Lorsch. „Das Ehrenamt ist eine tragende Säule, ohne das einfach vieles nicht möglich wäre“, begrüßte Bürgermeister Christian Schönung die Gäste, die zur Ehrung von drei SPD-Kommunalpolitikern in den Paul-Schnitzer-Saal kamen. Den Stadtverordneten Margret Böhne-Schnell und Peter Velten, sowie der Ehrenstadträtin Angela Velten wurde der Ehrenbrief des Landes Hessen verliehen. Die Auszeichnung ist eine Anerkennung für Menschen, die sich mit intensivem persönlichem Einsatz um die demokratische, soziale und kulturelle Gestaltung der Gesellschaft verdient machten.
Die zu Ehrenden verkörperten diese Haltung nicht nur bei einzelnen Gremiensitzungen, sondern in allen zwölf Monaten des Jahres – und das über viele Jahre. Die Zeit sei nicht mit Geld zu bezahlen. Würden die Stunden nach dem Mindestlohn verrechnet, kämen beachtliche Summen zusammen, dankte Schönung für den Einsatz.
Stadtverordnete Margret Böhne-Schnell war zehn Jahre lang Mitglied des Magistrats sowie Mitglied und später Vorsitzende der Kinder- und Jugendkommission. Ebenso arbeitete sie viele Jahre in der Sozial- und der Kulturkommission. Auch Ehrenstadträtin Angela Velten liegt eine funktionierende Demokratie sehr am Herzen. Sie engagierte sich ab 1989 kommunalpolitisch für Lorsch. 23 Jahre war sie Mitglied im Magistrat, wofür ihr der Titel Ehrenstadträtin verliehen wurde. 20 Jahre war sie Mitglied der Kinder- und Jugendkommission und zusätzlich für 20 Jahre Ortsgerichtsschöffin.
Dritter im Bund ist Stadtverordneter Peter Velten, der die SPD seit 29 Jahren in der Stadtverordnetenversammlung vertritt. Für den gleichen Zeitraum ist er Mitglied im Haupt- und Finanzausschuss, seit 12 Jahren als Vorsitzender. Die Leidenschaft für Kommunalpolitik wurde ihm in die Wiege gelegt. Alle drei Mandatsträger waren beziehungsweise sind in verschiedenen Gremien tätig. Sie tragen große Verantwortung für die Stadt. Meterhohe Türme an Vorlagen dürften es inzwischen sein, die in Vorbereitung der Sitzungen bisher gelesen werden mussten. An vielen Beratungen und Abstimmungen nahmen sie teil.
Wichtige Dienste für die Bürger
Ein politisches Ehrenamt fordere in besonderem Maße Durchhaltevermögen, denn Erfolg, Niederlage und manchmal auch Frust lägen nicht selten nahe beieinander, sagte Schönung in seiner Rede. Zu seinem Bedauern werde ehrenamtlich tätigen Kommunalpolitikern gelegentlich zu wenig Respekt entgegengebracht und es werde verkannt, dass sie für die Bürger wichtige Dienste leisteten. Die Verleihung von Ehrenbriefen sei eine traditionsreiche und greifbare Form der Anerkennung, vor allem aber ein großes Dankeschön, das lange nachwirken solle.
„Ich weiß: Niemand von Ihnen hat sich engagiert, um eines Tages einen Landesehrenbrief verliehen zu bekommen. Sie setzen sich vielmehr ein, weil Sie ihr Tun für selbstverständlich halten, weil sie das Naheliegende tun, ohne dabei etwas Besonderes zu wollen. Wenn das Land eine Auszeichnung verleiht, dann nicht nur in Anerkennung der persönlichen Verdienste, sondern auch mit der Hoffnung, dass ein solcher Vorgang auch Wertschätzung ausstrahlt. Wir möchten, dass sich andere Menschen Sie zum Vorbild nehmen. Unser Lorsch braucht Menschen wie Margret Böhne-Schnell, Angela Velten und Peter Velten“, so Schönung.
