Lorsch. Der „Raum der Wünsche“ wird in Kürze geschlossen. Die letzten Gelegenheiten für einen Besuch bieten sich heute und morgen (11.). Heute soll es um 14 und 16 Uhr kleine Modenschauen in den zur „Art-Gallery“ gestalteten Räumlichkeiten geben. Zum Finale steht am Sonntag ein Abverkauf von Büchern, Spielen und Bastelmaterial sowie einigen Möbelstücken in der Bahnhofstraße 14 an, zumeist gegen Spenden.
„Die Tische und Stühle sind ausgenommen“, sagt Jana Lenhart vom Lorscher Kulturbüro mit Blick auf die Caféhaus-Möblierung. Ein schmucker Marmortisch und ein kleines schmiedeeisernes Bänkchen, auf das bereits mehrere Interessierte ein Auge geworfen haben, sollen aber neue Besitzer finden. Außerdem wird es morgen in der Zeit von 11 bis 15 Uhr erstmals einen Stoffe-Flohmarkt geben.
Sabine Weinmann organisiert den Markt im „Raum der Wünsche“. Die Bensheimerin bietet in einer Ecke des früheren Ladengeschäfts seit einigen Wochen bereits hochwertige Kinderkleidung, Kinderspielzeug und Baby-Erstausstattungen an, zusätzlich auch einige Secondhand-Artikel, die Eltern auf Spendenbasis mitnehmen konnten.
Dass der „Raum der Wünsche“ dichtmacht, bedauert fast jeder sehr, der ihn kennengelernt hat. Die Frage nach dem Warum wurde Lenhart viele Male gestellt. Von Mitarbeitern des Kulturbüros und der Entwicklungsgesellschaft Lorsch (EGL) wurde das Konzept für die Belebung des Leerstands entwickelt. Ihre Idee, im Ex-Ladenlokal, in dem früher einmal ein Unverpackt-Laden war, auf Zeit einen „Raum der Wünsche“ einzurichten, erwies sich als großer Erfolg.
Alle von der Stadt organisierten Veranstaltungen konnten gratis genutzt werden
Verwirklicht werden konnte das besondere Konzept aber vor allem deshalb, weil Lorsch mit dieser Idee beim Landeswettbewerb „Ab in die Mitte“ überzeugte. Zum wiederholten Mal hat die Stadt bei der Jury in Wiesbaden mit einem kreativen Vorhaben punkten können und ein Preisgeld erhalten: eine Summe in Höhe von 12 500 Euro immerhin. Mit dieser Unterstützung ließ sich – ähnlich wie in den Vorjahren mit der „Sommerkerb“ beziehungsweise dem „Innenstadtzauber“ ums Haus Lorbacher – einiges in Lorsch auf die Beine stellen. Besonderheit: Zu zahlreichen Terminen mussten Besucher nichts mitbringen – nicht einmal ihr Portemonnaie.
Alle von der Stadt organisierten Veranstaltungen konnten gratis genutzt werden. Sehr gut frequentiert war stets das „Marktfrühstück“ am Freitag. An der Theke, bestückt mit Brötchen, Wurst, Käse und Obst, durfte sich jeder kostenlos bedienen und dann mit Gratis-Kaffee versorgt der Gesellschaft an einem der Tische anschließen. Auch gestern, beim letzten Marktfrühstück, war der „Raum der Wünsche“ gut besucht.
In den knapp drei Monaten, die der „Raum der Wünsche“ insgesamt lief, haben verschiedenste Veranstaltungen hunderte von Menschen in die Bahnhofstraße 14 gelockt. Manches Mal nur, um einen überdachten Treffpunkt ohne Konsumzwang zu genießen, manches Mal, um Workshops und Veranstaltungen zu besuchen.
Viele Vereine haben sich beteiligt und daran mitgewirkt, dass in dem Räumen immer wieder anderes stattfinden konnte. Zu Volksliedersingen und Karaoke hatte zum Beispiel der Liederkranz eingeladen, eine Salattheke der Frauenbund aufgetischt. Der Tanzsportclub hatte ein Tanzcafé organisiert, die Theaterspielgemeinschaft den Raum zur Bühne umfunktioniert, in dem jeder verschiedene Kostüme und Requisiten testen konnte.
Sehr beliebt waren die Räumlichkeiten bei jungen Eltern, die dort mit ihrem Nachwuchs zu den Krabbelgruppen zusammenkamen. Im „Raum der Wünsche“ konnte jeder puzzeln, basteln, Bücher lesen, malen oder sich mit anderen Besuchern unterhalten sowie Brettspiele spielen. Auch aus den Nachbarstädten kamen nicht wenige Bergsträßer öfter, hat man in Lorsch beobachtet, weil es vergleichbare Angebote in den Stadtmitten selten gibt.
Als ein wahrer Renner erwies sich die Aktion zum Sommerferienbeginn
Der „Raum der Wünsche“ hat sich als „herausragender Erfolg für die Lorscher Innenstadt erwiesen“, heißt es von der Entwicklungsgesellschaft Lorsch. Das Projekt habe das Potenzial der Nutzung leerstehender Ladenlokale eindrucksvoll demonstriert. Der „Raum der Wünsche“ habe viel Aufmerksamkeit gebracht. Gemerkt hätten die Organisatoren, „dass die Leute Bock auf Lorsch haben“, formuliert Stephanie Walter, Projektleiterin der Entwicklungsgesellschaft Lorsch.
Als ein wahrer Renner erwies sich die Aktion zum Sommerferienbeginn. Alle Schulkinder waren eingeladen, im „Raum der Wünsche“ kostenfrei alkoholfreie Cocktails zuzubereiten. Das ließen sich viele junge Lorscher nicht zweimal sagen. Sowohl von der Siemens- als auch von der Wingertsbergschule kamen viele nach Unterrichtsende zum Mixen vorbei.
Viele Gäste haben sich für den Aufenthalt im „Raum der Wünsche“ mit einer Spende bedankt, so Jana Lenhart. Die Gelder, die auf diese Weise zusammenkamen, sollen für die Erfüllung von „Letzten Wünschen“ schwerstkranker Menschen weitergeleitet werden an das Projekt „Wunschmobil“, erinnert Bürgermeister Christian Schönung.
In der Bahnhofstraße 14 wird es ab Montag den „Raum der Wünsche“ nicht mehr geben. Sabine Weinmann will ihr Sortiment aber zumindest bis Ende August zu bestimmten Öffnungszeiten noch präsentieren. Die Bensheimerin denkt sogar über eine eigene Ladeneröffnung in Lorsch nach. Ob es irgendwann vielleicht auch ein Nachfolge-Projekt für den „Raum der Wünsche“ geben könnte, darüber wird in Lorsch städtischerseits wohl auch beraten. In der Adventszeit zum Beispiel werde ein solcher Treffpunkt von vielen gewünscht, weiß Lenhart.
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