Zwingenberg. Der erste Blick fällt auf den Rennboliden rechts vom Eingangstor. „Ein Radical SR8“, erklärt Florian Quante. 700 Kilogramm schwer, 450 PS, Chassis aus Kohlefaser. Der Motor des Flitzers besteht aus zwei zusammengebauten Motoren der Suzuki-Hayabusa, eines sogenannten Superbikes. „Mit dem kann man quasi an der Decke fahren“, beschreibt Quante den besonderen Anpressdruck des Radical. Das Fahrzeug eines Kunden ist zur Wartung in der Zwingenberger Werkstatt.
Ein anderes, kleines, aber doch gut sichtbares Kundenauto befindet sich im hinteren Teil der Halle: ein Smart. Unfallschaden. Das wirft Fragen auf. „Wir machen alles, alle Fabrikate, alle Reparaturen und eben auch Rennautos“, erläutert Kraftfahrzeugtechniker-Meister Florian Quante die breite Ausrichtung seines Unternehmens.
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Der Anblick des vielfältigen Fuhrparks von Smart bis Radical sorgt nicht nur bei Besuchern für ein wenig Verwirrung. „Manche Kunden fragen, ob sie ihren Pkw überhaupt zu uns bringen dürfen“, erzählt Janis Müglich mit einem Schmunzeln. Der 20-jährige Kfz-Mechaniker ist Quantes Cousin und Mitarbeiter und stets an der Seite seines Chefs, wenn Extraschichten angesagt sind. Und das war in den vergangenen eineinhalb Jahren häufig der Fall.
Die nötige Passion ist vorhanden
Dabei sah es für den 35-Jährigen Firmeninhaber und sein vierköpfiges Team zu Beginn der Corona-Pandemie zunächst nach einer Durststrecke aus. „Die Leute haben in den ersten ein, zwei Wochen alle Termine abgesagt.“ Florian Quante forcierte daraufhin den Online-Handel mit Autozubehör. Mit Qualitäts-Teile-Quante (QTQ) war er vor zehn Jahren in der elterlichen Garage in Bensheim-Hochstädten in die Selbstständigkeit gestartet. Den Namen QTQ behielt er bei, als er 2014 seine eigene Kfz-Werkstatt in der Gernsheimer Straße in Zwingenberg eröffnete.
Das Auftragstief im Frühjahr 2020 war nur von kurzer Dauer, es setzte ein regelrechter Run auf die Werkstatt ein. „Uns wurde praktisch die Bude eingerannt.“ Bis vor wenigen Wochen waren Quante und Müglich jedes Wochenende in der Werkstatt tätig. Eine Phase der Belastung, durch die das Duo von der Leidenschaft für das Kfz-Fach getragen wurde. „Wenn man es richtig machen will, braucht man die nötige Passion, und die haben wir beide“, so Florian Quante.
Während seiner Anfangszeit in Zwingenberg kam er über einen Kunden und dessen Fahrzeug in Kontakt zum Rennsport. Obschon er als zweieinhalbjähriger mit einer Yamaha BW 50 durch den Hof seiner Eltern gerauscht ist und sein Vater Dieter beim MSC Zwingenberg aktiv war, fand er erst relativ spät den Einstieg in den Automobilsport. Mit seinem eigenen Rennstall „QTQ-Race-Performance“ hat er mit einem 230 PS-starken BMW 325i in der Kategorie V4 (bis 2,5 Liter Hubraum) mittlerweile dreimal das 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife des Nürburgrings gewonnen.
Von den Erfahrungen, die er im Rennsport sammelt, profitiert er bei der Werkstattarbeit. „Man bekommt dadurch noch mal einen ganz anderen Einblick und Zugang.“ Dass die vom Computer ausgespuckten Handbuchlösungen sich für herkömmliche Pkw nicht immer als die besten erweisen, ist eine Erkenntnis, die er im Umgang mit Rennwagen als Pilot und Mechaniker gewonnen hat. „Man hat Erfahrungswerte, nach denen man handelt, selbst wenn der Computer schon grün leuchtet“, verlässt er sich etwa bei der Achsenvermessung nicht nur auf die Computer-Anzeige.
Den Motorsport betrachtet Florian Quante für sich persönlich als Fortbildungslabor und für die gesamte Automobilindustrie als Innovationstreiber. Die meisten Neuentwicklungen der Branche werden zunächst im Rennsport erprobt, bevor sie massentauglich auf die Straßen kommen. „Das wird auch so bleiben.“ Aufgrund der Energieintensität, mit der die Verbrennungsmotoren auf den Rennstrecken unterwegs sind, rechnet Quante damit, dass die Umweltdebatte in Zeiten des Klimawandels den Motorsport früher oder später erfassen wird.
„Ich mag den Geruch von Benzin“
Er bezeichnet sich als Fan von Verbrennern („Ich mag den Geruch von Benzin“), wäre aber bei einer Mobilitätswende „sofort dabei“. Zu seinem Werkstatt-Fuhrpark gehört ein Elektro-Auto. „Ideal für die kurzen Wege in der Stadt, mehr aber noch nicht.“ Ob der Elektro-Antrieb tatsächlich die Mobilität der Zukunft ist, bezweifelt er.
Technische Fragen wie der Ausbau des Ladestationen-Netzes, die Reichweite der Batterien, die schwere Löschbarkeit entflammter Akkus oder die Entsorgung alter Batterien sind für ihn überwiegend noch ungelöste Fragen.
Zudem weist er auf die Problematik der Lithium-Gewinnung hin, des für Elektroauto-Akkus notwendigen Rohstoffs. Bei einer Intensivierung des Lithiumabbaus ist von negativen Folgen für Menschen und Umwelt in den Abbauländern (etwa Chile, Bolivien oder Argentinien) auszugehen. „Wollen wir das?“ Sorgen um die Zukunft seines Gewerbes macht er sich nicht. Ob Verbrennungsmotoren, Elektroautos oder eine andere alternative Antriebsart – in die Werkstatt müssen weiterhin alle Automobile zur Inspektion oder Reparatur. „Daran wird sich nichts ändern.“
Veränderungen strebt Florian Quante beim Standort seines Betriebes an. Das 400 Quadratmeter große, angemietete Gebäude ist für ihn und seine Mannschaft inzwischen zu klein geworden. Ordnung zu halten im Werkstatt- und Lagerbereich, ist eine Herausforderung. Das nervt den ordnungsliebenden Kfz-Meister. „Es gibt nichts Schlimmeres als eine unaufgeräumte Werkstatt.“
Er würde gerne unter die Bauherren gehen und sucht dafür ein 2000 bis 3000 Quadratmeter großes Grundstück in Zwingenberg, auf dem eine circa 1000 Quadratmeter große Werkhalle errichtet werden soll. „Ich würde am liebsten in Zwingenberg bleiben und könnte praktisch morgen anfangen, zu bauen.“ Sein Interesse an einem solchen Gewerbeareal hat er schriftlich bei der Stadt hinterlegt.
Personell vergrößert hat sich QTQ bereits: Seit 1. August zählt ein Kfz-Auszubildender zum nun fünfköpfigen Team. An einem neuen Standort möchte Quante weiter wachsen und seinen Personalstand auf „sieben bis acht“ Angestellte ausbauen.
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