Zwingenberg. Griechische Oliven, italienische Trüffel-Schokolade und Bergsträßer „Ebbelwoi“: Diese Kombination gibt es wohl nur auf dem Zwingenberger Abendmarkt, der am Donnerstag in die neue Saison gestartet ist. Und passend zum mediterranen Flair zeigte sich die Sonne von ihrer besten Seite. Besucher flanierten zunächst durch den Stadtpark, ehe sie sich auf dem Rathausplatz trafen, um eine kulinarische Reise von der Bergstraße bis an Mittelmeer zu unternehmen.
Hochprozentiges aus Brombeere und Kirschpflaume
Zwar war es um 17 Uhr für manchen noch zu früh für einen Absacker, doch die Spirituosenauswahl am Stand von Gerd Müller zog dennoch Blicke auf sich: So zählt der in der Heppenheimer Westerwaldstraße ansässige Händler unter anderem einen Brombeer-Schnaps zu seinem Portfolio. Hierfür hat Müller 120 Kilogramm Brombeeren geerntet, aus denen er 2,4 Liter reinen Alkohol gewonnen hat. Bringt man diesen dann auf Trinkstärke, ergibt sich ein Ertrag von etwa fünf bis sechs Liter. Nicht viel, wenn man den Aufwand hierfür berücksichtigt.
Doch dafür bietet Müller etwas, das es in vielen Supermärkten sonst nicht zu finden gibt. Ähnliches gilt für den Kirsch-Kirschpflaumenbrand. Dieser könnte selbst für Spirituosen-Liebhaber noch ein Geheimtipp sein, denn die Digestif-Karte in der Gastronomie wird häufig noch von Birne, Quitte und Apfel geprägt. Optisch erinnert die Kirschpflaume an eine Mirabelle, geschmacklich gilt sie jedoch als säurebetonter.
Wer es lieber ruhiger angehen möchte, findet beim Heppenheimer Händler auch eine Reihe alkoholfreier Varianten. Nicht umsonst hat Müllers Geschäft den Namen „Gerds Saftladen“. Wer trotzdem nicht auf die Kirschpflaume verzichten möchte, kann zur Konfitüre greifen. Denn auch hier hat Müller eine breite Auswahl, darunter die besagte Kirschpflaume. Doch am besten gehe der Apfelwein, sagt der Händler. Die Zwingenberger mögen es eben am liebsten immer noch klassisch.
Es kommt auf den richtigen Schafskäse an
Was nicht heißt, dass mediterrane Köstlichkeiten keinen Platz finden. Denn am Stand von „Die Olive“ gibt es Antipasti, soweit das Auge reicht: Paprika, Peperoni, getrocknete Tomaten, Oliven, Aubergine – und all das in den verschiedensten Variationen. Am beliebtesten seien die Käseaufstriche, sagt der Chef des Standes, Arman Ajiri. Besonders die Ananas-Mango-Schafskäsecreme sticht hervor: Hier kommen die süßlich-fruchtigen Noten in der Symphonie mit der würzigen Textur des Käses am besten zur Geltung. Wer nun hofft, sich im nächsten Griechenland-Urlaub mit dem guten Schafskäse eindecken zu können, wird wohl enttäuscht werden. Es sei nämlich selbst in Griechenland nicht einfach, den richtigen Schafskäse zu finden, sagt Ajiri. Nur so viel verrät der Händler: „Es gibt hunderte verschiedene griechische Schafskäse.“
Wer sich den mediterranen Teller verfeinern will, ist bei Nadine Krug aus Alsbach-Hähnlein und ihrem Stand „Würzkitchen“ an der richtigen Stelle. Denn Krug bietet selbst gemachte Gewürzmischungen an. Sogar die Gewürze trocknet sie selbst, so dass Krugs Produkte praktisch zu 100 Prozent handgemacht sind. Am beliebtesten ist die Mischung „Ei love you“, die sich besonders für Omelette und Rührei eignet. Aber auch die süßen Verführungen wie der „Tussi Zucker“, bestens geeignet als Rand auf einem Cocktail-Glas, sind begehrt.
Italienische Trüffelschokolade und Bergsträßer Kracher
Noch mehr Süßes gibt es bei Heike Fippel. Die Standbetreiberin der Zwingenberger „Genussecke“ hat Tartufi im Angebot, also italienische Trüffelschokolade. Diese ist ein Klassiker der Dessert-Speise und eignet sich eigentlich immer als Nachtisch. Doch auch alle, die es ausgefallener mögen, werden bei Fippel findig. Denn die Gourmet-Expertin hat Nussmischungen für verschiedene Weine im Portfolio. So passen Wasabi-Nüsse vor allem zu einem feinherben Weißwein oder einem Prosecco, wie Fippel erläutert.
Am Stand nebenan bei den Bergsträßer Krachern gibt es auch Süßes und Herzhaftes: Derzeit haben die Betreiber einen Germknödel-Kracher im Angebot. Dieser ist ähnlich wie eine Zimtschnecke aufgebaut, besteht also aus einem handgemachten Strudelteig, der mit Mohn, Pflaumenmus und Vanille garniert wird.
Dass sich all die Köstlichkeiten nicht an einem Tag probieren lassen, versteht sich von selbst. Daher besuchten Robert Spöhr und Miriam Freitag aus Bensheim bereits im vergangenen Jahr regelmäßig den Abendmarkt. Vor allem wegen der Kulinarik und der Menschen kämen sie gerne hierher, erzählt Spöhr, der das Angebot der Stadt zu schätzen weiß: „Da kann sich Bensheim was abschauen“, sagt er. Denn eine kulinarische Reise von der Bergstraße bis ans Mittelmeer, die gibt es wohl nur auf dem Zwingenberger Abendmarkt.
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