Jugendhaus

Im Lorscher Paulusheim soll der Platz neu verteilt werden

Von 
Nina Schmelzing
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Das zentral gelegene Paulusheim mit Sälen, Gruppenräumen und Wohnung will in Lorsch niemand verlieren. Der Gebäudeerhalt muss aber finanzierbar sein. © Lotz

Lorsch. Öffentliche Sitzungen der Fachausschüsse oder Stadtverordnetenversammlungen gibt es in den Sommerferien zwar nicht. Die Politik macht aber trotzdem nicht grundsätzlich Pause. Die Lorscher CDU zum Beispiel traf sich jetzt zu einer Sommertour. Auf dem Programm stand unter anderem ein Besuch in einem Gebäude, mit dem zahlreiche Lorscher viele Erinnerungen verbinden: Es ging ins Paulusheim.

Das Jugendhaus St. Paulus liegt nur einen Katzensprung entfernt von der katholischen Kirche und über seine Zukunft wird bereits seit längerer Zeit diskutiert. Weil es allerorten weniger Katholiken und damit weniger Einnahmen für die Kirche gibt, kommen auch die kirchlichen Immobilien auf den Prüfstand. Die Vorgaben aus Mainz seien „sehr eng“, hieß es jetzt. Die Frage, welche Häuser man erhalten darf, wie man sie finanziert – und wie das Paulusheim auch künftig zum auch öffentlich nutzbaren Bestand gehören kann – beschäftigt viele Lorscher.

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Klar ist, dass sich Katholiken im Rahmen der im Bistum Main überall bevorstehenden Fusionen von einer Reihe von Gebäuden trennen müssen – und dass in Lorsch Entscheidungen nicht auf die lange Bank geschoben werden können. Denn schon im Januar 2024 werden die bislang eigenständigen Gemeinden St. Nazarius Lorsch und St. Michel Einhausen zur neuen Großpfarrei namens Edith Stein verschmolzen sein. „Wir wissen noch nicht alle Antworten auf alle Fragen“, verdeutlichte der Lorscher Pfarrer Michael Bartmann, dass man sich mitten im Prozess der Neuaufstellung befinde.

Mehr junge Nutzer als im JUZ

Das Paulusheim sei nicht nur für sie selbst eine „Herzensangelegenheit“, erklärte Christiane Ludwig-Paul. Viele der Lorscher Christdemokraten seien in jungen Jahren, wie sie auch, in der katholischen Kirchenarbeit aktiv gewesen. Dass Gruppen wie die KjG oder die sehr großen Pfadfinderverbände das Haus regelmäßig nutzen, daran erinnerten die CDU-Mitglieder. Es müsse unbedingt gelingen, die Finanzierung auf so gute Füße zu stellen, dass das Haus auch weiter für die kirchliche Jugendarbeit erhalten werden kann, war sich die Runde einig – und nicht nur für diese. Im Paulusheim werden Theaterstücke gezeigt, öffentliche Vorträge gehalten und trifft sich die Kolpingfamilie, werden Kurse der Erwachsenenbildung geboten und die Säle auch privat gemietet.

Allein die Gruppe der rund 250 jungen Nutzer des Paulusheims sei größer als die Zahl derer, die etwa das städtische Jugendzentrum regelmäßig aufsuche, wurde mit Blick auf das Gewicht konfessioneller Arbeit angemerkt. Verlöre man das beliebte Paulusheim, könnte das zu noch mehr „Entfremdung“ und letztlich weiteren Kirchenaustritten führen. Die Zuschüsse für kirchliche Jugendarbeit seien bislang gering, so die CDU. Viele Sportvereine könnten ohne eine Unterstützung auch nicht so arbeiten, wie sie es tun.

„Gebäude kosten Geld“, zeigte Michael Bartmann auf, der die Besucher im Papstzimmer des Paulusheims empfing. Alte Gebäude verschlängen viel Geld, leerer Raum sei als „toter Raum“ besonders teuer.

