Lorsch/Einhausen. So viel Lob und Dank von Lorschern hören Einhäuser nicht alle Tage. Gerade in der Fastnachtszeit ziehen sich die Nachbarn üblicherweise gern durch den Kakao. In diesem Jahr ist man von Lorscher Seite aus jedoch sehr zurückhaltend. Und die Dankesworte, öffentlich an Einhausen gerichtet, sind nicht ironisch, sondern ernst gemeint. Denn die Weschnitzgemeinde hilft Lorsch großzügig aus der Patsche: Sie stellt den Nachbarn jetzt mehrmals die Mehrzweckhalle zur Verfügung. Zum Start profitierte davon die Feuerwehr – und das reichlich vertretene Publikum. Die Darbietungen wurden mit viel Beifall belohnt, zum Show-Finale gab es Bravo-Rufe und Applaus im Stehen.
Der „Familienabend“ der Lorscher Wehr ist eine Großveranstaltung. Das selbst kreierte Bühnenprogramm zieht jedes Mal hunderte Besucher in die Nibelungenhalle. Nun aber steht diese wegen Umbauarbeiten nicht zur Verfügung. Dank der Einhäuser Hilfe musste der beliebte und traditionsreiche Termin trotzdem nicht ausfallen – und das Publikum folgte der Feuerwehr auch zum auswärtigen Veranstaltungsort so zahlreich wie bisher gewohnt. An drei aufeinanderfolgenden Abenden ließen sich am Wochenende insgesamt rund 1400 Gäste begeistern.
Mehr als vier Stunden Unterhaltung boten die Feuerwehrgruppen am Premierenabend. Dass dieser etwas länger wurde als gedacht, lag an einer zwischenzeitlichen Pause wegen einer Tonstörung. Die Technik in der modernen Mehrzweckhalle ist eine andere als in der schon über 60 Jahre alten Nibelungenhalle. „Wir lernen noch“, entschuldigten sich die Ehrenamtlichen. Lukas Eichler und Martin Siekmann, die gemeinsam durch den Abend führten, moderierten souverän auch über diese Unterbrechung hinweg.
Bis die Sanierung in der Lorscher Halle endlich beginnt, haben die Einhäuser aber wahrscheinlich sogar schon ihr Bürgerhaus fertiggestellt. Die „Comedians“ zeigten in ihrem höchst unterhaltsamen Beitrag, wie es auf dem Wingertsberg schneller gehen kann: Sie stürmten als „Wickie und die starken Männer“ heran, entschlossen, den Umbau selbst in die Hand zu nehmen.
Flexibilität? Fehlanzeige in Lorsch
Digitalisierung und Flexibilität seien offenbar noch nicht in Lorsch angekommen, stellen die Helden kopfschüttelnd fest. Bis die Baugenehmigung eintrifft, ist dem Wikinger bereits ein überlanger Bart gewachsen.
Aber die „Spezialisten für rustikalen Innenausbau“ lassen sich durch nichts aufhalten. Fehlt es an Materialien? Hol’ sie halt vom Nachbarn, lautet ihre Devise. Bei ihren Beutezügen in Lorsch – als vergnüglicher Kurzfilm eingespielt – werden sie zwar nicht fündig, aber in Einhausen gibt es eine „große Auswahl“ an Hallen, weiß die Truppe, die „so hell ist wie die Nächte im Norden“. In der eroberten Mehrzweckhalle, als mögliches Vorbild für Lorsch im Rennen, klatscht der ganze Saal begeistert im Rhythmus mit, als die tatkräftigen Wikinger schließlich „Hey, hey Wickie“ anstimmen.
Die „Odinas“ entführten die Zuschauer in eine magische Nacht. Es gastierten weltberühmte Stars wie die „Unehrlich Brothers“ – im Glitzerlook und mit wild toupierten Frisuren. Unter der Regie von Klaus Heger ließen die Zauberkünstler zur Erheiterung des Publikums trickreich Personen entfesselt verschwinden, überraschten mit herbeigezauberten Blumen und ließen Tücher, Kugeln und die Halle schweben.
Mit Trommel- und Flötenmusik eröffnete der Spielmannszug unter Leitung von Uwe Techt das Programm. Die Musiker marschierten durch den Saal zur Bühne, erfreuten mit Klassikern wie „Carneval in Rio“ und der Melodie von „The Wellerman“ und präsentierten zudem einen neuen „Lorscher Marsch“. Wegen Lieferproblemen seien die neuen Trommeln noch nicht im Einsatz, informierte für den Feuerwehrverein Robin Gröger. 2026 werde ein vergrößerter Satz zu hören sein.
Einzigartig ist die Lorscher Feuerwehr in der Region nicht nur mit ihrem fulminanten Familienabend, den sie nun zum 74. Mal auf die Beine stellte. Einzigartig ist auch, dass zur Feuerwehr zudem eine grandiose Ballettformation gehört. „Feetback“ heißt die Showtanzgruppe, die jedes Jahr einen begeisternden Beitrag beisteuert. Diesmal hatten die jungen Aktiven die „Eiskönigin“ einstudiert. Die dramatische Geschichte um Anna und ihre Schwester Elsa, die künftige Königin mit der Kraft, Schnee und Eis entstehen zu lassen, brachte „Feetback“ mit großem Erfolg auf die Bühne. Als Anna und Elsa wurden Katharina Schmitt und Lena Dewald bejubelt, in weiteren Hauptrollen Bastian Neumann, Tobias Neuschild und Michael Nill.
Für die Lorscher Interpretation des bekannten Musicals gab es lang anhaltenden, donnernden Applaus. Feetback“ musste eine Zugabe geben. Die Zuschauer hielt es zu diesem Finale nicht auf den Sitzen.
In Einhausen sitzt man härter
Apropos Sitze: In der Nibelungenhalle saß das Publikum bisher zwar in einem alten Gemäuer – das aber durchaus bequem. Einhäuser haben in ihrer Halle dagegen eine ungepolsterte Bestuhlung. Hier sitzt man härter. Das fiel nicht wenigen Lorschern nach dem abendfüllenden Programm etwas schmerzhaft auf. Das nächste Mal wird mancher wohl ein Sitzkissen mitbringen.
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