Lorsch. „Möchten Sie einen Apfel oder eine Banane – oder ein Brot?“ Wer am Sonntag vom Kaiser-Wilhelm-Platz beginnend über den Frühlingsmarkt schlenderte, dem bot Ingrid Janzen gleich etwas zu essen an, und zwar gratis. Die Zwingenbergerin engagiert sich nämlich für Foodsharing. Als Lebensmittelretterin kümmert sie sich gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen darum, dass nicht weggeworfen wird, was noch problemlos zu genießen ist.
„Respektlos“ sei es, wenn Lebensmittel, die auf den Tisch gehören, einfach im Müll landen. Arbeit und zahlreiche Zutaten stecken schließlich in den Broten, die sie am Samstag regelmäßig zum Ladenschluss von Supermärkten erhält – zusammen mit weiteren unverkauften Frischwaren wie Obst und Gemüse.
Auch in Lorsch habe sie feste Adressen, berichtete Janzen, die seit fünf Jahren fürs Foodsharing aktiv ist. „Was wir nicht abholen, landet in der Tonne“, erklärte sie interessierten Marktbesuchern in Lorsch, von denen einige dann überzeugt an ihrem Stand zugriffen. Beim Foodsharing geht es darum, Lebensmittelverschwendung zu stoppen. „Eine Bedürfnisklausel haben wir nicht“, machte Janzen klar, dass nicht nur Menschen mit schmalem Geldbeutel willkommen sind.
37 Preise für Marktbesucher verlost
Eine „Einzelhandelsrallye“ gehörte erstmals zum Programm des Frühlingsmarktes. Zwölf Fachhändler beteiligten sich, dekorierten Schaufenster mit Ansichten von Lorsch anno dazumal und dachten sich Fragen für ein Quiz aus. Diese konnten nur dann alle richtig beantwortet werden, wenn die Marktbesucher die Läden ansteuerten, um zum Beispiel herauszufinden, wie viele Tennisbälle in der schwebenden Kugel im Sportfachgeschäft versteckt waren oder woher der Risottoreis im Unverpackt-Laden stammt.
Möglich wurde die Rallye, weil die Stadtverordnetenversammlung entschieden hatte, 3000 Euro aus dem Konto Kommunale Corona-Hilfe für ein Gewinnspiel zu bewilligen, das den Einzelhandel gezielt unterstützen sollte. Unter allen Marktbesuchern, die sich am Quiz beteiligten, wurden insgesamt 37 Preise verlost, etwa Einkaufsgutscheine und ein Reisegutschein. sch
Janzens Lebensmittelstand war Teil des Angebots beim ersten Lorscher Klimatag, der ins Programm des Frühlingsmarktes integriert war und mehrere Anstöße für bewussteren Konsum gab. Bei der Energieagentur Bergstraße konnte man sich kostenfrei über Förderangebote für Energieeinsparmaßnahmen für Wohngebäude schlau machen. Informiert wurde unter anderem über Altbausanierung.
„Damit Klimaschutz zum Volkssport wird“ – mit diesem Slogan wirbt die Energiegenossenschaft Starkenburg. An Micha Josts Stand drehte sich ein Mini-Windrad als Hingucker. Das Vorstandsmitglied klärte darüber auf, wie gut Anlagen mit Bürgerbeteiligung – und Bürgergeld – funktionieren. Das Interesse an erneuerbarer Energie steige seit dem Krieg in der Ukraine.
Die Nachfrage auch nach Solarmodulen für den Balkon sei deutlich erhöht. Viele Bürger wollten gern auf diese Weise zum Klimaschutz beitragen, Geld sei vorhanden – viele bürokratische Hemmnisse aber ebenfalls, so der Experte. Man suche nach neuen Standorten. Jost führte zudem eine Radtour zur Kita Wiesenkinder und zur Biogasanlage.
Palais wurde zum Baumhaus
Entdecken konnte man beim Frühlingsmarkt auch, dass sich das schmucke Palais von Hausen sogar als Baumhaus hervorragend eignet. In den Räumen des barocken Palais gab es eine Bonsai-Ausstellung. Vertraute Arten wie Rosskastanie, Feldahorn, Ulme oder Weißdorn waren statt als Baumriesen als zentimeterkleine Exemplare zu bewundern. Nur weil die Bäume in der Pflanzenschale so winzig sind, brauchen sie aber nicht weniger Pflege, verdeutlichten Achim Hochstein und Hubert Helwig vom Arbeitskreis Bonsai Lorsch – und man sollte mit Kunstwerken heimischer Arten auch nicht das Wohnzimmer schmücken, sondern sie draußen im Garten halten.
Bürgerabend zu den Freiräumen
Wer Anregungen zur Stadtentwicklung loswerden wollte, war bei der Entwicklungsgesellschaft Lorsch (EGL) richtig, die zum Tag der Städtebauförderung die Marktmeile bereicherte. Geschäftsführer Matthias Herbener und sein Team nahmen sie entgegen. Gefragt wurde er unter anderem, wann die Arbeiten an der Nibelungenhalle beginnen.
„Wir planen kein Reihenmittelhaus“, machte Herbener deutlich, dass es sich bei der Sanierung der Halle mit verschiedenen Vergabe- und Ansparverfahren um ein komplexes Projekt handelt, das aber jetzt viel Schwung aufgenommen habe. Ein „Bürgerabend“ zum Thema Freiraumplanung ist vom Institut für Kommunalentwicklung Imakomm zudem für den 31. Mai terminiert.
Auch am zweiten Markttag konnte man Pfingstrosengarten-Führungen miterleben, Gedichtvorträgen und einer Lesung zuhören und viel Live-Musik genießen. Den Auftakt übernahm stimmungsvoll das Duo „Evas Apfel“. Es folgten Vronis Tanzstudio, Emajamaa, die Tanzsportgarde der Bürger-Funken und Bonanzaz. Zudem war der Sonntag verkaufsoffen und in der sehr gut frequentierten Stadtmitte lockte erstmals auch eine Einzelhandelsrallye.
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