Stadtverordnete

Lorsch hat Brunnen mit Trinkwasser

Kampagne für eine „Refill“-Aktion abgelehnt

Von 
Nina Schmelzing
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Lorsch. An den Sommer 2022, einen Hitzesommer, erinnerte die Lorscher SPD-Fraktion in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung. Besonders heiße und trockene Sommer seien künftig öfter zu erwarten, so die Sozialdemokraten mit Blick auf den Klimawandel. Die Stadt Lorsch solle sich deshalb an der Aktion „Refill Station“ beteiligen, beantragte SPD-Fraktionschef Dirk Sander. Erfolg hatte er mit seiner Initiative jedoch nicht.

Die Mehrheit der Stadtverordneten lehnte den SPD-Antrag jedenfalls ab, der zudem vorsah, dass 500 Euro in den Haushalt eingestellt werden sollten, um eine entsprechende „Informationskampagne“ zu finanzieren. Die Entwicklungsgesellschaft Lorsch (EGL) sollte beauftragt werden, Handel und Gastronomie „zur Teilnahme zu motivieren“.

Eine „Refill-Station“ ist eine Adresse, an der Trinkwasserflaschen aufgefüllt werden können, und zwar kostenlos. Deutschlandweit schlossen sich bereits mehrere Kommunen der „Refill-Aktion“ an, die 2017 in Hamburg ins Leben gerufen wurde, so SPD-Fraktionschef Sander. Die Aktion helfe zum einen, Müll, vor allem Plastikmüll, zu reduzieren. Zum anderen trage sie dazu bei, immer wieder bewusst zu machen, dass es sich bei Leitungswasser um Trinkwasser handelt.

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Auch die hessische Landesregierung bewerbe die „Refill-Aktion“ und fordere Städte und Gemeinden zum Mitmachen auf, so Sander. Unter dem Motto „Lebe gesund, trinke genug Wasser und spare Geld“ ermutige die Aktion dazu, im Sommer eine eigene Trinkflasche mitzunehmen und so die Umwelt zu schützen. Sie ermögliche, dass man Trinkwasser in der Stadt zapfen und nicht immer kaufen müsse.

Gastronomie ist schon gebeutelt

Vorteil sei es außerdem, dass das „Refill“-Projekt unkompliziert funktioniere. Wer sich beteiligen möchte, bringt einfach den Aufkleber mit der Aufschrift „Refill Statiion“ an der Tür oder dem Fenster seines Ladengeschäfts oder Gastronomiebetriebs an, erläuterte die SPD. Die CDU-Fraktion habe sich vor fünf Jahren für eine ähnliche Idee stark gemacht, erinnerte der Sozialdemokrat an deren damalige Anregung, vermehrt Trinkwasserspender aufzustellen.

Die Initiative sei grundsätzlich nicht verkehrt, erklärte Jonathan Heim (CDU), die Gastronomie sei aber dafür nicht der richtige Ansprechpartner, meinte er. Sie sei zudem eine bereits „gebeutelte“ Branche. Statt dieser noch eine weitere Aufgabe anzutragen, sei es besser, andere öffentlich zugängliche Stellen in der Stadt auszusuchen, auch Standorte der Verwaltung seien denkbar.

Allerdings verfüge Lorsch im Sommer bereits über eine problemlos zu erreichende Wasserstation, erinnerte Heim. Am Tabakbrunnen im Zentrum vor dem Alten Rathaus fließe schließlich Trinkwasser. Dem SPD-Antrag, verbunden mit den Finanzmitteln für eine Info-Kampagne, wolle die CDU daher nicht zustimmen.

Nachfrage in der Tourist-Info

Christian Walter (PWL) bewertete die Idee für eine „Refill-Aktion“ dagegen als „sehr gut“ und erklärte die Zustimmung seiner Fraktion. Dass es den Bedarf von Besuchern in der Innenstadt nach Trinkwasser-Stationen gebe, wusste er außerdem. „Auch in der Tourist-Information wurde schon öfter einmal danach gefragt“, berichtete er. Die Initiative der Sozialdemokraten mache Sinn. „Hygiene muss ganz großgeschrieben werden“, fügte er aber ausdrücklich an.

Es sei nicht so, dass man sich an der Bergstraße der Idee verschließe, klärte Matthias Schimpf (Grüne) auf. An der Geschäftsstelle seiner Partei in der Bensheimer Innenstadt zum Beispiel sei der Aufkleber am Schaufenster von Anfang an angebracht worden, berichtete er.

Bürgermeister Christian Schönung erinnerte daran, dass auch nicht alle Innenstadt-Initiativen bei den Akteuren auf langanhaltende Begeisterung stoßen. Die Aktion „Nette Toilette“, bei der Gastronomen ihre Toiletten kostenlos nicht nur für ihre Kundschaft, sondern für jeden Passanten zugänglich machen, zählt zum Beispiel dazu. Auch das Cup-System mit wiederverwendbaren Kaffee-Bechern sei nicht so gut angenommen worden, obwohl zunächst viel Zeit in eine mögliche Realisierung gesteckt wurde.

Bürgermeister Schönung erinnerte in der Stadtverordnetenversammlung daran, dass es in Lorsch schließlich noch einen weiteren Brunnen geben soll. Auch bei diesem soll es sich um einen Trinkwasserbrunnen handeln. Derzeit befinde man sich noch in der Planung, wies er auf die Innenstadtgestaltung zwischen Kaiser-Wilhelm-Platz und Nibelungenhalle hin. Mit der Inbetriebnahme eines zweiten Trinkwasserbrunnens sei zwar „nicht gleich morgen“ zu rechnen, räumte er ein. Ein Anfang aber wäre gemacht.

Für die Beteiligung der Stadt Lorsch an der „Refill“-Station, verbunden mit der Finanzierung einer Informationskampagne, stimmten zwar Mitglieder der SPD- und PWL-Fraktion, die Mehrheit der Stadtverordneten lehnte den SPD-Antrag schließlich aber ab.

Redaktion

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