Jubiläum

Lorscher Feuerwehr „treibende Kraft“ der Städtefreundschaft

Lorsch und Thal in Thüringen sind seit 35 Jahren verbunden. Aus der Patenschaft wurde Freundschaft. Die Feuerwehren halten die Verbindung besonders lebendig.

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Nina Schmelzing
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Der Lorscher Spielmannsug unter Leitung von Uwe Techt übernahm die musikalische Begrüßung beim Empfang für die Feuerwehr aus Thal. © Jürgen Strieder

Lorsch. Eine stattliche Zahl von Feuerwehrleuten in Uniform war am Wochenende in Lorsch unterwegs. Am Sonntag war ihr Ziel der Paul-Schnitzer-Saal. Die Stadt hatte dort zu einem Empfang eingeladen. Anlass war ein Jubiläum. Gewürdigt wurde die Partnerschaft zwischen Lorsch und der Gemeinde Thal in Thüringen, speziell die der jeweiligen Freiwilligen Feuerwehren.

Städtepartnerschaften aktiv zu halten, das funktioniert nur mit Bürgern, die vom Wert einer solchen Verbindung überzeugt sind und die sich auch persönlich immer wieder einbringen. Der direkte Austausch im Rahmen von Städtepartnerschaften hat zuletzt vielerorts etwas abgenommen und an Elan verloren. Die Feuerwehren von Lorsch und Thal halten die freundschaftliche Verbindung zueinander jedoch in besonderem Maße lebendig – seit inzwischen 35 Jahren.

Herzlich wurde die Delegation mit mehr als 40 Teilnehmern aus Thüringen in Lorsch begrüßt. Mehrere Redner erinnerten in ihren Ansprachen an die ersten Begegnungen. Im Herbst 1990 wurde im Hotel „Thalfried“ eine Patenschaftsurkunde zwischen Lorsch und der damals noch selbstständigen Gemeinde Thal unterzeichnet, die heute ein Ortsteil von Ruhla ist. Bald wurde aus der Patenschaft eine Partnerschaft und Freundschaft. Bürgermeister Christian Schönung hob in seiner Festrede auch hervor, dass er zum kleinen Kreis derjenigen zählt, die schon damals mit dabei waren, wenn auch nicht in der heutigen Funktion.

Zu den Lorscher Kommunalpolitikern, die den Austausch seit Jahrzehnten persönlich begleiten, gehört unter anderem auch Stadtrat Klaus Schwab. Er, wie auch Stadtverordnetenvorsteherin Christiane Ludwig-Paul, weitere Mitglieder des Magistrats sowie Mitglieder des Lorscher Partnerschaftsvereins hatten sich ebenfalls zum Empfang im Paul-Schnitzer-Saal versammelt.

Selbstverständlich waren auch mehrere langjährige Feuerwehrleute zugegen, die über die Entwicklung der guten Beziehungen über all die Jahre aus eigenem Erleben berichten konnten. Gedankt wurde etwa für das Engagement von Hans Neubecker, des früheren Thaler Feuerwehrchefs Martin Brand und des früheren Lorscher Stadtbrandinspektors Franz Josef Schumacher.

Ihre Teilnahme sei ein Zeichen von der „großen Wertschätzung“ für die Feuerwehr, freute sich Stadtbrandinspektor Lukas Eichler. Die Partnerschaft sei einst städtischen Ursprungs gewesen. Die Feuerwehr aber sei „treibende Kraft“, die Verbindung zu pflegen. Von der „Leidenschaft“ und vielen Aktivitäten, mit denen dies gelinge, sprach Eichler. Er erinnerte daran, dass die Lorscher Wehr auch zu den Feuerwehren im belgischen Zwevegem, das gleichfalls mit Lorsch verschwistert ist, und zu Wil in der Schweiz regelmäßig Kontakt hält.

Familien sind eingebunden

Es mache ihn „stolz“, erklärte Lukas Eichler, dass die Freundschaften über all die Jahre lebendig blieben. Zeit und Vertrauen würden mit Erfolg investiert. Zahlreiche Feuerwehrleute haben auch ihre Familien eingebunden. Beim Empfang waren nicht allein Funktionsträger, sondern auch Ehefrauen, Kinder und Enkel dabei, wie Bürgermeister Schönung lobte.

Die Teilnahme jüngerer Generationen sei ein gutes Zeichen auch für die Zukunft der Partnerschaft. Es gab Zeltlager für die Jugend, gemeinsame Besuche des Johannisfestes, manche Familien aus Lorsch und Thal hätten schon zusammen Urlaub gemacht, hieß es. Neben denjenigen, die sich zur Feierstunde im Paul-Schnitzer-Saal versammelten, engagierten sich auch viele Menschen im Hintergrund, erinnerte Lukas Eichler etwa an das Küchenteam, das zeitgleich das Mittagessen vorbereitete. Von Gästen und Gastgebern gab es dafür kräftigen Beifall.

