Lorsch. Den Lorscher Rassegeflügelzuchtverein gibt es bereits seit über 100 Jahren. 1907 gründete er sich in der Hirschstraße, in den 1970er Jahren wurde die Anlage im Lagerfeld gebaut. 2023 hat sich der Verein neu aufgestellt. Jetzt freuen sich die Mitglieder um den jungen Vorsitzenden Tobias Angert über eine Spende, die sie bei der Modernisierung der Geflügelzuchtanlage bestens gebrauchen können.
Aus der Jubiläumsstiftung der Sparkasse Bensheim fließen 3.000 Euro nach Lorsch. Um die gute Nachricht an Angert und sein Team zu überbringen, kamen Andrea Jäger und Dieter Becher als Vertreter des Stiftungsvorstands persönlich in die Lagerfeldstraße. Auch Bürgermeister Christian Schönung hatte sich als Mitglied des Stiftungsrats dorthin auf den Weg gemacht.
Zur geplanten energetischen Sanierung gehört die Anschaffung von vier Solarpaneels, die künftig helfen werden, den Energieverbrauch zu senken und Kosten zu sparen. Auch Reparaturen auf dem Vereinsgelände sollen mit dem Spendenbetrag finanziert werden, vor einiger Zeit gab es einen Brandschaden
Rund 250 Hühner sind in den Lorscher Parzellen des Vereins daheim
In Kürze steht schließlich wieder eine Großveranstaltung an. Der Lorscher Verein richtet in diesem Jahr die Kreisgeflügelschau aus. Etwa 500 Tiere werden dann in der großen Halle in Lorsch zu sehen sein, berichtet Angert.
Gänse, Enten, Tauben und natürlich jede Menge Hühner und Zwerghühner in verschiedenen Rassen und Farbschlägen werden präsentiert, teilt der Kreisverband der Rassegeflügelzüchter Bergstraße mit. Die Kreisverbandsmitglieder mit Vorsitzendem Johannes Unger an der Spitze hoffen auf viele interessierte Besucher.
Am 29. November (Samstag) von 14 bis 17 Uhr und am 30. November (Sonntag) von 10 bis 15 Uhr sind die Tiere in der Lorscher Ausstellungshalle zu bewundern. Die feierliche Eröffnung ist auf 15 Uhr am letzten November-Samstag terminiert. Für das leibliche Wohl der Besucher wird an beiden Tagen gesorgt sein, versichern die Organisatoren.
Rund 250 Hühner sind in den Lorscher Parzellen des Vereins daheim und fühlen sich augenscheinlich wohl. Sie haben im Gegensatz zu zahlreichen ihrer Artgenossen, die in Ställen andernorts zum Beispiel für die industrielle Eierproduktion gehalten werden, viel Auslauf und sind so oft sie wollen an der frischen Luft. Käfigbatterien sind in Deutschland zwar längst abgeschafft, in einer industriellen Haltung müssen sich dennoch manchmal bis zu neun Hennen einen Quadratmeter Platz teilen. Von einem Hochleistungstier der rund 50 Millionen Legehennen in Deutschland wird erwartet, dass es rund 300 Eier und mehr im Jahr produziert, also etwa jeden Tag ein Ei legt. Nach knapp anderthalb Jahren Lebenszeit ist das Tier dann meist so erschöpft, dass es in den Suppentopf wandert. Vielen Masthühnern geht es nicht viel besser. Sie werden nicht selten in Betrieben mit mehr als 50.000 Plätzen gehalten und sind nach nicht einmal zehn Wochen schlachtreif.
In der Anlage an der Lagerfeldstraße spazieren die Tiere dagegen nach Lust und Laune durch ihre Parzellen, genießen das Tageslicht und ein mehrjähriges Leben, haben Platz zum Scharren und für das für ihr Gefieder nötige Sandbad. Wenn sie gackern und krähen, freuen sich Züchter und Besucher und niemand beschwert sich über ihren Lärm.
Die unterschiedlichsten Exemplare kann man beim Gang durch die Anlage sehen: Sulmtaler und Sundheimer Geflügel zum Beispiel, robuste Rassen, die als sogenannte Zweinutzungshühner geschätzt werden. Sie sind sowohl zuverlässige Eierlieferanten als auch schmeckt ihr Fleisch bekömmlich. Längst nicht jedes Mitglied, das eine Parzelle gepachtet hat, denkt vor allem an den verwertbaren Nutzen, mancher freue sich einfach darüber, auf der Anlage Platz für Tiere zu haben und sich mit anderen auszutauschen, weiß man beim Kreisverband.
Hühner artgerecht zu halten verlangt Fachkenntnis
Auch die Altsteirer, die zum Beispiel der stellvertretende Vereinsvorsitzende Jürgen Stitz auf dem Gelände hält, zählen zu den Zweinutzungstieren. Tiere dieser alten Landhuhnrasse, die inzwischen auf der Roten Liste der gefährdeten Nutztierrassen steht und auch über die Vereinsarbeit erhalten wird, kann man unter anderem auch im Lorscher Freilichtlabor Lauresham begegnen. Dort haben sie so viel Bewegungsfreiheit, dass sie Besuchern auch gerne mitten über den Weg laufen.
Zwerg-Italiener und Zwerg-Barnevelder in unterschiedlichen Farbschlägen gehören gleichfalls zu den Bewohnern der Rassegeflügelzuchtanlage. Die Züchter können Interessierte auf unterschiedliche Kammformen, Kehllappen, Federbärte und Ohrscheiben ihrer jeweiligen Tiere aufmerksam machen.
Der Lorscher Vereinsvorsitzende Tobias Angert ist mit seinen Zwerg-Italienern im vorigen Jahr Hessenmeister geworden. Hühner artgerecht zu halten und sie auch dementsprechend zu züchten, also nicht aus falschem Ehrgeiz übertypisiert zu züchten und damit ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen, verlangt Fachkenntnis, Geduld und einiges an Zeit. „Es ist ein Haufen Arbeit“, heißt es, wenn man die Vereinsmitglieder fragt: „Ein Job für sieben Tage die Woche.“ Von der täglichen Fütterung bis zu den Tierarztterminen tragen die Halter Verantwortung.
Auch die Parzellen müssen in Ordnung gehalten werden. Immer wieder einmal findet trotzdem ein Marder ein Loch im Zaun. Auch Waschbären und Greifvögel gehören zu den ungebetenen Gästen auf der Anlage. Selbst wenn alles optimal läuft, kann manches prächtige Huhn nicht prämiert werden. Die Bundessiegerschau in Erfurt etwa, für die mehrere tausend Tiere gemeldet waren, wurde vor wenigen Tagen wegen eines Verdachts auf Vogelgrippe abgesagt.
Der Bergsträßer Verband ist mit seinen 22 Ortsvereinen und rund 1.600 Mitgliedern der größte Kreisverband in Hessen. Insgesamt acht Hessenmeistertitel holte er im vorigen Jahr, so Johannes Unger. Nach Lorsch kommen die Züchter schon deshalb gern, weil der Verein eine große Halle hat, um schöne Tiere ansprechend zu präsentieren. Nun hoffen die Organisatoren, dass sich im November auch viel interessiertes Publikum dort einfindet.
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