Kirche

Noch viele offene Fragen zur Verschmelzung der Pfarreien in Lorsch und Einhausen

Von 
Nina Schmelzing
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Das Bild zeigt Pfarrer Michael Bartmann und Pfarrerin Roswitha Grieser mit einer Figur von St. Martin, dem Mainzer Bistumspatron. © Thomas Neu

Lorsch. Die Lorscher und die Einhäuser Pfarrgemeinde fusionieren. Es ist zwar schon lange bekannt, dass die Struktur im Bistum Mainz geändert wird, viele bislang eigenständige Pfarreien verschmolzen werden und dass Lorsch und Einhausen dabei künftig eine Einheit bilden sollen. Jetzt aber wird es langsam ernst mit der Neugestaltung. Die Fusion steht schließlich bereits im Januar 2024 an. „Das ist sehr bald“, unterstreicht der Lorscher Pfarrer Michael Bartmann mit Blick auf den Kalender: „Die Zeit rennt.“

Manche Gemeinden können sich mehr Zeit lassen. Denn die zahlreichen Zusammenschlüsse, die im Bistum zu vollziehen sind, finden nicht alle zeitgleich statt. St. Nazarius Lorsch und St. Michael Einhausen allerdings zählen, wie vier weitere der geplanten neuen Groß-Pfarreien, darunter etwa Viernheim, zur Pilotgruppe.

Über die Hintergründe

Warum wird im Bistum umstrukturiert? Grund ist, dass die Zahl der Katholiken schrumpft und es auch immer weniger Priester und Kirchenmitarbeiter gibt.

Vor zwei Jahren zählte das Dekanat Bergstraße-Mitte noch 35600 Gläubige, bis zum Jahr 2030 wird die Zahl der Katholiken auf unter 30000 gesunken sein. Deshalb hat Bischof Peter Kohlgraf unter dem Namen „Pastoraler Weg“ die nun laufenden Veränderungen initiiert. Denn mit dem Rückgang der Kirchenmitglieder ist natürlich auch ein Rückgang der Kirchensteuereinnahmen verbunden.

Die Zahl ihrer Gebäude, viele von ihnen zudem renovierungsbedürftig, wird die Kirche im Rahmen des „Pastoralen Weges“ deshalb wegen reduzierter finanzieller Mittel ebenfalls deutlich verringern.

Die starke Verschlankung mittels größerer Pfarreien soll Einsparungen erbringen, das kirchliche Leben soll, so lautet das Ziel, darunter nicht leiden. sch

Im Dekanat Bergstraße-Mitte soll es statt der bislang elf nur noch drei katholische Pfarreien geben. Obwohl also die Zeit läuft und die Arbeit gewaltig ist, meint Pfarrer Bartmann: „Wir haben großes Glück.“ An manchen anderen Orten jedenfalls müssten sogar mehr als zehn Pfarrgemeinden zu einer großen Einheit zusammenfinden.

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red
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Im Vergleich dazu sind es mit Lorsch und Einhausen nur zwei Gemeinden, die eine neue Pfarrei bilden müssen - und diese beiden sind sich alles andere als fremd und pflegen schon lange gute Kontakte. Vom Kirchturm von St. Nazarius bis zum Kirchturm von St. Michael seien es zudem gerade einmal „zehn Minuten mit dem Auto“ , sagt Bartmann - und auch mit Fahrrad dauere es nicht wesentlich länger. Die Katholiken hätten bei der Pfarreienstruktur „klug“ entschieden. Die vergleichsweise guten Voraussetzungen seien zu pflegen. Immerhin hatte es anfangs auch zur Diskussion gestanden, aus den elf Pfarreien des Dekanats nur noch eine einzige zu machen.

Dass längst nicht alle Katholiken die Neuerungen zuversichtlich erwarten, ist aber nicht zu übersehen. Roswitha Grieser, stellvertretende Kirchenverwaltungsrätin in St. Michael, weiß jedenfalls von Ängsten in der Einhäuser Gemeinde – und in Lorsch ist das nicht anders. Mit Offenheit und Transparenz wolle man deshalb auch über die Beratungen in der Pastoralraumkonferenz informieren, so Bartmann, möglicherweise auch im Rahmen eines Gottesdienstes oder einer Veranstaltung dazu, Ängste abbauen helfen.

