Stadtverordnete

Umstrittener Parkplatz-Ost in Lorsch wird nicht gebaut

Von 
Nina Schmelzing
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Der Wohnmobil-Stellplatz östlich der Odenwaldallee soll um den zweiten Bauabschnitt erweitert werden und ein Bus- und Pkw-Parkplatz dort entstehen. © Neu

Lorsch. Jahrelang wurde in Lorsch heftig über den Bau eines Parkplatzes gestritten. Der sogenannte „Parkplatz-Ost“, ein Großparkplatz mit zehn Bus- und bis zu 100 Pkw-Plätzen, sollte jenseits der Weschnitz nahe am gläsernen Besucherinformationszentrum entstehen, über die B 460 angebunden werden – und er bewegte die Gemüter immens.

Er sei unerlässlich für die Welterbestätten-Besucher, um ihnen einen bequemeren Zugang zu verschaffen, argumentierten die Befürworter. Viel zu groß sei ein solcher Stellplatz im Grünen, in dieser Form überflüssig und zu weit entfernt von der Stadtmitte, wandten die Gegner immer wieder ein. Überdies drängte sich niemand danach, rund 2,5 Millionen Euro für das Projekt finanzieren zu wollen.

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Jetzt ist die lange Auseinandersetzung um den „Parkplatz-Ost“ Geschichte, der zwischenzeitlich „Ankunftsort in der Weschnitzaue“ genannt wurde und über den später – mit dem Vorteil der Standortunabhängigkeit im Namen – als „Ankunftssituation Welterbe“ debattiert wurde. Die bisherige Diskussion soll erledigt sein.

Antrag von Grünen und CDU

Denn in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung wurde beschlossen, das Problem um den Bedarf an Stellplätzen anders zu lösen. Die entscheidende Initiative dafür brachten die Fraktionen von Grünen und CDU mittels eines gemeinsamen Antrags ein. Sie forderten zum einen, das im Vorjahr beschlossene Mobilitätskonzept nicht weiterzuverfolgen. Zum anderen beantragten sie, dass der Magistrat beauftragt werde, Planungen für den Bau eines Bus- und Pkw-Parkplatzes im Gebiet des Wohnmobilstellplatzes aufzunehmen.

Lorsch-Besucher erwarten mehr

Die jetzige Situation etwa für Busreisende sei nicht optimal, rief für die CDU Olaf Jünge in Erinnerung. Sie sei einer Welterbestätte „unwürdig“. Besucher dürften jedenfalls „mehr von Lorsch erwarten“. Touristiker hatten oft darauf hingewiesen, dass „Handlungsbedarf“ bestehe. Statt einen Stellplatz östlich der Weschnitz zu errichten, solle ein Parkplatz besser im „Herzen der Stadt“ entstehen, so Jünge.

Da der Verkehr aber auch nicht in Wohngebiete geleitet werden soll, erscheint das Areal am Wohnmobilstellplatz jetzt als eine gute Alternative. Eine Erweiterung dort sei bereits „überfällig“, die Nachfrage nach Wohnmobil-Reisen steige ständig. Würden weitere Stellplätze dort geschaffen, werde das auch für mehr Tourismus in Lorsch sorgen, warb Jünge dafür, „Synergien“ zu nutzen.

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Laut des schon vor knapp zehn Jahren beschlossenen Bebauungsplans „Wohnmobilstellplatz östlich der Odenwaldallee“ besteht bereits Planungsrecht für einen Busparkplatz neben dem im Betrieb befindlichen ersten Bauabschnitt des Wohnmobilstellplatzes. Würden dort auch etwa 20 Pkw-Stellplätze geschaffen, würde dieses Angebot die Nachfrage „beim Individualverkehr an vielen Tagen decken“. Wenn Großveranstaltungen anstehen, könne – wie bisher – zusätzlich der Karolingerplatz fürs Parken geöffnet werden. Ein offizieller Parkplatz, gut ausgeschildert und mit einem vertretbaren finanziellen Aufwand geschaffen, werde eine „win-win“-Situation für Touristen und die Stadt werden. Es sei wichtig, ein zentrales Parkplatz-Angebot zu haben, das auch überörtlich beworben und gut ausgeschildert werden könne.

