Lorsch. Erneut eine Premiere gab es für die Lorscher Sternsinger. Früher gingen sie singend von Haus zu Haus, die Corona-Pandemie aber erforderte bekanntlich Änderungen in der langjährigen Tradition. Im vorigen Jahr waren die Sternsinger von St. Nazarius deshalb gemeinsam mit Pfarrer Michael Bartmann und Diakon Andreas Debus einen Samstagvormittag in der Lorscher Innenstadt unterwegs und sangen an verschiedenen öffentlichen Plätzen. Jetzt nahmen sich die Kinder sogar zwei Vormittage lang Zeit dafür.
Begleitet von Pastoralreferentin Beate Bläsius-Stefan und der Kindergartenleiterin von St. Benedikt, Monika Wilhelm, die zugleich im Pfarrgemeinderat aktiv ist, waren die Sternsinger am Stadthaus ebenso zu hören wie zum Beispiel am Kindergarten in der Viehweide und an der Werner-von-Siemens-Schule in der Kiefernstraße. An beiden Tagen hatten sie außerdem erstmals Musiker mit dabei. Michael Stefan und Robert Schmitt verstärkten die Gesangsgruppe mit ihrem Gitarrenspiel.
Ausgesendet wurden die „Königlichen Hoheiten“ von Pfarrer Bartmann in einem Gottesdienst am Freitag. Mit Kronen auf dem Kopf, Sternen in der Hand und bunten Umhängen passend gekleidet zogen die Kinder, stolz auf ihre Aufgabe, durch die Kirche. Dass die meisten von ihnen Turnschuhe trugen, war eine gute Entscheidung, denn die Wegstrecke, die sie zu Fuß zurücklegten, war ordentlich.
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Erste Station waren Pfarrhaus und Pfarrbüro in der Römerstraße. Mit „Stern über Bethlehem“ und „Es ist für uns eine Zeit angekommen“ erfreuten sie dort die Zuhörer. Dann brachten sie den gesegneten Aufkleber mit der Aufschrift „20 *C+M+B+ 23“, die aus dem Lateinischen übersetzt „Christus segne dieses Haus“ bedeutet, über der Eingangstür an. Schokolade gab es als Dankeschön und Pfarrer Bartmann wünschte den Kindern, dass vorwiegend Scheine als Spende in ihre Sammelbüchsen gesteckt würden, an denen sie dann auf dem langen Weg schließlich weniger schwer zu tragen hätten als an vielen kleineren Geldstücken.
Das Publikum am Kaiser-Wilhelm-Platz beherzigte das. Mehrere Stadthaus-Mitarbeiter und Bürgermeister Christian Schönung unterbrachen am Freitagvormittag die Arbeit, um den Sternsingern zuzuhören, ihnen Glück und Erfolg für die Aktion zu wünschen und diese mit einer Geldscheinspende in der Sammelbüchse zu unterstützen. Einen Korb mit Süßigkeiten für das Anbringen des Aufklebers an der Stadthaus-Tür gab es außerdem.
Lieder auch in englischer Sprache
Viel Beifall ernteten die Sternsinger für ihre Auftritte, die sie unter anderem auch an die Königshalle und das Alte Rathaus führten, natürlich auch. Liedtexte verteilten sie, damit die Zuhörer miteinstimmen konnten in den Gesang. Auch ein Titel in englischer Sprache – „Walk in the light“ – gehörte zu ihrem Repertoire. Die jüngste in der knapp 20 Teilnehmer starken Gruppe war erst fünf Jahre alt. Die älteren Kinder im Grundschulalter opferten für die wohltätige Aktion immerhin ihren letzten Ferientag. Die Sternsinger-Aktion in Lorsch sei „bei den Leuten gut angekommen“, freute sich nicht allein Monika Wilhelm am Samstagmittag beim letzten Auftritt, gefragt nach einer ersten Bilanz.
Die Königskleidung werden die fleißigen Kinder noch ein paar Tage lang behalten, denn die Sternsinger haben noch weitere Termine im Kalender stehen. Am kommenden Mittwoch wollen sie zum Beispiel Bewohner im Johanniterhaus mit ihrem Besuch erfreuen. Und auch beim städtischen Neujahrsempfang am 22. Januar in der Nibelungenhalle werden sie mit ihren Sammelbüchsen vorbeikommen.
Alle Spenden, die gesammelt werden, fließen in Hilfsprojekte für Kinder in rund 100 Ländern weltweit. Im Gegensatz zu einigen im Fernsehen von Prominenten groß beworbenen Spendensammlungen werde die Leistung der Sternsinger nicht immer gleichermaßen wahrgenommen, bedauerte der katholische Pfarrer. Die Aktion, bei der Kinder für Kinder unterwegs sind und sich manchmal „die Hacken wund laufen“, sei aber „großartig“ und es kämen dabei jedes Jahr Millionensummen zusammen, erinnerte Bartmann. 2022 waren es in Deutschland über 37 Millionen Euro, aus der Lorscher Pfarrgemeinde wurden im vorigen Jahr 12 200 Euro beigesteuert.
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