Kommunalpolitik

Die Stadt Zwingenberg plant Vorschlagsportal für Baumpflanzungen

Online sollen Bürger an der Auswahl neuer Baumstandorte beteiligt werden. Die Stadtverordneten stimmen mehrheitlich für den GUD-Antrag

Von 
Michael Ränker
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Über ein Online-Portal sollen Bürger zukünftig Standorte für neue Bäume vorschlagen können. Unser Bild zeigt einen Baum im Stadtpark während der Blütezeit. © Thomas Neu

Zwingenberg. Auf der Webseite der Stadt Zwingenberg wird demnächst ein Portal eingerichtet, das die Zwingenberger und Rodauer nutzen können, um Standorte für zusätzliche Bäume im Stadtgebiet vorzuschlagen. Die Stadtverordnetenversammlung folgte in ihrer jüngsten Sitzung mit großer Mehrheit einem entsprechenden Antrag der Gemeinschaft für Umweltschutz und Demokratie. GUD-Fraktionsvorsitzender Ulrich Kühnhold argumentierte, mit einer größeren Zahl von Bäumen würde ein „erheblicher Beitrag“ zum Klimaschutz geleistet werden, weil durch sie ein Aufheizen bebauter Flächen reduziert werden könne: „Sie haben das Potenzial, die Durchschnittstemperaturen in der näheren Umgebung um mehr als zwei Grad zu senken, sofern sie über ein gewisses Kronenvolumen verfügen. Durch ihre Schattenwirkung sorgen sie dafür, dass die Wärmespeicherfähigkeit der Umgebung reduziert wird.“

Aufwand für Verwaltung durch Bürgerbeteiligung reduzieren

Im ältesten Bergstraßenstädtchen seien in den vergangenen Jahren „zahlreiche“ Bäume „verschwunden“, kritisierte Kühnhold in der Begründung des GUD-Antrags weiter. Deshalb habe seine Fraktion bereits im Juli 2023 eine „Potenzialanalyse“ für zusätzliche Baumpflanzungen initiiert, bedauerlicherweise sei sie von der Verwaltung bis dato nicht weiter bearbeitet worden. Der Vorschlag sei nicht, wie beschlossen, in den Fachausschüssen der Stadtverordnetenversammlung beraten worden. Man habe aus dem Rathaus lediglich die Auskunft erhalten, dass die Initiative der GUD mit einem zu großen Arbeitsaufwand für die Verwaltung einhergehe und man ein externes Büro beauftragen müsse. Daher schlage man nun ein Meldeportal für potenzielle Standorte vor, die dann im Rathaus geprüft werden könnten. Kühnhold: „Durch eine Bürgerbeteiligung lässt sich der Aufwand für die Verwaltung reduzieren und ein Abgleich mit dem Baumkataster der Stadt herstellen.“

SPD findet Idee „sehr gut“

„Ich halte die Idee für sehr gut“, befürwortete SPD-Stadtverordnete Christine Kubitzek die Initiative der GUD und wollte sie sogar noch erweitern. Als Mitglied des Arbeitskreises Cittaslow – Zwingenberg gehört seit einigen Jahren dem weltweit agierenden Netzwerk lebenswerter Städte an – habe sie die Webseiten anderer Kommunen angeschaut und festgestellt, dass der Stadt auf ihrem Internet-Auftritt ohnehin eine Interaktionsmöglichkeit fehle, mit Hilfe derer die Bürgerinnen und Bürger sich an Projekten beteiligen können, die ihren Lebensraum betreffen. Als Beispiele nannte sie die Umgestaltung des Stadtparks oder den Aktionsraum Marktplatz. Frau Kubitzek schlug vor, das Vorschlagsportal für Baumpflanzungen daher weiter zu fassen, zog am Ende einen entsprechenden Antrag jedoch zurück.

