Pfarrgemeinden

Über die Fusion der Lorscher und Einhäuser Katholiken

Der Zusammenschluss der Kirchengemeinden geschieht nicht aus völlig freien Stücken, die Neugestaltung ist vorgegeben.

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Nina Schmelzing
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In der Lorscher Kirche St. Nazarius wird Pfarrer Michael Bartmann am Samstag mit seinem Kollegen Klaus Rein über die Fusion informieren. © Neu

Lorsch/Einhausen. Weniger als ein Jahr dauert es nur noch, dann werden die beiden katholischen Pfarrgemeinden St. Nazarius Lorsch und St. Michael Einhausen zu einer Pfarrei verschmolzen sein. Am 1. Januar 2024 soll die Fusion vollzogen sein. Wie das mit der Einheit funktionieren wird, das ist Thema am kommenden Wochenende in beiden Pfarreien, und zwar im Rahmen von zwei Gottesdiensten mit direkt anschließenden Gemeindeversammlungen. Am Samstag (21.) wird um 18 Uhr dazu in die Kirche St. Nazarius eingeladen, am Sonntag (22.) um 10 Uhr in die Kirche St. Michel in Einhausen.

Der Zusammenschluss geschieht bekanntlich nicht aus völlig freien Stücken, die Neugestaltung ist vorgegeben. In Mainz wurde beschlossen, dass die Struktur im Bistum zu ändern ist und aus zahlreichen bislang eigenständigen Pfarreien neue größere Einheiten zu bilden sind. Die geringer werdende Zahl von Katholiken sowie von Priestern und pastoralen Mitarbeitern und auch die schrumpfenden finanziellen Ressourcen sind Grund für die Veränderung.

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In Lorsch und Einhausen haben die Katholiken insofern Glück, als hier lediglich zwei Gemeinden zu einer verschmelzen müssen – in manchen anderen Regionen müssen sich bis zu zehn Pfarreien zu einer neuen Einheit zusammenfinden. Im Dekanat Bergstraße-Mitte hatte zunächst auch die Alternative zur Diskussion gestanden, aus den bisher elf Pfarreien eine einzige zu machen. Jetzt wird es noch drei geben dürfen, eine davon wird Lorsch-Einhausen sein. Aus den bisher 20 Dekanaten werden zudem nun vier Regionen, Lorsch-Einhausen gehört zur Region Südhessen.

Neuer Name steht noch nicht fest

Wie die neue Pfarrei von Lorsch-Einhausen heißen wird, ist – wie vieles andere – noch offen. Die Pastoralraumkonferenz wird im Rahmen ihrer nächsten Sitzung zunächst über das Verfahren dazu beraten, berichtet der Lorscher Pfarrer Michael Bartmann auf Nachfrage: Soll ein Vorschlag aus diesem Gremium in die Pfarrgemeinden gegeben werden oder sollen von dort Ideen aufgegriffen werden – über den Prozess ist letztlich noch nicht entschieden.

Die Pastoralraumkonferenz tagt nicht-öffentlich. Ihr gehören Mitglieder aus den beiden Pfarrgemeinderäten und Kirchenverwaltungsräten in Lorsch und Einhausen an, zudem einige Bürger, die nicht Mitglieder dieser Gremien sind. Beraten wird bei den Sitzungen über ein dickes Themenpaket: Wie finden die Gottesdienste künftig statt, wie stellt sich die Verwaltung neu auf, wie geht es mit den verschiedenen Liegenschaften der Kirche weiter zum Beispiel.

Auch wenn sich die Gläubigen in Lorsch und Einhausen schon bislang alles andere als fremd sind und die Verbindungen zwischen den Gemeinden eng – leicht wird die Verschmelzung trotzdem nicht. Aus den bisherigen zwei Pfarrgemeinderäten und Kirchenverwaltungsräten muss zum Beispiel nun jeweils ein gemeinsames Gremium werden, das den gesamten pastoralen Raum von Lorsch und Einhausen vertritt. Bis September muss dem Bischof Peter Kohlgraf ein Konzept vorgelegt werden, dem er zustimmen kann.

