Lorsch. Die Weihnachtsbaum-Allee zieht derzeit viele Besucher an. In der Nibelungenstraße oder vor dem Stadthaus kann man sich an originell geschmückten kleinen Christbäumen freuen. Nicht nur wenige Wochen, sondern dauerhaft lädt dagegen die „Allee der Jahresbäume“ am Stadtrand zum Spaziergang ein – und bei diesem kann man nebenbei etwas lernen über die so wichtigen Pflanzen und ihre Eigenheiten.
In jedem Herbst wächst die Allee
Rotbuche, Robinie, Weißtanne und Flatterulme wurden in Lorsch in den vergangenen Jahren unter anderem gesetzt entlang des gut frequentierten Spazierwegs. Mehr als 30 einzelne Exemplare unterschiedlichster Baumarten sind es längst. In jedem Spätherbst kommt eine neue Pflanzung hinzu, und zwar jeweils der „Baum des Jahres“. Der Titel wird vom gleichnamigen Kuratorium vergeben. Der „Baum des Jahres 2023“ ist nun die Moorbirke.
Gestern griffen Mitglieder des Magistrats mit Bürgermeister Christian Schönung an der Spitze, Wolfram Grüneklee als Bergsträßer Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und Nicole Fischer, Abteilungsleiterin des Gartentrupps der Stadt zum Spaten und pflanzten die erste Moorbirke in Lorsch ein. Ab sofort kann man das knapp fünf Meter hohe Bäumchen, das natürlich noch ordentlich wachsen soll, bewundern. Allerdings hat die Birke ausnahmsweise einen Standort einige Meter abseits der Allee gefunden, tanzt sozusagen etwas aus der Reihe.
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An einem feuchten Platz, im alten Landgrabenbett nämlich, in Sichtweite der Allee, wird sich der Baum wohlfühlen. Nachbar auf der Wiese, die auch von den Lorscher Rindern gern genutzt wird, ist eine Eiche. Gedeiht die Moorbirke gut, dann kann sie bis zu 150 Jahre alt werden und gut 30 Meter hoch wachsen. Den typischen weißen Stamm entwickelt die Moorbirke – sie hat herzförmige Blätter – etwas später als andere Birkenarten. Bekannt ist der neue „Baum des Jahres“ auch als Haar- oder Besenbirke, denn die jungen Triebe der Moorbirke sind anfangs leicht behaart und im Unterschied zur häufiger vorkommenden Hängebirke hat die Moorbirke eine feste Krone nach oben, so Fischer.
Über eine Eigenschaft, die zunehmend wichtig ist, verfügt der neue Laubbaum vor allem: er ist vergleichsweise anspruchslos. Birken können auch auf nährstoffarmen Standorten überleben und sind winterhart. Selbst eisige Temperaturen machen ihr wenig aus. Von einer Frosthärte bis zu einem Minus von mindestens 28 Grad sprach gestern Grüneklee.
Die Wurzel kann zur jetzigen Jahreszeit gut austreiben, weshalb sich nun der Pflanztermin empfohlen hatte. „Wasser haben wir gerade im Überfluss“, stellte Grüneklee fest. Das vorige Frühjahr aber sei leider wieder „sehr trocken“ gewesen.
Birken werden als sogenannter Vorwald auf Kahlflächen geschätzt. Sie sorgen dafür, dass Freiflächen nicht lange öde bleiben. Ihr Holz ist zudem als Brennholz gefragt sowie in der Möbelherstellung beliebt, Birkenpech galt als eines der ältesten bekannten Klebemittel, Birkenblätter-Extrakt soll gegen Haarausfall, Birkenblätter-Tee bei Blasen- und Nierenproblemen helfen. Nicht abzustreiten ist aber, dass viele Menschen mit der Birke möglichst nichts zu tun haben wollen und auf ihre gesundheitsfördernden Wirkungen pfeife: das sind diejenigen, die gegen Birkenpollen allergisch sind.
Info-Tafel am Holzsteg folgt
Vom Holzsteg an der Kulturachse aus hat man den besten Blick auf den neuen Baum. Dort soll auch noch ein Info-Schild angebracht werden. Alle anderen Jahresbäume haben auch eine kleine Info-Tafel. Der einige Jahre alte Baum, der noch einen dünnen Stamm hat, wird außerdem mit einem Holzgerüst gegen Verbiss oder andere Schäden geschützt.
Ideengeber für die Jahresbaum-Allee war einst die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, finanziert werden die regelmäßigen Pflanzungen von der Stadt, die sich auch um die Pflege der Bäume kümmert. Dass die Allee im kommenden Jahr erneut wachsen soll, ist bereits ausgemacht. Bürgermeister Schönung berichtete, dass die Jury als „Baum des Jahres 2024“ eine Mehlbeere ausgewählt hat. Die Baumart, die hauptsächlich in Bayern vorkommt, soll aber auch in Lorsch gute Bedingungen vorfinden und sich bestens einfügen.
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