Lorsch. Als eine Stadt der „kurzen Wege“ wird Lorsch gern beworben. Jetzt ist ein weiterer Weg kurz geworden – und zwar auch für diejenigen, für die manche Strecke schon deshalb lang ist, weil sie diese nicht problemlos alleine zurücklegen können. Wer auf einen Rollator angewiesen ist oder einen Kinderwagen schieben muss, für den war der direkte Zugang vom Stadtzentrum zum Wingertsberg zum Beispiel kaum ohne Hilfe zu bewältigen. Denn Treppenstufen sind dann ein Hindernis. Nun aber ist kein Umweg mehr erforderlich.
Die evangelische Kirche, das Haus Emmaus und der obere Teil des Pfingstrosengartens sind jetzt auch über eine Rampe erreichbar. Die schmale Wingertsgasse wird somit künftig nicht mehr vor allem als Weg zur Grundschule genutzt, sie ist nun auch attraktiv, um von dort aus abzubiegen auf das Kirchengelände. Am Donnerstagabend hatten Bürgermeister Christian Schönung und Pfarrer Renatus Keller Interessierte an die neue Zuwegung eingeladen. Mit Sekt wurde vor dem Pfarrhaus auf die Neuerung angestoßen.
Bisher war der Wingertsberg nur über den langen Weg – über die Wingertsbergstraße oder die Justus-Liebig-Straße – ohne Stufen erreichbar. Durch den Abriss eines Teils der Granit-Bruchsteinmauer an der Wingertsgasse ist nun eine neue Zufahrt entstanden – und noch einiges mehr, wie die Teilnehmer der Eröffnung erfreut feststellten. Der Platz vor dem Pfarrbüro ist neu gestaltet worden. Mehrere große Sitzbänke wurden aufgestellt, von denen man zum Beispiel auch einen Blick auf die Päonien genießen kann. Für die Beleuchtung auch in der dunklen Jahreszeit sorgen zwei neue Straßenlaternen.
Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, wird die neue Rampe gleichfalls zu schätzen wissen. Erste Radler hätten sich bereits bedankt, berichtete Pfarrer Keller. Zumal auch an neue Fahrradabstellmöglichkeiten gedacht wurde. Keller dankte seinerseits unter anderem auch Werner Groß von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald dafür, dass zwei Winterlinden gepflanzt wurden. Die Rampe wird von bereits bestehenden Robinien auf dem Kirchengelände beschattet.
„Ein Riesengewinn“ sei die Baumaßnahme für Lorsch, lobte der evangelische Pfarrer. Niemand müsse ungewollt mehr fernbleiben vom Kirchenareal. Als er seinen Dienst vor gut 13 Jahren am Wingertsberg begann, habe sich das Kirchengelände noch abgeriegelt präsentiert, erinnerte er an einen Zaun mit sichtbaren Spitzen und dem regelmäßigen Abschließen des Areals an mehreren Stellen. Der öffentliche Zugang für alle sei nun einladend und sehr zu begrüßen. Auch die gelungene Vorplatz-Gestaltung und nicht zuletzt die vorteilhafte Finanzierung hob Keller als positiv hervor.
Der Schreck, als die Mauer zu bröckeln begann
Einen Schreck habe er wegen der befürchteten Kosten bekommen, als festgestellt wurde, dass die Mauer bröckelte, gestand er. Große Erleichterung folgte, als klar wurde, dass die Kirche mit der Instandsetzung nicht allein belastet werde und letztlich nur einen Anteil von rund zwölf Prozent, etwa 35.000 Euro, für die ganz neue Gestaltung übernehmen muss.
Insgesamt belaufen sich die Kosten auf etwa 290.000 Euro, erinnerte Bürgermeister Schönung in seiner Ansprache. Die Kosten tragen Stadt und Kirche gemeinsam. Im Rahmen des Förderprogramms „Lebendige Zentren“ erhalte die Stadt aber 65 Prozent der förderfähigen Kosten, etwa 175.000 Euro, vom Land Hessen.
Die Begeisterung darüber, dass nun ein „barrierefreier“ Zugang entstanden sei, dämpfte Schönung etwas. Streng genommen handle es sich lediglich um einen „barrierearmen“ Weg, konkretisierte er. Eine Barrierefreiheit hätte eine Steigung von maximal sechs Prozent erfordert. Das war aus Platzgründen nicht zu realisieren. Die Rampe hat eine Steigung von acht Prozent.
Die allgemeine Freude über die stufenlose Verbindung schmälerte dieser Hinweis nicht. Der alten Sandsteintreppe, die entfernt wurde, trauerte niemand nach. Neben der Rampe wurde eine neue Treppe gebaut. Sie ist ebenfalls aus Sandstein, hat aber, anders als ihre Vorgängerin, keine ausgetretenen Stufen mehr. Zudem wurde ein Zwischenpodest geschaffen. Entlang der Rampe ist eine neue Bruchsteinverkleidung gemauert worden, die das Erscheinungsbild der Bestandsmauer fortführt, erläuterte Schönung.
Freigegeben ist der neue Verbindungsweg jetzt, komplett fertiggestellt noch nicht. Ein Geländer wird zum Beispiel noch angebracht. Derzeit besteht der Handlauf noch provisorisch aus Holzbalken. An der Rasenfläche im Zufahrtsbereich sei zudem noch ein Edelstahlzaun mit feinem Stahlnetz als Absturzsicherung vorgesehen, hieß es. Die Arbeiten seien für Anfang November geplant.
Besonderen Dank richteten Schönung wie Keller und auch der Kirchenvorstand an die Gremien, die das Vorhaben befürworteten und die städtischen Mitarbeiter des Bauamts, namentlich an Leiter Volker Knaup auch für die Idee und die Ingenieure Heike Schneider und Benjamin Purkert, die sich um die Ausführung des Projekts kümmerten.
„Schon wieder“, so unterstrich Schönung, sei Stadt und Kirchengemeinde eine „tolle Zusammenarbeit“ geglückt. Der Bürgermeister erinnerte in diesem Zusammenhang an die gut gelungene Zusammenarbeit beim im vorigen Jahr eröffneten Gemeindezentrum Haus Emmaus und an den ausgebauten Pfingstrosengarten.
Wingertsgasse wird saniert
Im kommenden Jahr soll außerdem die Wingertsgasse noch „aufgehübscht“ werden, versprach Schönung. Sie habe zuletzt stark gelitten. Eine Sanierung der Asphaltoberfläche soll deshalb noch erfolgen.
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