Kommunalpolitik

Zwingenbergs Bürgerbus bleibt Thema

Stadt hält an ihrem Antrag auf Förderung fest. Einsatzgebiet soll vor allem der wenig angebundene Stadtteil Rodau sein.

Von 
Michael Ränker
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Ein Bürgerbus, wie er im Landkreis Groß-Gerau im Einsatz ist, könnte das ÖPNV-Angebot zwischen Zwingenberg und Rodau erweitern. © Landesstiftung „Miteinander in H

Zwingenberg. Das Thema Bürgerbus ist in Zwingenberg zwar nicht „in aller Munde“, es hat sich aber auch noch nicht erledigt: Wie Rathauschef Sebastian Clever jetzt auf Anfrage der CDU-Fraktion erläuterte, liegt die sogenannte „Interessenbekundung“ für ein solches Fahrzeug, die das Datum vom 16. September 2022 trägt, nach wie vor bei der Bürgerbus-Servicestelle der Landesstiftung „Miteinander in Hessen“ vor. Dort werde geprüft, ob Zwingenberg in der laufenden Förderrunde 2024 bis 2029 ein solches Vehikel erhält.

Förderprogramm soll Attraktivität ländlicher Regionen sichern

Damit beantwortete der Bürgermeister auch die Frage, ob das Bürgerbus-Programm, das Teil der im Februar 2018 gestarteten Offensive „Land hat Zukunft – Heimat Hessen“ ist, auch noch unter der aktuellen Landesregierung Bestand hat. Das ist der Fall: Aktuell werden elf neue E-Busse des Typs Opel Vivaro erwartet, hat die Rathaus-Recherche ergeben. Mit dem genannten Programm will die Hessische Landesregierung dazu beitragen, die Attraktivität ländlicher Regionen zu sichern. Landesweit sind etwa 150 Bürgerbusse - 105 davon gefördert - im Dienst. Das Land leistet pro Bus etwa einen Beitrag von 41.545 Euro. Ob künftig auch in Zwingenberg ein geförderter Bürgerbus rollen wird, das soll bis Ende dieses Jahres entschieden sein.

Cittaslow als Impulsgeber

Der Begriff „Bürgerbus“ tauchte im Jahr 2021 erstmals in Zwingenberger auf, und zwar im Arbeitskreis Cittaslow. Vorgestellt wurde das Konzept dann im Rodauer Ortsbeirat, weil Zwingenbergs einziger Stadtteil in Sachen ÖPNV eher schlecht angebunden ist. Die CDU-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung wiederum machte aus der Idee einen Antrag, der vom Kommunalparlament nahezu einstimmig gebilligt wurde: Auch das älteste Bergstraßenstädtchen soll sich um ein solches Vehikel bemühen, das – gesteuert von einem ehrenamtlichen Fahrerkreis – überall dort eingesetzt werden soll, wo das ÖPNV-Angebot Defizite hat. Zum Beispiel auf der Strecke zwischen Rodau und Zwingenberg, wo es außer dem Schulbus und einem Ruftaxi keine klassische Linienbusverbindung gibt.

Weil bis dato aus der Theorie allerdings noch keine Praxis geworden ist, erinnert die CDU-Fraktion unter der Leitung ihres Vorsitzenden Christoph Neumeister nun an den im September 2021 gefassten Beschluss mit einer Anfrage an den Magistrat; die Christdemokraten baten um einen Statusbericht. Schließlich sei nach dem Beschluss ein Konzept entwickelt, eine Bürgerbefragung durchgeführt und ein Förderantrag beim Land Hessen gestellt worden. Daraufhin habe man aus Wiesbaden gehört, dass neue Bürgerbusse frühestens im Jahr 2024 wieder gefördert würden. Christoph Neumeister schreibt: „Zwischenzeitlich haben die Landesregierung und der Bürgermeister gewechselt, weshalb wir um einen Statusbericht bitten.“

Ehrenamtliche Fahrer

Mit dem Vorhandensein eines Bürgerbusses ist es allerdings nicht getan, denn benötigt werden auch ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer. Und es braucht Passagiere. Die bei einer Bürgerversammlung im Jahr 2022 vorgestellten Ergebnisse einer – ausdrücklich nicht repräsentativen - Befragung waren allerdings eher ernüchternd. Die Zahl von 54 Teilnehmern an der Befragung - 41 Zwingenberger, 13 Rodauer - vermittelt aber zumindest einen subjektiven Eindruck:

Ein massives Mobilitätsproblem, über dessen Lösung sich Kommunalpolitiker aller Fraktionen besonders mit Blick auf Rodau in den vergangenen Jahren immer wieder den Kopf zerbrochen haben, scheint es nicht zu geben. Auf die Frage „Haben Sie manchmal Schwierigkeiten, um nach Bensheim, Heppenheim oder Alsbach-Hähnlein zu kommen?“ antworteten 64 Prozent mit einem klaren „Nein“. Mit 67 Prozent sogar noch etwas größer fiel die Schar der „Nein“-Sager auf die Frage „Haben Sie manchmal Schwierigkeiten, um von Rodau nach Zwingenberg zu kommen?“ aus.

Umfrage nicht repräsentativ

50 Prozent der Befragten gaben an, das eigene Auto zu nutzen, um nach Bensheim, Alsbach-Hähnlein oder Heppenheim zu gelangen, 20 Prozent fahren mit dem ÖPNV, 15 Prozent mit dem Fahrrad, 11 Prozent sind als Mitfahrer in den Autos von Verwandten oder Freunden unterwegs und 4 Prozent rufen sich ein Taxi. Ähnlich gestalten sich die Antworten auf die Frage, wie die Rodauer nach Zwingenberg kommen: 62 Prozent mit dem eigenen Auto, 27 Prozent mit dem Fahrrad, 9 Prozent sind als Mitfahrer in den Autos von Verwandten oder Freunden unterwegs und 2 Prozent rufen sich ein Taxi. Auf die mit Blick auf das Thema Bürgerbus zentrale Frage, wie oft sie denn das Vehikel nutzen würden, antworteten 42 Prozent mit „selten bis nie“. 27 Prozent könnten sich vorstellen, einmal bis zweimal im Monat in den Bürgerbus einzusteigen, 19 Prozent einmal bis zweimal pro Woche und 12 Prozent dreimal bis viermal pro Woche.

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Zugegebenermaßen wurde die vorliegende Umfrage nicht in alle Haushalte von Kernstadt und Stadtteil verteilt: Der Fragebogen stand zum Download auf der städtischen Webseite zur Verfügung und wurde auf verschiedenen „Kanälen“ beworben, darüber hinaus wurde er beim Seniorenausflug verteilt oder lag im Bürgerbüro aus.

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