Flüchtlingshilfe

Erste Container in Lorsch werden belegt

Margot Müller bleibt Vereinsvorsitzende der Ökumenischen Flüchtlingshilfe Lorsch.

Von 
Nina Schmelzing
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Die wiedergewählte ÖFL-Vorsitzende Margot Müller (Mitte) mit ihrem Stellvertreter Tamin Raufi (3.v.l.) sowie Vorstandskollegen und Gruppenleitern. © Zelinger

Lorsch. Zur Hauptversammlung trafen sich die Mitglieder der ÖFL, der Ökumenischen Flüchtlingshilfe Lorsch. Der Verein besteht seit inzwischen fast zehn Jahren, stellten Mitglieder zu Beginn der Sitzung fest, bei der auch Neuwahlen anstanden. Die ÖFL setzte dabei auf Kontinuität: Die Vorsitzende Margot Müller wurde im Amt bestätigt.

In Lorsch würden die zahlreichen Aufgaben rund ums Thema Integration „mit viel Herzblut“ von der ÖFL übernommen, sagte Alexander Löffelholz. Der Erste Stadtrat überbrachte die Grüße des Magistrats und der städtischen Gremien und sagte zur Situation in Lorsch: „Bei uns ist die Welt noch größtenteils in Ordnung“. Ohne die ehrenamtliche Unterstützung würde die umfangreiche Arbeit nicht so gut gelingen, lenkte er den Blick über die Stadtgrenzen hinaus. Mancherorts sei die Aufnahme „nicht so toll“.

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Behörden seien vielerorts am Limit. Die Suche nach Unterbringungsplätzen werde zunehmend schwierig, binde Personal. Viel mehr als Schlafplätze und Verpflegung zu organisieren, sei behördlicherseits kaum mehr möglich. Bei der Integrationsarbeit sei man auf Ehrenamtliche wie die ÖFL angewiesen. Ab dieser Woche kämen zudem die ersten Direktzuweisungen und die ersten Einzüge in die neuen Wohncontainer in der Lagerhausstraße hinzu. Pro Quartal sind in Lorsch 40 Flüchtlinge zusätzlich aufzunehmen.

Margot Müller gab in ihrem Bericht einen Überblick über die Lage und darüber, was die ÖFL leistet. Die Folgen des Krieges in Europa seien „spürbar bei uns“, zeigte sie mit Verweis auf Flüchtlinge aus der Ukraine auf. Sie erinnerte an die rund 180 Menschen, die im vorigen Jahr in die zur Notunterkunft umfunktionierten Siemens-Halle zugewiesen wurden. Die etwa 70 Erwachsenen, die derzeit weiter in Lorsch leben, benötigten weniger Unterstützung als Flüchtlinge aus anderen Ländern – Kita- und Schulplätze aber brauchen sie wie alle Familien in Lorsch.

Der neue Vorstand

Margot Müller wurde einstimmig als ÖFL-Vorsitzende bestätigt, ihr Stellvertreter bleibt Tamin Raufi. Die Schriftführung übernimmt erneut Angela Volk, neue Kassenwartin ist Jana Höfer. Eberhard Kabisch kandidierte nicht mehr für das Amt des Rechners. Für seine langjährige Tätigkeit wurde ihm mit einem Präsent gedankt. Die Amtszeit beträgt zwei Jahre. sch

Sprache: Schlüssel für Integration

Fast verdoppelt hatte sich vorübergehend die Zahl der Teilnehmer in den Sprachkursen, die von Sibylle Römer kommissarisch gemanagt werden. Glücklicherweise habe die ÖFL mehrere neue Lehrer gewonnen und einen dritten Kurs eröffnen können. Auch Nachhilfe und die Vorbereitung auf den B2-Sprachtest habe man in Einzelfällen bieten können. „Sprache ist der Schlüssel für die Integration“, so Müller.

Der Verein finanzierte auch Volkshochschulkurse und habe so manchem die Integration erleichtern können. Der Eindruck, dass Ukrainer „bevorzugt“ an die Reihe kämen, Menschen aus anderen Ländern länger warten, frustriere. Manchmal würden Gründe für eine Ablehnung auch von Arbeitgebern wohl „vorgeschoben“, hieß es bei der ÖFL, wenn es um die Vermittlung von Praktika, Arbeits- und Ausbildungsplätzen gehe. Ulrich Schiefer und Rudolf Hoffmann kümmern sich um Stellenvermittlung. „Ein hartes Brot“, wie Müller mit Blick auch auf fehlende Abschlüsse und Sprachkenntnisse sowie zum Teil auch mangelndes Durchhaltevermögen meinte. Zu viele Flüchtlinge arbeiteten ungelernt, zu wenige machten hier einen Schulabschluss und eine Ausbildung, bedauerte sie.

Auch zu Fachärzten begleitet die ÖFL ihre Schützlinge. Schwere körperliche Erkrankungen waren zu behandeln sowie Traumatisierungen. Die Fahrradwerkstatt, betreut von Wolfgang Ensinger, konnte personell verstärkt werden, freute sich Müller. Fahrrad- und Kinderwagen-Spenden seien weiter willkommen.

Die Vorsitzende erinnerte an viele ÖFL-Aktionen wie die Teilnahmen am Frühjahrsputz und am Neubürgerempfang, an Ausflüge nach Mannheim und ins Frankfurter Senckenbergmuseum und eine Führung von Werner Groß durch den Wald, die manchen Teilnehmer auch deshalb beeindruckte, weil für den Wald kein Eintritt zu zahlen war.

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Vom Haus in den Wohncontainer

Dass in die Wohncontainer nun auch Menschen aus den benachbarten Mehrfamilienhäusern für Flüchtlinge umziehen müssen, sorgte in der Versammlung für Verdruss. In den Häusern des Kreises leben viele Menschen mit Bleiberecht schon lange und noch immer, weil sie keine bezahlbare Bleibe anderswo finden. Jetzt in Container umgesiedelt zu werden, empfänden sie als Verschlechterung. Auch könnten sie Möbel nicht mitnehmen.

„So ist die Rechtslage“, erläuterte Löffelholz, dass freie Plätze in den Gemeinschaftsunterkünften für neue Flüchtlinge benötigt werden. Die Menge an Flüchtlingen sei eine Herausforderung. Eine Zeltstadt wünsche sich niemand. Der Wohnstandard in den Container-Modulbauten sei dagegen nicht schlecht, hieß es bei der Versammlung, bei der erneut auch an Eigentümer appelliert wurde, Wohnraum zu vermieten, etwa über die Stadt.

Diskutiert wurde am Ende über die Neuregelung des europäischen Asylverfahrens. Die Aussicht auf Lager an den Außengrenzen sei „verheerend“, das Recht auf Asyl werde mit der geplanten Reform „abgeschafft“, meinte ein ÖFL-Mitglied.

Redaktion

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