Einsatz, der Respekt verdient
Ihr Engagement beweise, „dass bei uns in Lorsch Werte wie Einsatz für die Gemeinschaft, gesellschaftliche Verantwortung, Zuverlässigkeit und Ideenreichtum fest verankert sind. Ihr Wirken ist herausragend und verdient unser aller Respekt“. Schönung gratulierte den Kommunalpolitikern persönlich und im Namen aller städtischen Gremien. Er wünschte sich, dass zahlreiche Lorscher dem Beispiel tatkräftiger Arbeit folgen. „Tragen Sie die Auszeichnung, die sie heute erhalten, mit Freude und Stolz und stecken sie andere damit an“, schloss er seine Laudatio. Mit einem Zitat von Bundespräsident Johannes Rau begann Landrat Engelhardt seine Rede. Das Gemeinwesen lebe davon, dass Bürger aus freiem Entschluss bereit seien, sich für ihre Mitmenschen und für das Gemeinwohl einzusetzen. Das Engagement sei Ausdruck gelebter Solidarität und der Freiheitlichkeit unseres Gemeinwesens. Die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, hebe ehrenamtlich Tätige in ihrer Bedeutung für die Gesellschaft heraus und mache sie zu Vorbildern“, so der Landrat. Es brauche Menschen wie die drei Lorscher, die parteiübergreifend für ihre Ideale einstünden.
Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"
Margret Böhne-Schnell, geboren in der Lüneburger Heide, sei verwurzelt in der Bergstraße. Ihr guter Ruf als aktive Bürgerin eile ihr voraus. Engelhardt lobte sie für ihren Einsatz zur Förderung der offenen Kinder- und Jugendarbeit, auch als Mitglied der Kinder- und Jugendkommission. Sie war aktiv im Schulelternbeirat, im Förderverein und als Krankenschwester habe sie Seminare über Suchtprävention organisiert.
Peter Velten lobte er für seinen Einsatz im Namen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Sein Engagement für Lorsch zeuge von regionaler Identität. Er wirkte im Aufsichtsrat in der Entwicklungsgesellschaft Lorsch, gehörte 1998 zu den Gründungsmitgliedern von „Mensch vor Verkehr“ und sei Beisitzer im AWO Kreisverband.
Brief statt Urkunde
Angela Velten stammt aus Burgsolms, das erstmals im Lorscher Codex erwähnt wurde. Es war einst Sitz der „Edlen von Solms“. Den Edelmut habe sie mit nach Lorsch gebracht. Von 1989 bis 2021 war sie ehrenamtlich engagiert. Ihr Herz schlug für die Kinder- und Jugendarbeit. Ein „Nein“ habe es von ihr nicht gegeben. Sie war sechs Jahre tätig als Schöffin im Ortsgericht Lorsch und auch in der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen aktiv.
Gemeinsam mit dem Bürgermeister und der Stadtverordnetenvorsteherin überreichte der Landrat den zu Ehrenden anstelle einer Urkunde des Ministerpräsidenten, die wegen des Amtswechsels noch nicht vorhanden war, einen Anerkennungsbrief des Kreises und steckte ihnen eine Ehrennadel an. Dazu gab es Blumen beziehungsweise ein Weinpräsent, verbunden mit Lorscher Klostertalern.
Peter Velten bedankte sich im Namen der drei SPD-Kommunalpolitiker für die Auszeichnung. Christiane Ludwig-Paul zitierte in ihrem Dankeswort Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl: „Ohne die vielen Frauen und Männer, die in Deutschland ein Ehrenamt ausüben, wäre unser Land um vieles ärmer und unser Gemeinwesen so nicht denkbar“.
Die Feierstunde wurde umrahmt vom Kammermusik-Duo Petra Weis (Klavier) und Sorin-Dan Capatina (Violine), das ebenso den Applaus des Publikums erhielt, wie die Träger des Landesehrenbriefs. ml
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