Eine ähnliche Idee habe auch die SPD vor einigen Jahren bereits öffentlich diskutiert, erklärte Fraktionschef Dirk Sander. Dass ein neuer Parkplatz östlich der Weschnitz viel zu groß wäre, „war für uns alle schon lange klar“. Im „Herzen der Stadt“ liege auch der neue Standort nicht unbedingt, meinte Sander, aber doch etwas näher. Für Busfahrer sei es sehr schwer, einen Parkplatz für ihre Fahrzeuge zu finden. Sander machte auch darauf aufmerksam, dass es entlang der Odenwaldallee keinen Fußweg gibt. Prüfen solle der Magistrat auch, ob es eine Buswendeschleife geben könnte.

Antrag statt nur Ideen formulieren

Anders als andere habe nur seine Grünen-Fraktion aber den „Parkplatz-Ost“ all die Jahre konsequent abgelehnt, stellte Matthias Schimpf (Grüne) klar. Die Sozialdemokraten hätten, weil sie sich nicht hätten entscheiden können, Gelegenheiten „verschämt verstreichen lassen“. Ihre Aussagen seien „kühn“ , so Schimpf, der von „politischem Maulheldentum“ sprach. Die SPD-Fraktion habe vielleicht „immer viele Ideen“, sie stelle aber eben nicht die erforderlichen Anträge. „Wir haben einen Antrag gestellt“, machte der Grünen-Chef deutlich.

CDU- und Grünen-Fraktion hätten nun eine Lösung für ein viele Jahre lang diskutiertes Problem erarbeitet und einen entsprechenden Antrag dazu eingebracht. Unstrittig sei, dass Parkfläche gebraucht werde. Ziel müsse es sein, Verkehr aus der Ortsmitte herauszuhalten. Der Wohnmobilstellplatz sei für den Standort Lorsch wichtig, so Schimpf. Wohnmobilisten übernachten nicht nur, sondern gehen im Ort meist auch essen und kaufen ein. Einen „optimalen Standort“ gebe es nicht. Sehr gut sei, dass man sich von einem Stellplatz jenseits der Weschnitz verabschieden könne und ein Umdenken stattgefunden habe.

Tagestourismus wertschätzen

Der Tagestourismus sei nicht zu unterschätzen, stimmte Christian Walter (PWL) zu. Die Erweiterung des Wohnmobilstellplatzes sei „zukunftsweisend“, der Platz „sehr gut für Lorsch“. Hinter einem Parkplatz für Pkw dort setzte er aber ein dickes Fragezeichen. Seine Fraktion sei im vorigen Jahr die einzige gewesen, die sich gegen die Abplanung des Merkpostens Parkplatz-Ost durch den Ersatz des Mobilitätskonzeptes ausgesprochen habe. Trotz einer „gewissen Genugtuung“ sei festzuhalten, dass die Entfernung zum Welterbe groß, Laufwege „deutlich zu lang“ blieben. Der Altersdurchschnitt der Touristen liege eher bei 70-Plus. Lorsch müsse Pkw-Parkplätze bieten, es sei aber auch nicht gut, wenn das Besucherinformationszentrum nun „abgehängt“ werde, lehnte er den neuen Standort ab.

Die Stadtverordneten stimmten schließlich mit großer Mehrheit dem gemeinsamen Antrag von CDU- und Grünen zu, dass der Wohnmobilstellplatz um den zweiten Bauabschnitt erweitert wird, der Magistrat Planungen für die Errichtung eines Bus- und Pkw-Parkplatzes auf der Fläche des Plangebiets östlich der Odenwaldallee aufnimmt und Haushaltsmittel im Haushaltsplanentwurf für 2023 vorzusehen sind.

Redaktion

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