LORSCH. Die auch in Lorsch beliebte Reihe „Konzerte in Kirchen und Klöstern“ wird nach dem Tod ihres bis zuletzt höchst aktiven Gründers Peter Schumann glücklicherweise fortgesetzt. Wichtige Unterstützung leistet dabei der hiesige Verein zur Förderung von Kunst und Kultur unter Vorsitz von Ehrenbürgermeister Klaus Jäger. Schumanns langjährige musikalische Partnerin Barbara Rosnitschek (Flöte) kann also weiterhin bei freiem Eintritt mit attraktiven Programmen in der Kirche Sankt Nazarius gastieren – so wie am Sonntag vor über 70 Zuhörern an der Seite des Gitarristen Christian Wernicke.
Reizvolle Arrangements
Als Duo Confluence spielen die beiden Heidelberger bereits seit über zwei Jahrzehnten zusammen. Diesmal hatten sie neben reizvollen Arrangements eine der besten Originalkompositionen für ihre seltene Besetzung mitgebracht: die mutmaßlich 1817 entstandene und wohl nicht nur in Lorsch kaum je aufgeführte A-Dur-Sonate opus 85 von Mauro Giuliani (1781 bis 1829). Dessen 193. Todestag fiel genau auf den Konzerttermin. Der mit Beethoven gut bekannte Italiener avancierte in seiner Wiener Glanzzeit (1806 bis 1819) zum berühmtesten Gitarrenvirtuosen und bedeutendsten Gitarrenkomponisten der Epoche.
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Sein Oeuvre enthält neben unzähligen brillanten Solostücken und drei orchesterbesetzten Konzerten auch etliche Kammermusikwerke – darunter die für beide Instrumente sehr dankbare Sonate opus 85, in der sein charakteristischer Stilmix aus eleganter Wiener Klassik und melodiöser Frühromantik à la Rossini besonders schön herauskommt. Das Duo Confluence fesselte durch feinsten Giuliani-Touch. Rosnitscheks leuchtkräftig-klarer Flötenklang und Wernickes schmiegsam-sublimer Gitarrensound ergaben in der exzellenten Akustik von Sankt Nazarius eine perfekte Verbindung.
Vom beschwingten „Allegro maestoso“-Kopfsatz über das schwärmerisch ausgesungene D-Dur-Andante und das duftig federnde Scherzo (ebenfalls D-Dur) bis hin zum finalen Rondo-Ohrwurm (ungewöhnliche „Allegretto espressivo“-Vorschrift) blieben keine Wünsche offen. Appetit auf Giulianis höchst unterhaltsame Musik machte die ebenso inspirierte wie gewandte Interpretation allemal.
Viel Stil und Geschmack verriet das Duo Confluence überdies bei den stets stimmigen Bearbeitungen seiner rund einstündigen Werkkollektion – so schon in Gabriel Faurés ursprünglich orchestraler Pavane opus 50 (1887), deren spezieller Charme durch zusätzliche Piccolo-Farben im Mittelteil delikat unterstrichen wurde. Besonders effektvoll gelangen das apart orientalisch angehauchte „Zambra“-Kabinettstück und der auch gitarristisch herausragende „Andaluza“-Hit aus Enrique Granados‘ zwischen 1892 und 1895 erschienener Sammlung „Danzas espanolas“ opus 37.
Überraschenden Duo-Zauber entwickelte erst recht die abschließende Auswahl aus Edvard Griegs „Lyrischen Stücken“ mit Highlights wie dem Piccolo-Schmankerl „Elfentanz“, dem ähnlich rasanten Reißer „Zug der Zwerge“ und vor allem dem gerade flötistisch ideal passenden „Notturno“-Juwel. Selbst der gegenüber Arrangements prinzipiell skeptische Norweger wäre angesichts der einfühlsamen instrumentalen Kunst von Rosnitschek und Wernicke vermutlich gnädig gestimmt gewesen.
Für den großen Applaus des Publikums dankte das Duo mit Maurice Ravels verführerischer Miniatur „Pièce en forme de Habanera“ (1907) und der spritzigen Eingangsnummer „Piano, pianissimo“ aus Rossinis Opernklassiker „Il barbiere di Siviglia“.
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