Pfarrei muss Pionierarbeit leisten

Die Lorscher und Einhäuser können sich bei der anstehenden Fusion nicht an den Erfahrungen anderer Gemeinden orientieren, die diesen Prozess bereits vollzogen haben. Denn St. Nazarius und St. Michael wurden als eine der Pilot-Pfarreien für eine Fusion ausgewählt. Die Lorscher-Einhäuser Pfarrei gehört damit zu den fünf Pfarreien im Bistum Mainz, die Pionierarbeit leisten müssen.

Wegen „massiv beschränkter Ressourcen“ werden auch „Einschnitte“ und damit auch „schwere Entscheidungen verbunden“ sein, hatte es bereits im vorigen Sommer im Rahmen der Pastoralraumkonferenz in Lorsch geheißen. Fragt man Michael Bartmann dazu, dann äußert er sich trotzdem recht zuversichtlich, dass die Lösung für die Katholiken von St. Nazarius und St. Michael gut gelingen wird.

„Wir sind in einer vorteilhaften Situation, um die mich viele Mitbrüder beneiden“, sagt er vor allem mit Blick auf die räumliche Nähe von Lorsch und Einhausen. „Ratzfatz“ könne er von Lorsch aus in Einhausen sein umgekehrt.

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Michael Bartmann wird die Funktion des leitenden Pfarrers in der fusionierten Pfarrei übernehmen. Der 57 Jahre alte Geistliche wird dann insgesamt für gut 8000 Katholiken in Lorsch und Einhausen zuständig sein. Das neue Verwaltungszentrum soll in Lorsch sein. Einhäuser Gläubige müssten aber keine Sorge haben. Auch dort soll es unter anderem regelmäßige Sprechstunden geben. Beide Pfarrgemeinden sind als lebendige Gemeinschaften bekannt. Wie genau das Angebot an den Kirchorten aussehen wird, ist in den kommenden Monaten festzulegen. Transparenz sei dabei wichtig.

Michael Bartmann hadert nicht mit dem Tempo, das nun in der Zeit bis zum Jahresende vorgelegt werden muss. „Wir tagen und tagen – wir müssen nun zu Potte kommen“, meint er. Er sei froh darüber, dass es „jetzt auf die Zielgerade“ gehe und Entscheidungen nicht „ewig auf die lange Bank“ geschoben. An den Voraussetzungen, die den Umstrukturierungsprozess erforderlich machten, ändere sich schließlich nichts.

Froh über neue Mitarbeiterin

Froh ist er außerdem darüber, dass ab Februar eine Verwaltungsleiterin mit einer halben Stelle in Lorsch ihre Arbeit aufnehmen wird. Dr. Susanne Schmidt-Olf wird bei der Verwaltungszusammenführung helfen. Dass die Fachfrau für die Aufgabe gewonnen werden konnte, sei „sehr wertvoll“, unterstreicht er. Das Bistum habe von ihrer Verwaltungskompetenz bereits profitiert, etwa bei der Entlastung der wachsenden Trägeraufgaben für Kita-Einrichtungen.

Sonntagspredigt in Einhausen

Am Samstag (21.) und Sonntag (22.) werden die Pfarrer zusammen in der jeweiligen Kirche sein. Der Einhäuser Pfarrer Klaus Rein wird abends den Gottesdienst in Lorsch halten, Pfarrer Bartmann erstmals am Sonntag die Predigt in Einhausen.

Die Gemeindeversammlungen sollen sich nicht in zwei Vorträgen erschöpfen. Gläubige, die Fragen stellen wollen, können ebenfalls das Mikrofon ergreifen. Die beiden Veranstaltungen am Wochenende sind die ersten im großen öffentlichen Rahmen zu diesem Thema. Wegen der Gemeindeversammlungen zum Pastoralen Weg gibt es am Samstag nur einen Gottesdienst in Lorsch, am Sonntag nur einen in Einhausen – in St. Nazarius gibt es am nächsten Sonntag kein weiteres Angebot.

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