Hauptversammlung

Heimat- und Kulturverein Lorsch freut sich aufs Jubiläum

Vorstandsteam um Thilo Figaj wiedergewählt. 2026 feiert der Verein sein 100-jähriges Bestehen

Von 
Nina Schmelzing
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Vorsitzender Thilo Figaj (Mitte) mit Stellvertreterin Bettina Walter (3.v.l.), Schriftführerin Gisela Steines (l.), Schatzmeister Heribert Koob (4.v.r.) und Mitstreitern. © Dirk Zengel

Lorsch. Die Vorbereitungen laufen längst. Unter anderem wird es eine Festschrift geben. Der Heimat- und Kulturverein Lorsch bereitet sich auf ein großes Jubiläum vor: Im kommenden Jahr wird er 100. An das besondere Datum erinnerte Vorsitzender Thilo Figaj jetzt bei der Hauptversammlung des Vereins. Den runden Geburtstag kann der Heimat- und Kulturverein weiterhin unter der Regie seiner erfahrenen Mitglieder planen. Denn das Vorstandsteam wurde einstimmig wiedergewählt.

Der Heimat- und Kulturverein, gegründet im Oktober 1926, ist ein ungemein lebendiger und in vielen Bereichen der Stadt sehr aktiver Verein. Aus Lorsch ist er nicht wegzudenken. Die Hauptversammlung im Paul-Schnitzer-Saal gab einen Eindruck davon, als die Leiter der unterschiedlichen Arbeits- und Projektgruppen Bericht erstatteten. Sie kümmern sich unter anderem um so wichtige Bereiche wie das Tabakmuseum, den Kräutergarten auf dem Klostergelände und den Pfingstrosengarten sowie um Stadtführungen. Sie tragen damit zu einem wesentlichen Teil dazu bei, dass Lorsch auch für Besucher von auswärts ein sehr attraktives Ziel ist.

Der Verein hat keine riesige Mitgliedschaft, aber eine sehr engagierte. 176 Mitglieder sind derzeit registriert. Mit Blick auf das anstehende Jubiläum rief der Vorsitzende dazu auf, dass sich weitere Interessierte für die Mitarbeit im Beirat melden sollten. „Dringend“ sei eine zahlenmäßige Erweiterung des Teams erwünscht. Jede Unterstützung sei willkommen, schließlich sei für 2026 auch eine Reihe von Vorträgen vorgesehen.

Jüngste Bilderschau von Hans de Raadt fand großes Echo

Thilo Figaj erinnerte in seinem Rechenschaftsbericht an den langen Terminkalender, den der Verein auch im vorigen Jahr wieder auf die Beine stellte. Zehn Platzkonzerte etwa gehören regelmäßig dazu. Die musikalischen Gastspiele unter freiem Himmel vor dem Alten Rathaus sind ein Publikumsmagnet und werden in Kooperation mit der Stadt organisiert. Jeder kann gratis zuhören, das kommt gut an und natürlich profitieren auch die Gastronomen von dem Andrang bei diesem Angebot in der Ortsmitte.

Sehr großen Zulauf verzeichnete auch die Zigarettenschachtel-Ausstellung, die Bernhard Stroick kuratiert hatte. Im Foyer des Paul-Schnitzer-Saals informierte sie über Rauchkultur in früherer Zeit. Tabak war jahrhundertelang ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Lorsch. Hunderte von Schachteln aus aller Welt waren zu sehen aus einer Zeit, als Schockbilder auf dem Cover noch keine Pflicht waren und kreative Köpfe die wenigen Zentimeter Platz mit Phantasie und Witz erfolgreich für Verkaufszwecke nutzten und Werbe-Ikonen wie das HB-Männchen Bruno und den Marlboro-Cowboy zu legendärer Berühmtheit verhalfen.

Ein gewohnt „großes Echo“ habe auch die jüngste Bilderschau von Hans de Raadt gefunden, referierte Figaj. Aus dem gewaltigen Foto-Archiv des Vereins, das Hans de Raadt betreut, zeigten alte Aufnahmen, wie der Alltag in Lorsch in früheren Jahrzehnten ausgesehen hatte, als an jeder Ecke ein Bäcker, Metzger oder Milchladen oder eine kleine Gastwirtschaft zu finden war. Zu jedem der historischen Bilder kann der Archivar eine Geschichte erzählen und mancher Zuschauer aus dem Publikum kann diese mit eigenen Erfahrungen ergänzen. Einen weiteren „Bilderbogen“ für die Öffentlichkeit kündigte Thilo Figaj für 2026 an.

