Lorsch. Sommerabendführung, das klingt erstmal nach beschaulichem Spaziergang in lauer Luft bei untergehender Sonne. Gemütlich. Bei einem Termin in Lorsch handelte es sich aber um einen Spaziergang in die Geschichte.
Und dabei rückte ein Skelett in den Mittelpunkt der Betrachtung. Statt Beschaulichkeit gab es somit an diesem Abend vor allem viel Interessantes. Die Führung führte dieser Tage über das Klostergelände in Lorsch inklusive Station im Seminarraum des Schaudepots Zehnscheuer. „Befund 41017 – Ein Lorscher Mönchsleben im Mittelalter“ war die Tour betitelt. Und „Befund 41017“ steht für die bei Grabungen auf dem Klostergelände entdeckten Gebeine jenes Mönches, die in einem großen Schubfach in dem Raum im Zehnscheuer-Komplex einen Platz zum Erhalt für die Nachwelt bekommen haben. Dies nach gründlicher Untersuchung durch Experten, so dass das Skelett reichlich Aufschlüsse über den Mönch selbst wie über das Leben zu seiner Zeit offenbarte. Es war Silke Strohmenger, Anthropologin und Museumspädagogin des Unesco-Welterbes Kloster Lorsch, die über die Erkenntnisse sprach. Die Knochen jenes Mönchs, die im Jahre 2016 entdeckt worden waren, stammen aus der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert.
Gut genährt und gesund
Die Art der Bestattung zeigt den Forschern, dass Leben und Sterben seiner Zeit eng verwoben waren. Und der Zustand der Knochen und Zähne lässt Rückschlüsse auf Ess- und Lebensgewohnheiten der damaligen Zeit zu. Besagter Mönch dürfe gut genährt gewesen sein und keine ernsthaften Erkrankungen gehabt haben. Die Sommerabendführung bot so gleichermaßen Einblicke das einstige Klosterleben in Lorsch wie in das Vorgehen bei modernen Ausgrabungen, wissenschaftlichen Untersuchungen von Funden und deren Rekonstruktion. thz
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