WEL

Lorscher Einzelhändler finden keinen Vorstand

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Norbert Weinbach
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© Thorsten Gutschalk

Lorsch. Die Wirtschaftsvereinigung Einzelhandel Lorsch (WEL) steht ohne regulären Vorstand da. Nachdem es bei der jüngsten Jahreshauptversammlung keine Kandidaten für das Führungsgremium gab, bleibt der amtierende Vorstand erst einmal kommissarisch im Amt. Sollte sich nicht kurzfristig eine personelle Lösung finden, muss der Verein aufgelöst werden.

Nach einem Jahr Pandemie-Pause hatte die WEL ihre 30 Mitglieder wieder zur Jahreshauptversammlung eingeladen. Zu der Zusammenkunft im Back- und Brauhaus waren allerdings außer dem Vorstand nur ein Mitglied, zwei Vertreter der Entwicklungsgesellschaft Lorsch (EGL) und Stadträtin Eva Grabowski gekommen.

Im Jahr 2020 hätten wegen Corona keine Aktivitäten durchgeführt werden können, blickte Vorsitzende Monika Graf (Bild: Gutschalk) zurück. In diesem Herbst konnte zur Kerwe zumindest ein verkaufsoffener Sonntag organisiert werden. Die Corona-Beschränkungen hätten auch den Lorscher Einzelhändlern Umsatzeinbußen beschert.

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Monika Graf erwähnte die Aktionen rund um den Klostertaler, die bei der Bevölkerung gut angekommen seien. Die Taler würden zu einem großen Teil in Gastronomiebetrieben ausgegeben und dabei helfen, die Innenstadt lebendig zu erhalten. Die WEL-Vorsitzende bedankte sich bei der Stadt und der Entwicklungsgesellschaft für die Unterstützung.

An dem Finanzbericht des Vorstandes hatten die Kassenprüfer nichts auszusetzen.

Monika Graf versicherte, es sei nicht selbstverständlich, ehrenamtliche Vorsitzende zu sein. Sie dankte den weiblichen Vorstandsmitgliedern mit Blumensträußen für die Mitarbeit, für die Männer gab es eine Schachtel Pralinen.

Dank an Timo Cyriax

Sichtlich bewegt bedankte sie sich ausdrücklich bei dem bislang für Handel, Gewerbe und Stadtmarketing zuständigen EGL-Projektleiter Timo Cyriax mit einem Präsent für sein vielseitiges Engagement für die WEL. Sie bedauerte, dass er aus beruflichen Gründen demnächst Lorsch verlassen werde. Cyriax war der Ansicht, dass die Mitglieder der WEL helfen sollten, die Stadt lebendig zu erhalten.

Stadträtin Eva Grabowski unterstrich die Bedeutung der WEL für die Stadt Lorsch und bedankte sich für die geleistete Arbeit. Sowohl die WEL als auch die EGL seien maßgeblich in die Geschicke der Stadt eingebunden. Für die durch Corona bedingten Nachteile habe die Stadt Haushaltsmittel in einem besonderen Topf zusammengefasst zur Unterstützung von Vereinen und Organisationen. Eva Grabowski dankte der WEL und allen, die sie unterstützten für ihr Engagement. Ihr Antrag auf Entlastung des Vorstands wurde einstimmig angenommen. Als Wahlleiterin sollte sie ein neues Vorstandsteam wählen lassen.

Rückzug seit 2019 angekündigt

Sowohl die langjährige Vorsitzende Monika Graf als auch ihr Stellvertreter Jürgen Krüpe kandidierten nicht mehr. Beide hatten bereits bei der Jahreshauptversammlung 2019 angekündigt, dass sie nach der damals beginnenden Amtszeit nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Die Verantwortung solle jüngeren Mitgliedern übertragen werden. Graf und Krüpe tragen seit vielen Jahren die Verantwortung für die WEL.

Auf die Frage der Wahlleiterin, wer denn für die Ämter der Vorsitzenden, des Stellvertreters, der Schriftführerin, des Rechners und der Kassenprüfer kandidieren wolle, meldete sich niemand.

Nicht gemeinnützig

Da stellte sich die Frage, was geschieht mit der WEL? Die Satzung sehe verschiedene Szenarien vor aber keine konkreten Abläufe, wie Eva Grabowski erläuterte. Zwar sei die WEL ein eingetragener Verein, allerdings nicht gemeinnützig. In der Diskussion kam zum Ausdruck, dass vielen Mitgliedern wohl nicht bekannt gewesen sei, welche Konsequenzen folgen, wenn es keinen Vorstand mehr gibt. Der bisherige Vorstand bleibt nun zunächst kommissarisch im Amt.

Es stellte sich jedoch die Frage , ob der Verein noch eine Zukunft hat. Was geschieht mit den Klostertalern, die noch vorhanden sind? Werden diese weiterhin an die Bürger ausgegeben und durch wen? Was wird aus dem geplanten Projekt „Stadtmarketing“? Man müsse das Projekt neu denken, eventuell eine Arbeitsgemeinschaft Innenstadt organisieren.

Von der EGL kam die Bereitschaft, die WEL auch zukünftig zu unterstützen. EGL und Stadt alleine könnten es allerdings nicht gemeinsam schaffen. Monika Graf bedauerte, dass die Einzelhändler wohl kein Interesse an der WEL hätten, sonst wären sie ja zu der Versammlung erschienen. Nach Einschätzung von Jasmin Stattmüller vertraue so mancher wohl darauf, dass andere die Arbeit machten.

Entscheidung am 23. November?

Einig waren sich die Anwesenden, dass es eine weitere Versammlung geben muss. Als Termin wurde der 23. November vorgeschlagen. In der Einladung müsse der Hinweis formuliert werden, dass die WEL sich auflösen wird, wenn kein Vorstand zustande kommt.

Einigkeit herrschte auch darüber, sich im Vorfeld rechtlich beraten zu lassen über möglich Konsequenzen einer Auflösung. Was passiert mit den Finanzen? Wie verhält sich das Finanzamt? Was wird aus dem Vereinsvermögen, das nach der Satzung nur für gemeinnützige Zwecke verwendet werden darf? Was ist in diesem Fall gemeinnützig? Solche und andere Fragen müssten bei der Rechtsberatung geklärt werden, damit in der kommenden Versammlung eine juristisch einwandfreie Entscheidung getroffen werden kann.

Die Einladung soll auch eine Rückantwort der Mitglieder fordern, damit sich der kommissarische Vorstand darauf einstellen kann.

Es sei einen Versuch wert, die WEL am Leben zu erhalten, waren sich die Anwesenden einig. Überlegt wurde auch schon, was erhaltenswert sei und was in Zukunft anders gemacht werden sollte? Es gebe unterschiedliche Interessenslagen der Einzelhändler, aber auch Gemeinsamkeiten. Da müssten Schnittmengen herausgearbeitet werden, hieß es in der Diskussion.

Damit gingen die Teilnehmer auseinander – nicht ohne die Hoffnung, dass doch noch alles gut werden kann.

Freier Autor Seit mehr als 40 Jahren als freier Mitarbeiter bei verschiedenen Zeitungen aktiv, Fotograf und Berichterstatter, im Regelfall waren/sind es Zeitungen die dem BA oder ganz früher, mit dem Echo verbunden waren. Berichterstattung meistens über Lorscher Vereine und Organisationen, früher auch Sport.

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