CDU hält den Grundgedanken für „gut und richtig“

CDU-Fraktionsvorsitzender Christoph Neumeister hielt den „Grundgedanken“ des GUD-Antrags ebenfalls für „gut“ und „richtig“, allerdings teilten die Christdemokraten nicht die Auffassung der Gemeinschaft für Umweltschutz und Demokratie, wonach die Stadt in puncto Baumpflanzungen in der Vergangenheit untätig gewesen sei. Der Magistrat bearbeite das Thema bereits und „der Gedanke, da kommt ein Baum hin, ist schließlich nicht ganz so trivial“. Im öffentlichen Raum hänge ein geeigneter Standort beispielsweise davon ab, ob die dafür nötigen Erdarbeiten beziehungsweise das Wurzelwerk keine Leitungen tangiere. Die Umsetzung der Idee sei daher „langwierig“ und „schwierig“. Neumeister befürchtete außerdem eine Inflation von Vorschlagsportalen für diese und jene Idee, wobei verkannt werde, dass es heute schon eine Beteiligungsmöglichkeit gebe. Der CDU-Fraktionschef nannte den sogenannten „Mängelmelder“ des Interkommunalen Bauhofs in Trägerschaft des Zweckverbands Kommunale Dienste (ZKD) Alsbach, Hähnlein, Zwingenberg: „Den könnte ich genauso verwenden, um Hinweise zu geben.“ Allerdings pflichte er seiner Vorrednerin Christine Kubitzek bei, dass transparenter dargestellt werden müsse, „was wir alles schon haben“. Obwohl seine Fraktion nicht „hundertprozentig“ überzeugt sei, werde man angesichts des eher „geringen Aufwands“ für die Einrichtung des Portals den „Versuchsballon“ unterstützen: „Wenn es nichts bringt, dann können wir es ja wieder einstellen.“

FDP für Baum-Patenschaften

FDP-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Dams verwies auf eine Anfrage seiner Partei in Sachen Grünpflege (wir werden noch ausführlich berichten), aus deren Beantwortung ja hervorgegangen sei, dass bereits Standortvorschläge für neue Bäume erarbeitet worden seien. Trotzdem sei so ein Portal „nicht schlecht“, denn so könnten die Bürgerinnen und Bürger vielleicht gemeinsam mit ihren Standortvorschlägen auch die Bereitschaft erklären, eine Patenschaft für „ihren“ Baum zu übernehmen.

„Wichtig ist, dass man die Vorschläge dann auch umsetzt“, erinnerte auch SPD-Stadtverordneter Peter Kaffenberger daran, dass es bereits Standortvorschläge gebe. Aber wenn man sehe, wie klein das Budget der Stadt für Neupflanzungen sei, dann müsse im Rahmen der Haushaltplanerstellung auch daran gedacht werden, ausreichend Geld einzustellen. „Nur ein Baumvorschlagsportal zu haben, das bringt überhaupt nichts.“ FDP-Stadtverordneter Wolfgang Volk pflichtete bei: „Das Portal alleine bestellt, bezahlt und pflanzt keine Bäume“, sondern es brauche so oder so immer das Zutun der Verwaltung.

„So ein Portal ist eine zeitgemäße Sache“, warb GUD-Stadtverordnete Angela Kannengießer um Zustimmung für den Antrag ihrer Fraktion, allerdings sei ein Vorschlagsportal im Sinne der GUD-Idee dann doch etwas anderes als der von der CDU ins Spiel gebrachte „Mängelmelder“. Ihr Kollege Ulrich Kühnhold hoffte im Schlusswort des Antragstellers darauf, dass durch das Portal und die Vorschläge der Bürger der Druck auf die Verwaltung „etwas höher wird, sich mit dem Thema zu beschäftigen“. Kühnhold: „Wir brauchen die Hilfe unserer Bürger, dann wird so ein Thema eher angefasst, als wenn wir einmal im Jahr einen Antrag stellen, der dann abgeheftet wird.“

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