Landtagswahl I

CDU legt in Lorsch stark zu, Grüne verlieren deutlich

Obwohl die AfD in Lorsch nicht präsent ist, wird sie erstmals am zweithäufigsten gewählt

Von 
Nina Schmelzing
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Die Ergebnisse der Landtagswahl 2023 in Lorsch © Kai Segelken

Lorsch. In Lorsch gibt es traditionell eine starke CDU. Auch bei der Hessen-Wahl gestern lagen die Christdemokraten in der Wählergunst wieder klar vorne. Besonders dürfte es viele CDU-Wähler freuen, dass ihre Partei nicht nur erneut stärkste Kraft bleibt, sondern gegenüber der Wahl 2018 auch wieder deutlich zugelegt hat. Auf 39,3 Prozent – 7,5 Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren – kam die CDU. Getrübt wurde die Freude bei vielen allerdings wegen des Erstarkens einer anderen Partei.

Dass die AfD in Hessen zweitstärkste Kraft wurde, sorgte in Lorsch nicht nur bei der CDU für Erschrecken. Dass die Lorscher Wähler keine Ausnahme von diesem Trend sind, kommentierten viele Kommunalpolitiker der im Stadtparlament vertretenen Fraktionen, die gestern Stimmen auszählten, mit einigem Entsetzen. Es war fast immer die erste Information, über die sie berichteten, als sie die ausgezählten Stimmen gestern Abend ins Bürgerbüro brachten. Zuerst mit der Arbeit fertig waren die Wahlhelfer im Bezirk drei.

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Es gibt keinen AfD-Ortsverein in Lorsch, die Alternative für Deutschland ist nicht im Ortsparlament vertreten und Mitglieder der Partei traten in Lorsch auch im Wahlkampf nicht in Erscheinung oder luden zu öffentlichen Veranstaltungen ein. „Erschreckend“ nannte nicht nur der frühere Erste Stadtrat Klaus Schwab (CDU) das AfD-Ergebnis, das er sich mit einer Protesthaltung und Unzufriedenheit erklärt.

Die Ergebnisse der Landtagswahl 2023 in Lorsch in Tabellenform © Kai Segelken

Für die „Themen, die die AfD mit Parolen besetzt, müssen wir Lösungen finden“, sagte CDU-Vorsitzender Alexander Löffelholz. Den Christdemokraten trauten das die Wähler augenscheinlich am ehesten zu. Spitzenkandidat Boris Rhein und Direktkandidat Alexander Bauer hätten gute Arbeit geleistet, lobte Löffelholz. Vor fünf Jahren hatte die CDU starke Verluste – rund 13 Prozentpunkte – hinnehmen müssen. Mit dem aktuellen Ergebnis zeigte sich der Lorscher Parteichef „sehr zufrieden“, es sei besser als die ersten Prognosen. Bei den Erststimmen entschied sich fast jeder zweite Wähler für den erfahrenen Abgeordneten Alexander Bauer (42,9 Prozent).

Lorscher tätig für ZDF-Prognose

Um 18 Uhr werden die Wahllokale geschlossen, unmittelbar danach werden erste Prognosen zum Wahlausgang veröffentlicht. Auch einige Lorscher haben gestern am Zustandekommen dieser Zahlen mitgewirkt. Ihre Informationen, ermittelt durch eine Befragung vor Ort, gingen in die Prognose für das ZDF ein.

Vor dem Wahllokal in der Siemens-Schule hatten Ulrich Kaffenberger und Manja Trabold einen Stand aufgebaut. Für die Forschungsgruppe Wahlen baten sie jeden fünften Lorscher nach dem Wahlgang, anonym und schriftlich mitzuteilen, wo er sein Kreuzchen gesetzt hat.

Anonym sollten sie unter anderem auch vermerken, wem sie vor fünf Jahren ihre Stimme gaben. Aus den Informationen der Fragebögen können Wahlforscher Aussagen zu Wechselwahlverhalten treffen. Die meisten Lorscher Wähler kamen der Bitte gerne nach. sch

Zweitstärkste Kraft wollten erklärtermaßen die Grünen bleiben. Sie rutschten aber gewaltig ab, verloren 7,5 Prozentpunkte. Man habe den Bundestrend nicht drehen können. „Wir sind froh, dass wir immer noch ein deutlich zweistelliges Ergebnis haben“, sagte gestern Grünen-Fraktionschef Matthias Schimpf zum Lorscher Ergebnis von 16,3 Prozent. Als starke Protestwahl wertete er die Stimmen für die AfD.

Ein kleineres Minus mussten die Sozialdemokraten hinnehmen – „nur“ 3,1 Prozentpunkte schlechter als 2018 lautet ihr Ergebnis. Die SPD war allerdings schon vor fünf Jahren hart abgestraft worden und hatte damals bereits elf Prozentpunkte eingebüßt. Gerade noch 11,8 Prozent der Wähler entschieden sich in Lorsch gestern für die Sozialdemokraten. Die AfD sei weder eine Partei der kleinen Leute, „noch habe sie eine Agenda, die mit der Demokratie zu tun hat, für die wir stehen“, zeigte sich SPD-Fraktionschef Dirk Sander gestern erschüttert.

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Die AfD, die 2018 zwölf Prozent der Wähler in Lorsch gewann, kann sich über 18,5 Prozent Zustimmung freuen. 1290 Lorscher machten bei ihr ein Kreuz. Auch bei den Erststimmen kam sie mit ihrem Kandidaten Karsten Bletzer auf den zweiten Platz. 17,5 Prozent, mehr als 1200 Lorscher Wähler stimmten für ihn.

Die FDP hält die Mehrheit der Wähler in Lorsch offenbar für derzeit verzichtbar. Sie ließen sie gestern jedenfalls knapp unter die Fünf-Prozent-Hürde fallen, 2018 hatten die Liberalen noch 7,5 Prozent erhalten.

Die Wahlbeteiligung war schlechter als vor fünf Jahren, aber nur geringfügig. Statt 70,5 Prozent der Wahlberechtigten machten 68,4 der Lorscher ihre Kreuzchen.

Redaktion

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