Lorsch. Die meisten Sportkegelclubs haben keine besonders phantasievollen Namen. Die Teams, die derzeit in der ersten Bundesliga aktiv sind, heißen zum Beispiel Rot-Weiß Zerbst, KC Schwabsberg oder SV Wernburg. Die Lorscher Herrenteams des Sportkegelclubs (SKC) haben dagegen einen viel eindrucksvolleren Namen, in dem zudem auch ein Stück weit Kampfkraft mitschwingt, die man braucht, wenn man sich im Sport behaupten will: Nibelungen nennen sie sich.
Die Sportkegelvereinigung SKV Lorsch gehört zu einem der führenden Vereine für diese Sportart in Deutschland. Sportkegler sind häufig bei der Sportlerwahl der Stadt Lorsch vertreten. Diesmal ist die erste Mannschaft der Nibelungen für den Titel „Team des Jahres“ nominiert.
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Grund dafür ist ihr erster Platz in der zweiten Bundesliga, den sie sich im vorigen Jahr erkämpfte und dafür dann auch wie ein Sportheld gefeiert wurde. Denn die Meisterschaft bedeutete den Aufstieg in die erste Bundesliga der Sportkegler, die 120-Wurf spielen. Geschafft hatten die Nibelungen damit die ersehnte Rückkehr in die Spitzenklasse.
Devise: Wir kommen zurück
Da gehört die erste Mannschaft nach Auffassung der Lorscher auf jeden Fall hin. „Nach dem Abstieg sind wir gleich wieder aufgestiegen“, fasst Trainer Matthias Ebert die erste Saison in der für seine Spieler ungewohnten zweiten Liga knapp zusammen. Seit mehr als zehn Jahren spielt man erstklassig. „Wir haben Pech gehabt“, meint er. Man habe einmal in den „sauren Apfel“ beißen müssen, habe sich aber sofort vorgenommen: „Wir kommen zurück.“
Diesen Vorsatz haben die Sportkegler fest im Blick behalten und die Umsetzung ist ihnen dann auch tatsächlich gelungen. Zu der erfolgreichen Mannschaft, die den Aufstieg packte, gehören Andreas Dietz, Lars Ebert, Frank Gutschalk, Jurek Osinski, Jochen Steinhauer, Michael Straub, Holger Walter, Stefan Wernz und Nico Zschuppe.
Dass die derzeit laufende Saison in der ersten Bundesliga aber nicht leicht für sie werden würde, das haben die Lorscher von Anfang an geahnt. Alles andere als der Klassenerhalt wäre eine Sensation, hatte Matthias Ebert schon zum Rundenauftakt im Herbst vorigen Jahres verkündet. Denn die Konkurrenz hatte sich zum Teil mit hochkarätigen Neuzugängen verstärkt. Lorsch habe, bedingt durch fehlende Mittel, da nicht in gleichem Maße mithalten können.
Junge Spieler, die mit herausragenden Leistungen auf ihr Talent aufmerksam gemacht haben, haben die Nibelungen jedoch schon seit einiger Zeit in ihren Reihen. Nico Zschuppe etwa hat mit der U23 bei der WM die Goldmedaille geholt und auch Lars Ebert, Sohn des „Nibelungen“-Trainers, gehörte zum Team der in Slowenien erfolgreichen Nationalmannschaft. Verlassen kann sich Ebert in seiner Mannschaft zudem auf die „alten Hasen“ im Team mit bereits reichlich Bundesliga-Erfahrung.
Zweimal wöchentlich trainieren die Nibelungen im vor wenigen Jahren umfassend modernisierten Lorscher Kegelcenter. Die Spieler stammen längst nicht alle aus Lorsch. Sie kommen zum Teil von weit her, etwa aus Heidelberg, das als eine Kegelhochburg gilt, berichtet Matthias Ebert, der selbst in Heidelberg daheim ist.
Leistungsträger wechseln aber auch deshalb gern von der Großstadt nach Lorsch, weil hier die 120 Wurf nach dem internationalen System gespielt werden und sich für sie bei konstant gutem Spiel damit Chancen auch für einen Sprung in die Nationalmannschaft ergeben.
Die Lorscher sind zuletzt in Abstiegsgefahr geraten, haben nicht nur gegen den Deutschen Meister Zerbst verloren, sondern taten sich auch gegen andere Gegner schwer. Nach einem Befreiungsschlag mit einem ersten Auswärtssieg gegen Wernburg Anfang März zeigten sie sich zuversichtlich, den Klassenerhalt aus eigener Kraft sichern zu können.
Auf dem achten von zehn Plätzen lagen sie jetzt, am drittletzten von 18 Spieltagen. Auch mit der Relegation aber hätte das Team der Nibelungen Erfahrung, sagt Ebert. Der Klassenerhalt sei „noch machbar“.