In der Pastoralraumkonferenz wirken Hauptamtliche und Ehrenamtliche, Mitglieder der Pfarrgemeinderäte und der Verwaltungsräte aus Lorsch und aus Einhausen mit, zudem Aktive von Gruppen wie dem katholischen Frauenbund und der Caritas. Sie gestalten die Übergangszeit und bereiten derzeit die Fusion vor. Auch die Jugend ist eingebunden.

Insgesamt beraten in dem Gremium rund 35 Teilnehmer über die künftige Verwaltungseinheit. Noch sind viele Fragen offen. Man sei in der Findungsphase. Welchen Namen die Lorscher-Einhäuser Pfarrei einmal tragen soll, damit habe sich das Gremium zum Beispiel noch nicht beschäftigt, sagt Bartmann. Sicher ist, dass der 56 Jahre alte Lorscher Geistliche die Funktion des leitenden Pfarrers übernimmt.

Insgesamt wird Bartmann damit dann für rund 8400 Katholiken verantwortlich sein – 5900 in Lorsch, 2500 in Einhausen. Sicher ist auch, dass die Vorgaben aus Mainz umgesetzt werden, es also ab 2024 nur noch einen einzigen gemeinsamen Pfarreienrat sowie einen einzigen Verwaltungsrat für die Lorscher-Einhäuser Pfarrei geben wird und insgesamt 2,5 Stellen für hauptamtliche Mitarbeiter - also für die beiden Pfarrer und einen Pastoralreferenten in Teilzeit. Lorsch ist als Zentrale der Pfarrei vorgesehen, Einhausen als eine Art Filiale.

Beide Gotteshäuser erhalten

Völlig unbegründet sind aber Befürchtungen, es könnte eine der beiden Kirchen abgerissen werden oder ungenutzt bleiben. St. Nazarius und St. Michael gehörten als zentrale Gotteshäuser der jeweiligen Orte zur Kategorie der „A-Kirchen“, stellt Bartmann klar, die von den jetzigen Veränderungen im Gegensatz zu mancher kleinen Feldkapelle unberührt bleiben.

Im Rahmen des „Pastoralen Wegs“ kommen zwar zahlreiche kirchliche Gebäude auf den Prüfstand, ihre Zahl im Dekanat soll bis 2030 schließlich halbiert sein. Auch Pfarrhaus und Pfarrheim in Lorsch und Einhausen sollen aber bleiben, zumal die Lorscher mit ihrer engagierten Gemeinde schon vor dem Start des „Pastoralen Weges“ von sich aus festgestellt haben, wie wichtig ihnen das Paulusheim ist und sie selbst aktiv geworden sind. Auch in diesem Advent wird es wieder eine Kalender-Aktion zugunsten des in der Stadtmitte ideal gelegenen Jugendhauses St. Paulus geben.

Eine stärkere Zusammenarbeit könnte es zudem bei der Erstkommunion- und Firmvorbereitung geben, auch die Wallfahrten können gemeinsam unternommen werden, die Kommunionfeiern selbst aber sollen weiterhin in den jeweiligen Kirchen stattfinden.

Natürlich werde man genau schauen müssen, wo Aktivitäten zusammengelegt werden können, um die Arbeit mit der zugestandenen Zahl von Kräften zu schaffen. Schließlich sind einst übliche Mitarbeiter wie etwa ein Kaplan in der neuen Pfarrei nicht mehr vorgesehen.

Allein die Zahl der Beerdigungen, die Bartmann im Jahr zu bewältigen hat, liegt in Lorsch bei durchschnittlich 110 Terminen. Solange beide Priester da sind, St. Michael wird von Pfarrer Klaus Rein geleitet, soll im Gottesdienstangebot aber nichts eingespart werden.

Auf den Sonntagsgottesdienst in St. Nazarius können die Lorscher Katholiken somit auf jeden Fall auch in Zukunft zählen. 100-prozentig, sagt Michael Bartmann. Ebenso erhalten bleibe der Vorabendgottesdienst.

Redaktion

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