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Beteiligt hat sich der Heimat- und Kulturverein an bundesweit laufenden Aktionen wie dem „Tag des offenen Denkmals“ sowie dem „Internationalen Museumstag“. Die Veranstaltungstage dienen unter anderem dazu, Zutritt auch in seltener geöffnete Stätten zu ermöglichen. In Lorsch wurde diesmal etwa die Giebauer Heimatstube aufgeschlossen. Sie ist bereits seit 2008 verwaist, so Figaj.

Der Heimat -und Kulturverein habe sich erfolgreich gegen die Überlegung gestemmt, dass die Sammlung nach München gegeben wird. Die in der Heimatstube versammelten Objekte geben Zeugnis vom Alltag der Menschen im ehemals sudetendeutschen Städtchen. Trachten, Geschirr, alte Ansichten und viele Dokumente sind dort zusammengetragen. Während viele ähnliche Sammlungen andernorts zur Vertreibungsgeschichte in den vergangenen Jahren aufgelöst wurden, will sich der Heimat- und Kulturverein der Giebauer Heimatstube annehmen und sie an weiteren Tagen öffnen.

Spannende Story um Königin Kunigunde in Lorsch

Auch an die Herausgabe eines besonderen Buches hat sich der Verein gewagt. Im vorigen Jahr wurde der Roman „Kunigunde“ veröffentlicht. Das Manuskript stammt aus dem Nachlass des verstorbenen Lorscher Ehrenbürgers Karl Josef Minst, die spannende Geschichte um die deutsche Königin führt den Leser ins Frühe Mittelalter und unter anderem den Schauplatz Lorsch. Einige Exemplare des gebundenes Buches sind beim Verein noch zu haben, warb Figaj.

Angepackt haben Vereinsmitglieder bei einer Aufräumaktion am sogenannten Bruchhäusel. Der kleine Bau im Lorscher Süden sei weder Wallfahrtskapelle noch ein geweihter Ort, erinnerte Figaj. Die Außenanlage werde gepflegt, im Innenbereich habe man Unrat entfernt. Auch an die Gedenktafel, die für den überaus kundigen und engagierten Michael Fettel im Lorscher Wald angebracht wurde, erinnerte er. Fettel, der vor wenigen Monaten starb, hinterlasse im Heimat- und Kulturverein eine große Lücke.

Zu den vielen erfolgreichen Aktionen gehörte auch die Beteiligung an „Wissen wächst im Garten“ und die Fahrt in den Hessenpark, listete der Vorsitzende auf. Es sei nun auch gelungen, eine Datenbank aufzubauen, die Archivarbeit erleichtern und den Verein zukunftsfähig machen werde. Figaj dankte diesbezüglich etwa Martin Hiemenz und Heribert Koob.

Interesse auch bei jüngeren Menschen wecken könnte die Zusammenarbeit, die man mit dem evangelischen Dekanat Bergstraße angestoßen habe. Im Rahmen ihres Konfirmandenunterrichts sollen die Jugendlichen auch jüdisches Leben kennenlernen können, unter anderem bei einem Besuch in der Dokumentation Landjudenschaft in Lorsch. Es sei eine Kiste mit charakteristischen Gegenständen bestückt worden, im Rahmen einer Art „Schnitzeljagd“ könnten sich die jungen Besucher damit vertraut machen. Die Frequenz von Schülerbesuchen könnte verbessert werden, wünschte sich Figaj allgemein.

Im Rahmen der Hauptversammlung waren auch Ehrungen vorgesehen. Winfried Dixkes, der viele Jahre lang – seit 2010 – das Archiv der Stadt ehrenamtlich betreute, hatte seine Teilnahme allerdings kurzfristig absagen müssen. Dixkes habe ehrenamtlich hochverantwortliche Arbeit im Archiv geleistet, lobte Figaj, bis später hauptamtliche Kräfte eingestellt wurden. Er habe Familien- und Ahnenforschung betrieben, genealogische Anfragen beantwortet und das „historische Gedächtnis“ Lorschs bewahrt und bereichert, so Figaj. Die verlesene Urkunde werde dem Geehrten umgehend zukommen.

Jubiläum wird im November nächsten Jahres gefeiert

Thilo Figaj bat die Vereinsmitglieder darum, sich den 14. November 2026 frei zu halten. An diesem Datum soll der Festakt zum Vereinsjubiläum gefeiert werden. Der Paul-Schnitzer-Saal sei für jenen Samstag bereits reserviert. Ein weiterer Bericht über die Hauptversammlung folgt.

Redaktion

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