Weihnachtsmarkt

Lorsch feiert blau und begeistert mit kleinen Christbäumen

Zum dritten Mal erwies sich der Karolingerplatz als idealer Standort für die Großveranstaltung. 60 Buden und ein unterhaltsames Bühnenprogramm.

Von 
Nina Schmelzing
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Eine Christbaum-Allee schmückte die Nibelungenstraße bis hinunter zum Lorscher Weihnachtsmarkt, der zum dritten Mal auf dem Karolingerplatz gefeiert wurde. © Strieder

Lorsch. „Guck mal, Opa – das Kloster ist blau.“ Das kleine Mädchen, zweieinhalb Jahre alt, staunte gewaltig und war fasziniert, als es an der Hand des Großvaters am späten Freitagnachmittag über den Benediktinerplatz Richtung Karolingerplatz lief und plötzlich auf diese Überraschung traf. Die Innenstadt sah erstmals ganz anders aus, als es diese bisher je erlebt hat. Königshalle und Basilika präsentierten sich ebenso wie die Kirche und die Klostermauer blau angestrahlt. „Warum?“, wollte das Kind wissen.

An 60 Marktbuden konnte man beim „Blauen Weihnachtswunder“ einkaufen, auf dem Benediktinerplatz verlockten die großen Engelsflügel vor der Königshalle sehr viele Menschen dazu, ein besonderes Erinnerungsfoto zu schießen. Kinder hatten an allen drei Tagen auf dem Karussell viel Spaß. © Strieder

Wahrscheinlich hat der Großvater ihm dann erklärt, dass dies das „Blaue Weihnachtswunder“ ist. Unter diesem Motto wird in Lorsch der Weihnachtsmarkt gefeiert. Sicher ist, dass nicht nur Kinder im Kita-Alter beeindruckt sind, wenn sie diese besondere Inszenierung sehen. Auch wer sie in den vergangenen Jahren schon mehrfach bewundert haben sollte, zeigt sich immer wieder angetan.

„Einfach schön“ – das konnte man am Wochenende sehr oft hören, wenn man über und rund um den Festplatz schlenderte. „Energieverschwendung“, meinte nur ein einziger Kritiker.

Vor dem Alten Rathaus glitzert ein großer Tannenbaum mit blauen Kugeln. Die Nibelungenstraße bis zum Weihnachtsmarkt-Gelände säumten diesmal ebenfalls viele kleine geschmückte Christbäume. Dekoriert wurden sie in unterschiedlicher Art und Weise von Lorscher Vereinen.

Für die Gläubigen gab‘s früher Punsch

Ohne das christliche Fest Weihnachten gäbe es keine Weihnachtsmärkte. Die katholische Pfarrgemeinde St. Nazarius feierte ihren Adventsgottesdienst nun erstmals direkt auf dem Marktgelände. Das Angebot im Freien, für die Musik sorgte Thomas Adelberger, wurde gestern Vormittag gut angenommen.

Pfarrer Michael Bartmann predigte unter anderem über das Warten. Es werde bedauerlicherweise oft nur als lästig empfunden. Auch auf Adventskränze werde oft verzichtet, es werde sofort ein Weihnachtsbaum daheim aufgestellt. Man könne das Warten aber auch als „geschenkte Zeit“ sehen, so Bartmann, der für die Fähigkeit des Erwartenkönnens warb und zugab, selbst nicht immer der Geduldigste zu sein.

Wer sich mit einem Punsch in der Kälte aufwärmen wollte, musste gestern immerhin nicht lange warten. Für die Gläubigen, die am Gottesdienst teilgenommen hatten, startete eine einzige der Buden jedenfalls schon vor der regulären Marktöffnung: Am Stand des Paulusheim-Vereins durften sich die Gläubigen vorab versorgen. sch

Sie gaben Anlass, immer wieder einmal stehenzubleiben und sich an einzelnen Exemplaren der Allee zu erfreuen. Der Förderverein der Lorscher Haupt- und Realschule hatte seine Tanne mit Porträts von Werner von Siemens dekoriert, die Mitglieder des Tabakprojekts hatten Zigarrenkistchen und Tabakblätter in ihren Baum gehängt – auch die Warnung „Rauchen ist tödlich“ fehlte nicht. Das Bücherei-Team hatte Lese-Empfehlungen in durchsichtigen Christbaumkugeln an ihren Nadler angebracht.

Großes Glück mit dem Wetter

Mit dem Wetter hatten die Lorscher riesiges Glück. Es war zwar kalt, aber es gab keinen Regen wie in den Wochen zuvor. Dauerberieselung hätte das Vergnügen, auf dem Karolingerplatz zu feiern, sehr getrübt. Das Gelände unterhalb der Klostermauer ist schließlich nicht befestigt und bei ungünstiger Witterung schnell rutschig. Bei der Premiere des „Blauen Wunders“ auf dem ehemaligen Festplatz vor zwei Jahren hat das mancher schon erleben können und landete unfreiwillig im Matsch. Nun aber war der Boden gut hartgefroren.

Die meisten Besucher finden es schön, wenn es weihnachtlich leuchtet und strahlt. Ein einzelner Gast bemängelte „Energieverschwendung“. © Schmelzing

Auf dem Lorscher Weihnachtsmarkt verging die Zeit wie im Flug. Es kam viel Publikum, es war viel los. An 60 Buden konnte man stoppen, nach schönen kleinen Geschenken schauen oder den Halt für eine Stärkung nutzen.

„Alles handgemacht“, war öfter zu lesen an Ständen, an denen man zum Beispiel Holzfiguren, todschicke Vogelhäuschen, Gebäck, Pralinen, Gestricktes oder Bratapfel-Liköre oder Glüh-Gin kaufen konnte. Viel Betrieb war auch am Stand eines Händlers, der schöne Steine, etwa Amethystkugeln und Jadeschmuck, offerierte.

Die Auswahl an Essensangeboten war enorm: Besucher konnten unter anderem wählen zwischen Pizza, Pommes, Würsten, Spanferkel mit Kraut, Kartoffelsuppe, Kesselgulasch, Kartoffelpuffern, Fisch, Fleischkäs, Kaiserschmarrn, Langos, Dampfnudeln, Crêpes und Waffeln.

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Am Wunschbaum konnten Kugeln gegen eine Spende mit Wünschen behängt werden, der Erlös kommt der „Tafel“ zugute, die auch von Lorscher Bürgern genutzt wird. Immer in Bewegung war das Kinderkarussell.

Im Märchenzelt lagen Kinderbücher zum Schmökern aus, man konnte Geschichten lauschen, als Vorleser engagierten sich – neben vielen anderen – Landrat Christian Engelhardt, Bürgermeister Christian Schönung und Karsten Krug, Bürgermeister von Groß-Rohrheim. Am Sonntagnachmittag lockte der Weihnachtsmarkt außerdem mit Ponyreiten.

Die Christbaum-Allee bleibt erhalten

Auf der Bühne gab es an allen drei Tagen Musik und Tanz und Beifall für das Programm. Ein eindrucksvolles Bild boten etwa die Kurpfälzer Alphornbläser mit ihren 3,70 Meter langen Instrumenten. Interessierte durften auch selbst ein Alphorn ausprobieren. Den meisten Kindern gelang es, einen Ton zu erzeugen.

Das „Blaue Weihnachtswunder“ endete gestern Abend. Weihnachtsmarkt-Atmosphäre kann man an den kommenden Wochenenden weiterhin an den bewirtschafteten blauen Buden am Benediktinerplatz genießen, auch die Christbaum-Allee bleibt noch erhalten.

Redaktion

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