Pfarrer: Wir brauchen Geld

„Wir brauchen Geld“, sagte der Lorscher Pfarrer mit großer Deutlichkeit. Die vielfach geäußerte Unterstützung für das Paulusheim freue ihn und viele andere selbstverständlich sehr. „Lippenbekenntnisse reichen nicht“, fügte er aber an: „Damit können wir nichts bezahlen.“

Das Paulusheim stammt aus den 1960er Jahren. Geführt wird es vom Lorscher Verein Jugend- und Sozialwerk. Dass die Ehrenamtlichen sich sehr gut um die Bewirtschaftung kümmern, wurde unterstrichen. Auch die Benefiz-Aktionen in den vergangenen Monaten, zuletzt etwa das Sommerfest im Paulusheim, veranstaltet vom Jugend- und Sozialwerk, wurden lobend erwähnt.

Pfarrer Michael Bartmann empfing die CDU-Mitglieder im Papstzimmer. Dass das Paulusheim erhalten werden soll, darüber zeigten sich alle einig. Weil Gebäude Geld kosten sind mit Blick auf die Vorgaben aus Mainz neue Raumnutzungen nötig. © Lotz

Solche einzelnen Aktionen mit Erlösen im niedrigen vierstelligen Bereich reichen allein aber natürlich nicht aus. Eine langfristig gesicherte Finanzierung ist nötig. Das verdeutlichte auch Michaela Ludwig-Groß vom Kirchenverwaltungsrat. Ein Ziel soll es nun sein, Räume stärker multifunktional zu nutzen. Auch die Jugendgruppen könnten Räume gemeinsam nutzen und teilen.

Geld soll auch mit der erneuten Vermietung der Wohnung im Obergeschoss in die Kasse kommen. Dass das Paulusheim mit seiner Lage mitten in der Stadt eine sehr attraktive Adresse hat, ist unstrittig. Die Wohnung mit schöner Aussicht auf die Hügel der Bergstraße war lange Zeit an eine Mitarbeiterin vermietet, durch die auch Hausmeister- und Gartenarbeit übernommen wurden. Nach dem Auszug und Renteneintritt der „guten Seele des Paulusheims“ vor einigen Jahren soll die Wohnung nun renoviert und neu vermietet werden.

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Als weitere gute Idee wird der geplante Umzug der Katholischen Öffentlichen Bücherei (KÖB) ins Paulusheim bewertet. Bei der ehrenamtlich betriebenen Bücherei, derzeit in der Schulstraße untergebracht, handelt es sich um die einzige öffentliche Bücher-Ausleihe in Lorsch. Tausende Titel werden vorgehalten, die man kostenlos daheim lesen kann. Auf dem jetzigen Gelände in der Schulstraße sollen nebenan ein Ärztehaus und Wohnungen entstehen.

Klappt es mit dem KÖB-Umzug, soll das Paulusheim davon profitieren. Wie wichtig die Bücherei für viele junge Familien ist, daran erinnerte Pfarrer Bartmann. Müssten Eltern jedes Kinderbuch selbst anschaffen, wäre das für sie kostspielig. Das Jugendhaus St. Paulus an der Karolingerstraße könnte künftig noch mehr zu einer Begegnungsstätte und einem Kulturzentrum entwickelt werden, für Kooperationen sei man offen, so die Runde. Auch über neue Leistungsanreize soll nachgedacht werden. Landtagsabgeordneter Alexander Bauer, der die Lorscher begleitete, berichtete von Büchereien, die Zuschüsse pro ausgeliehenem Medium geltend machen können.

Unbezahlbare Ehrenamtsarbeit

Falle das vielfältige ehrenamtliche und letztlich unbezahlbare Engagement unter dem Dach der Kirche weg, dann werde die Gesellschaft das sicher merken und eine große Lücke stopfen müssen. Auch die Räume würden kirchlicherseits für vergleichsweise kleines Geld zur Verfügung gestellt. Manche Familien und Gruppierungen könnten sich Mieten anderswo kaum leisten

Giebauer Haus und Haus der Vereine waren weitere Stationen der CDU-Sommertour. Auch dort ging es um das Thema einer multifunktionaleren Raumnutzung, die als sinnvoll erachtet wird.

Redaktion

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