Lorsch. Wenn Luisa Ebert sich eine der knapp drei Kilogramm schweren Kugeln schnappt und diese mit Tempo und Präzision auf die Kegel zurollen lässt, dann kann es ziemlich laut werden. Nicht allein durch ihren schwungvollen Wurf, sondern durch die Zuschauer.
Denn die Sportkeglerin, die für die Lorscher Kriemhild startet, spielt mitunter in großen Hallen und vor sehr viel Publikum, das die Athleten gerne kräftig anfeuert – bei Weltmeisterschaften zum Beispiel. „Keine WM ist leise“, sagt die 23-Jährige, und sie muss es wissen. Denn sie hat nicht nur bereits an mehreren Weltmeisterschaften teilgenommen, sie hat die vergangenen Wettbewerbe auch gewonnen.
Im vorigen Jahr ist Luisa Ebert Weltmeisterin im Team U23 und im Einzel geworden, als die Sportkegler-Elite ihre Meister in Estland ermittelte. Zudem hat Ebert Silber in der Kombination geholt und ist Vize-Weltmeisterin im Tandem U23 geworden. Jetzt ist sie für den Titel als Lorscher „Sportlerin des Jahres“ nominiert.
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Die junge Frau gehört nicht zum ersten Mal zum Kreis der Nominierten. In ihrer Disziplin hat sie schon mehrfach mit Bestleistungen auf sich aufmerksam gemacht. Vertraut ist ihr die Sportart von Kindheit an, denn Luisa Ebert stammt aus einer sehr erfolgreichen Sportkeglerfamilie.
Ihre Mutter Monika spielt wie Luisa seit Jahren in der ersten Bundesliga, Bruder Lars hat mit der U23 ebenfalls bereits den Weltmeistertitel erkämpft, Vater Matthias ist Bundesliga-Trainer und coacht mehrere Männer- und Frauenteams.
Es wird „unfassbar laut“
Ein solcher „Stammbaum“ ist von Vorteil, im Wettkampf auf der Bahn nützt er aber natürlich wenig, da kommt es auf das Können der einzelnen Spielerin an. Kondition, Treffsicherheit, perfekte Technikbeherrschung mit optimaler Armbewegung und nicht zuletzt sehr gute Nerven sind wichtig. Kegeln ist zu einem Gutteil Kopfsache, sagt die Weltmeisterin.
Wenn sich auf der Tribüne die Fans mit Ratschen, Trommeln und Trompeten bemerkbar machen, wird es „unfassbar laut“, so Ebert. „Man gewöhnt sich daran“, hat sie aber erfahren und fügt an: „Man genießt es auch.“
Luisa Ebert jedenfalls kann sich auf ihr Ziele hervorragend konzentrieren. Sie kann ihre sehr guten Leistungen jederzeit abrufen, auch als Schlussspielerin in spannenden Entscheidungskämpfen, wenn die Halle bebt und das Adrenalin spürbar ist. „Das ist nicht für jeden etwas“, weiß sie.
„Sich selbst nicht kirre machen“, gehört ebenso zu ihrer Erfolgsstrategie wie das Vertrauen in die eigenen Stärken nicht zu vergessen. „Und wenn es mal nicht klappt – nicht wütend werden“, mit diesem Rezept sei sie bislang ganz gut gefahren. Wichtig sei, den Spaß am Sport nie zu verlieren, „der Rest“ komme dann beinahe „von allein“.
Mentaltraining gehört zu den Übungseinheiten der Weltmeisterin regelmäßig dazu. Zusätzlich zum Training in Lorsch absolviert Luisa Ebert jeden Monat ein Stützpunkttraining. „Die Harmonie muss stimmen“, unterstreicht die Heidelbergerin außerdem, wenn eine Mannschaft Erfolg haben will. In Lorsch und dem Team fühlt sich Ebert, die in Heidelberg lebt, sehr wohl. Zur Kriemhild wechselte sie auch deshalb, weil hier im internationalen System 120-Wurf gespielt wird.
Raus aus dem Tabellenkeller
Derzeit befinde sich die Kriemhild zwar im Tabellenkeller, verloren ist aber selbst auf dem drittletzten Platz noch nichts, gibt sich die Weltmeisterin kämpferisch und zuversichtlich. Nur die beiden Rangletzten steigen schließlich ab.
30 Wurf pro Bahn, 15 in die Vollen, 15 ins Abräumen und vier Bahnen werden gespielt. „Das ist schon knackig“, stimmt Luisa Ebert zu. Aber die Sportlerin, die neben ihrer Vollzeit-Berufstätigkeit als Außenhandelskauffrau parallel eine Zusatzqualifikation als Wirtschaftsfachwirtin erwirbt, freut sich über Herausforderungen.
Eine besonders große könnte im Mai kommen. Da steht die Team-WM der Frauen in Kroatien an. Luisa Ebert hofft, nominiert zu werden und dann vielleicht auch spielen und zu einem guten Ergebnis des Mitfavoriten beitragen zu dürfen. Gegenüber der U23 wäre das ein weiterer hoher Leistungssprung. Vor möglichem Erfolgsdruck ist ihr aber nicht bange. „Ich würde mich sehr freuen, wenn es klappt.“