Lorsch. Da kommen sechs Herren mindestens gesetzten Alters auf die Bühne – und feiern eine große Party. Die „Hooters“ sind nach wie vor ein Phänomen. Die Fans sind der Truppe auch 45 Jahre nach ihrer Gründung und 35 Jahre nach ihrer Hoch-Zeit immer noch treu. Was sich beim Eröffnungskonzert des Rex-Open-Airs am Kloster Lorsch zeigt. Mit über 1800 Zuschauern kommen dort mehr als drei Mal so viele wie sonst im ausverkauften Bensheimer Rex zusammen.
Ihre größten Hits hatte die US-amerikanische Rockband Ende der 80er- / Anfang der 90er-Jahre. Aus dieser Zeit stammt auch der Großteil der Setliste, die bei den Auftritten meist nur in Nuancen variiert wird. Zwischendurch gab‘s mal eine Auflösung, dann eine Wiederbelebung – seit vielen Jahren touren die Musiker gern durch deutsche und europäische Konzerthallen, denn hier ist das begeisterungsfähigste Publikum.
Die Stärke der Hooters ist ihre Konstanz. Während bei anderen Bands aus dieser Zeit gerade noch ein Gründungsmitglied dabei ist (wenn überhaupt), sind es bei den Amerikanern gleich drei. Die beiden Anführer Eric Bazilian (Gesang, Gitarre, Mandoline, Saxophon, Flöte) und Rob Hyman (Gesang, Hammondorgel, Akkordeon, Keyboard, Melodica) sind sowieso noch am Ruder. Und auch Schlagzeuger David Uosikkinen darf seit 45 Jahren wirbeln.
John Lilley (seit 1983) an Gitarre, Mandoline und Gesang ist ja quasi auch seit den Anfängen mit an Bord. Fran Smith Jr. (Bass, Gesang) geht mit seiner Zugehörigkeit seit 1988 ebenfalls fast als Urgestein durch. Bandküken ist Tommy Williams (seit 2010 dabei) mit Gesang, Gitarre, Mandoline und Keyboards. Dass alle Bandmitglieder auch singen, trägt viel zum harmonischen Sound der eingängigen Stücke bei. Zusammen mit viel Spielfreude ist der das Erfolgsgeheimnis.
Es dauert ein paar unbekanntere Songs zu Beginn, bis Band und Publikum miteinander so richtig warmgeworden sind. Es ist spätestens dann kein Halten mehr, wenn die großen Hits der Gruppe aufgetischt werden. Das fängt an mit den beiden Covers „The boys of summer“ und „500 Miles“, die bis zum letzten Ton zelebriert werden. Da merkt man die große Erfahrung der Musiker, die wissen, wie man das Publikum um den Finger wickelt.
Was manche Gruppen als zweiten Teil spielen, ist bei den Hooters die Zugabe
Die Besucher fressen den beiden Senioren Bazilian (73 Jahre) und Hyman (75) förmlich aus der Hand. Mal eingängige Mitsing- und Mitswing-Stücke, mal ein sehr folkig angehauchtes Stück, dann wieder ein Ausflug Richtung Reggae oder Ska und als Sahnehäubchen ein dreistimmiges Gitarrensolo à la Iron Maiden: Die Hooters sind extrem vielseitig. Was sich auch in der Instrumentierung außerhalb des Standard-Equipments zeigt.
Die Band taut langsam auf, präsentiert sich als Gute-Laune-Truppe. Und trifft auf dankbare Reaktionen an einem lauschigen, nicht zu heißen Sommerabend. „Johnny B“ ist einer der ganz großen Hits aus längst vergangenen Tagen. Der wird genauso gefeiert wie „All you Zombies“. Mit dem Kracher „Karla with a K“ und „Twenty-Five hours a day“, die die Band von ihrer starken folkrockigen Seite zeigen, knallt‘s im Anschluss gewaltig. Die Menge kennt kein Halten mehr. „Satellite“ setzt noch einen obendrauf – und nach „And we danced“ ist nur auf den ersten Blick Schluss.
Was manche Gruppen als zweiten Teil spielen, ist bei den Hooters die Zugabe. Die enthält neben ein paar eher unbekannten Perlen auch Ergebnisse der Songwriter-Arbeit für andere Künstler. Etwa „Time after Time“, das Cindy Lauper Weltruhm brachte und von Hyman mitverfasst wurde. Oder die Zusammenarbeit mit Joan Osborne in Form von „One of Us“. Einen Ausflug ins Deutsche gibt‘s mit „Private Emotion“ und „Major Tom“.
Welch große Fangemeinde die Band anspricht, zeigt sich beim Blick ins begeisterte Publikum. Neben den Jüngeren, die erst in den letzten Jahren dazugestoßen sein dürften, finden sich auch viele der ersten Stunde wieder, die der Gruppe schon Jahrzehnte die Treue halten. Von Pop- und Rock- bis Metal-T-Shirts ist alles auszumachen.
Sie alle eint die Lust auf perfekt gemachte, eingängige Unterhaltungsmusik. Der Platz vor den Klostermauern hüpft, jubelt, klatscht, singt mit. Viel mehr Begeisterung kann sich eine Band nicht wünschen. Es muss aber irgendwann Schluss sein – und das ist um 22 Uhr. Denn länger darf das Konzert nicht dauern.
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