Kloster Lorsch

Mittelalterliches Herbstfest lockte viele Familien nach Lauresham

Das Freilichtlabor hat ein letztes Mal in diesem Jahr zu einem Tag der offenen Tür eingeladen

Von 
Alicia Diry
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Lorsch. Ob mittelalterliche Jagdwaffen, die Kunst des Metallschmiedens oder die aktive Teilnahme am Bogenschießen: Beim Herbstfest des Freilichtlabors Lauresham gab es viel zu entdecken.

Am Sonntagmorgen nach zehn Uhr trudelten schon zahlreiche Besucher zum Anlass des Festes im Klosterfeld ein. Bei freiem Eintritt konnten die Interessierten auf Entdeckungstour gehen. Dabei hatten die Gäste die Möglichkeit, sich ein lebendiges Bild vom Arbeits- und Alltagsleben der Menschen im frühen Mittelalter zu machen. Denn wie sah das Leben einfacher Leute und Gutsherrenfamilien zur Zeit Karl des Großen überhaupt aus? Diese Frage sollte am letzten Tag der offenen Tür in diesem Jahr beantwortet werden.

Das Freilichtlabor Lauresham ist - dem Name zu entnehmen - ein Labor im Freien, das auf der Grundlage archäologischer Erkenntnisse eines karolingischen Herrenhofes nachempfunden wurde. Um neue Aufschlüsse zu gewinnen, simuliert das Freilichtlabor den täglichen Betrieb im Bereich Ackerbau, Viehzucht und Handwerk, von dem die Zuschauer an diesem Tag einen Eindruck gewinnen konnten.

Handwerkskunst und Jagdwaffen

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Bei einem Spaziergang durch den Obstgarten konnten die Besucher schon aus der Ferne einige Stände des Herbstfestes erblicken.

Am Gemüsestand versammelten sich bereits interessierte Besucher. Ein Mitarbeiter des Freilichtlabors erklärte, dass das Gemüse hundertprozentig klimaneutral und nur mit tierischer Zugkraft produziert werde. Zur Freude der Anwesenden konnte frisches Gemüse gegen eine kleine Spende erworben werden. Die Besucher griffen bei Karotten, roter Bete, und Kürbissen ersichtlich erstaunt zu.

Der Jagdwaffen-Stand konnte sich besonderer Beliebtheit erfreuen. Dort konnten verschiedene Jagdwaffen aus vergangenen Zeiten bestaunt werden. „Vor 40 000 Jahren entwickelte sich der Mensch vom Gejagten zum Jäger“, sagte Frank Trommer. Er erklärte den Schaulustigen, wofür die einzelnen Waffen eingesetzt wurden. Dazu gehörte beispielsweise der sogenannte Sauspieß. „Dieser Spieß wurde zum Jagen von Wildschweinen genutzt. Er war kein normaler Spieß, sondern besaß hinter der Pfeilspitze eine Sperre, damit das Tier nicht einfach durch den Jäger durchrannte“, erläuterte Trommer.

Es wurden aber auch andere Waffen ausgestellt. Darunter waren verschiedene Pfeile, Messer oder ein Jagdbumerang. Der Mensch verwendete den Jagdbumerang vor 18 000 Jahren und bestand damals aus Mammutelfenbein, so Frank Trommer. „Mit dieser Waffe musste der Jäger schnell sein, um das Tier rechtzeitig zu erwischen, erläuterte er.

Nur wenige Meter vom Jagdwaffen-Stand entfernt, konnten neugierige Betrachter den Schmiedevorgang von Metall begutachten. Dafür benutzten Mitarbeiter des Freilichtlabors eine Schmiedeesse. Diese bestand aus einer offenen Feuerstelle mit einem Abzug und einer zusätzlichen Luftzuführung. Sie demonstrierten die mittelalterliche Waffenherstellung, indem sie mit einem Blasebalg und heißer Kohle Metall erhitzten. Anschließend schlugen sie das Metall in Form.

Vom Basteln bis Bogenschießen

Beim Herbstfest des Freilichtlabors Lauresham gab es auch einige Attraktionen speziell für Kinder.

Dazu gehörte das sogenannte Spiel im Lederbeutel. Bei diesem Spiel fertigten Kinder zusammen mit ihren Eltern einen kleinen Lederbeutel mit zeitgetreuen Materialien. Damit der Beutel zusammenhielt, knüpften die Kinder bunte Bänder oder verwendeten ein Lederband.„Dieses Spiel besteht nicht nur aus Basteln, sondern stellt ein museumspädagogisches Angebot dar“, betonte Silke Strohmenger. Die Museumspädagogin erläuterte, dass das gemeinsame Gestalten eines Lederbeutels die Zusammenarbeit zwischen Familien fördere.

Eine weitere Attraktion war das Bogenschießen. Gegen ein kleines Entgelt durften die Besucher ihr Glück mit Pfeil und Bogen versuchen. Selbst, wenn der Pfeil daneben ging, lachten und klatschen Jung und Alt gemeinsam.

Etwas abseits befand sich das Färberhaus. Dort zeigten zwei Mitarbeiterinnen Kindern, wie Wolle und Tücher im Mittelalter eingefärbt wurden. Dabei warfen sie das Material in einen großen Kessel auf einer offenen Feuerstelle und versetzten das kochende Wasser mit einem Beizmittel.

Diese Mittel wurden damals eingesetzt, da die Stoffasern sonst nicht aufnahmefähig für Farbstoffe waren, erklärte eine Mitarbeiterin des Freilichtlabors. Dabei zeigten die Kinder reges Interesse und durften beim Färbeprozess aktiv mithelfen. Ein zusätzliches Highlight stellte die Wagenfahrt mit einem Ziegengespann dar, bei dem die Kinder in einem kleinen hölzernen Anhänger über das gesamte Gelände gezogen wurden.

Um sich eine Pause von den vielen Eindrücken und Informationen zu gönnen, konnten die Besucher Waffeln oder eine Bratwurst aus eigener Herstellung vom landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Helming aus Lorsch genießen.

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