Auch die Delegation der Feuerwehr aus Thüringen wurde von politischen Vertretern begleitet – an der Spitze Stefan Hartung. Für den Bürgermeister von Ruhla handelte es sich zugleich um den Antrittsbesuch in Lorsch, wie Schönung unterstrich, der seinen Amtskollegen besonders willkommen hieß. Auch Jens Schiefelbein, der Anfang November Ortsbürgermeister von Thal werden möchte, und der einzige Bewerber für dieses Amt ist, war mitgekommen nach Lorsch. Es freute die Lorscher Gastgeber, den künftigen direkten Ansprechpartner dort persönlich kennenzulernen.

Feuerwehrvereinsvorsitzender Robin Gröger (l.) und Bürgermeister Schönung nahmen die gerahmten Bilder als Gastgeschenke in Empfang. © Jürgen Strieder

Gut 260 Kilometer liegen zwischen Lorsch und Thal. Für die Strecke brauchten die Thüringer, die mit dem Reisebus unterwegs waren, diesmal allerdings fünf Stunden, wie sie erzählten. Ein längerer Stau auf der Autobahn bremste sie bei der Anreise am Freitag aus. Über das Programm, das sie in Lorsch erwartete – Sektempfang, Oktoberfest und ein Minigolf-Wettbewerb gehörten etwa dazu – freuten sie sich. Dass die Lorscher während des Besuchs auch zu zwei Einsätzen alarmiert wurden, entging ihnen natürlich auch nicht.

Freundschaften pflegten sie nicht allein zu den Lorschern, so die Thaler. „Zu euch ist es aber die gelebteste Partnerschaft“, erklärten sie: „Es ist sehr schön bei euch.“ Im Rückblick erinnerte die Thaler Wehr auch an das Feuerwehrfahrzeug, das sie einst aus Lorsch erhalten hatte. „Es fuhr viele Jahre“, betonten sie. Inzwischen aber wurde es ersetzt.

Vielfach wurde beim Jubiläum zurückgeblickt. Auch die Gastgeschenke, die aus Thüringen übergeben wurden, thematisierten die Geschichte der deutsch-deutschen Freundschaft, denn Bilder aus dem Archiv wurden gerahmt und fürs Lorscher Feuerwehrhaus und das Stadthaus an den Feuerwehrvereinsvorsitzenden Robin Gröger und an Bürgermeister Schönung überreicht. Auch für das Lorscher Feuerwehrmuseum haben die Thaler Kollegen in der Vergangenheit bereits einmal ein Schmuckstück mitgebracht: eine restaurierte Tragkraftspritze.

Für die Gastgeber überreichte Bürgermeister Schönung Weinpräsente. Dass sich die Thaler auch Lorscher Zigarren gewünscht hatten, verschwieg er nicht. Die entsprechenden Kistchen hatten die Lorscher sogar schon bevor sie von dem Wunsch erfuhren, parat gelegt.

Lob für Innovation im Osten

Die Freundschaft zwischen Lorsch und Thal lebe von „echtem Interesse aneinander“, hieß es beim Empfang. Dass beide Seiten davon profitieren und man sich „auf Augenhöhe“ begegne, machte Schönung in seiner Ansprache an einem Beispiel deutlich. Er lobte die Logistik bei der Feuerwehrbeschaffung im Osten über mehrere Bundesländer hinweg als „wahnsinnig innovativ“. Von der vorbildlich einfachen und schnellen zentralen Beschaffung habe er deshalb auch dem Hessischen Innenminister Roman Poseck erzählt, als dieser beim Landesentscheid der Feuerwehrleistungsübung vor wenigen Wochen in Lorsch weilte.

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Für die Musik sorgte beim Empfang im Paul-Schnitzer-Saal der Lorscher Spielmannszug. Unter der Leitung von Uwe Techt spielten die Musiker bekannte Titel wie „Preußens Gloria“, den „Laridah“-Marsch und „Das Leben bringt groß‘ Freud“ und wurden von den Zuhörern mit Applaus belohnt. Anschließend an den Empfang stand der Eintrag ins goldene Buch der Stadt Lorsch an.

Großes Jubiläum in Thal steht an

Bürgermeister Schönung hatte in seiner Rede unter anderem auch von den Sehenswürdigkeiten in Ruhla geschwärmt, die einen Besuch wert seien: Skisprungschanze und Rodelbahn gibt es in Lorsch schließlich nicht. Auch die Thüringer Bratwurst lobte er. Manche Freundschaften ruhten derzeit, so Schönung. Er appelliert daher an die Feuerwehren, auch künftig „nicht auseinanderzudriften“. Danach sieht es nicht aus. Spätestens 2026 werden sich Lorscher und Thaler in Thüringen wiedersehen. Die Freiwillige Feuerwehr Thal feiert dann ihr 175-jähriges Bestehen.

Redaktion

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