch, nämlich gegen Gabriele Keßler (SPD) und Hans-Henrich Spieß (GUD). Im ersten Wahlgang holte Habich 47,7 Prozent, auf Keßler entfielen 30,2 Prozent und auf Spieß 22,2 Prozent. Die Stichwahl entschied Habich dann mit 53,7 Prozent für sich, Keßler holte respektable 46,3 Prozent. Mit 32 Jahren war Habich seinerzeit der jüngste Bürgermeister im Landkreis Bergstraße.
Sechs Jahre später erfolgte seine Wiederwahl; als Herausforderin hatten SPD und GUD dieses Mal eine gemeinsame Kandidatin ins Rennen geschickt: Christine Klein, heute Bürgermeisterin von Bensheim, konnte sich im ältesten Bergstraßenstädtchen jedoch nicht durchsetzen: Sie erreichte 26,1 Prozent, Habich konnte 73,9 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Zum dritten Mal gewählt wurde Habich dann im Jahr 2019, einen Mitbewerber gab es nicht – und der Amtsinhaber wurde mit eindrucksvollen 77 Prozent bestätigt. mik
Vor dem Wechsel aus einer der kleinsten Kommunen Hessens – in Zwingenberg leben gegenwärtig gut 7300 Menschen – in die mit 770 000 Einwohnern größte Stadt des Bundeslandes und der anspruchsvollen Aufgabe, für Sicherheit und Ordnung mitverantwortlich zu sein, hat Habich durchaus Respekt, aber bange ist ihm nicht: „Ich traue mir das zu, sonst hätte ich mich nicht beworben.“ Frankfurt wiederum ist für Habich auch keine unbekannte Größe: Vor allem das Kunst- und Kulturangebot hat es ihm angetan, die Frankfurter Oper besucht er seit Jahren als Abonnent. Überdies war Habich vor seinem Wechsel ins Bürgermeisteramt beim Verband der Chemischen Industrie in Frankfurt als Rechtsanwalt beschäftigt; zeitweise war er sogar „Wahl-Frankfurter“ und lebte mit einer Studienkollegin dort in einer WG.
Trotz der neuen Position ist kein Umzug nach Frankfurt geplant
Als Bürger wird Habich der Stadt Zwingenberg erhalten bleiben, an einen Umzug in die Mainmetropole denkt er nicht: Mit dem Regionalexpress sind’s ja – zumindest theoretisch – gerade mal 29 Minuten vom Bahnhof Zwingenberg bis an den Hauptbahnhof Frankfurt. „Und ich freue mich sehr darauf, wieder durch meine Heimstadt gehen zu können, ohne immer denken zu müssen: Hier ist noch etwas zu erledigen und dort müsste noch etwas getan werden.“
Das Bürgermeisteramt mache ihm zwar „nach wie vor große Freude“, aber nach fast 18 Jahren sei es „Zeit für einen neuen Impuls“ – und zwar sowohl für ihn selbst, als auch für die Kommune. Und als „unter Fünfzigjähriger“ sei die Zeit reif gewesen, noch einmal etwas Neues in Angriff zu nehmen. Diejenigen, die zu Beginn seiner Amtszeit behauptet hätten, „der Habich macht das ohnehin nur eine Amtszeit, der will doch parteipolitische Karriere machen“, habe er auf jeden Fall Lügen gestraft: „Ich habe eine zweite Amtszeit nie ausgeschlossen, dass es noch eine dritte Amtszeit wird, das hat sich dann so ergeben.“
Erste Stadträtin Karin Rettig übernimmt die Amtsgeschäfte
Das vorzeitige Ausscheiden von Holger Habich aus dem Bürgermeisteramt bleibt für Zwingenberg nicht ohne Folgen: Erste Stadträtin Karin Rettig wird als Stellvertreterin des Bürgermeisters die Amtsgeschäfte übernehmen müssen. Vermutlich muss sie jedoch nur bis im zeitigen Frühjahr regieren, denn dann wird aller Voraussicht nach die Bürgermeisterwahl stattfinden.
Und wer auch immer auf Habich folgt: Die oder der kann bereits am Tag nach der gewonnenen Wahl ins Rathaus einziehen. Der Termin für den Urnengang kann laut Habich erst dann festgelegt werden, wenn er tatsächlich auch die Ernennungsurkunde für seinen neuen „Job“ in Händen hält: „So lange könnte ich ja noch zurückziehen und würde dann Bürgermeister der Stadt Zwingenberg bleiben.“
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