Feetback

Bei der Lorscher Feuerwehr gibt's sogar ein Feuerwehrballett

Von 
Nina Schmelzing
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Mit der Aufführung „König der Löwen“ begeisterte Feetback, die Tanzgruppe der Feuerwehr, zuletzt beim sehr gut besuchten Familienabend. © Feetback/Rau

Lorsch. Es gibt rund 2500 Freiwillige Feuerwehren in Hessen. Viele von ihnen haben – abgesehen von der Einsatzabteilung – auch eine Jugendfeuerwehr, mehrere zudem eine Kinderfeuerwehr, einige auch eine Alters- und Ehrenabteilung sowie einen Spielmannszug. Aber ein Feuerwehr-Ballett? Damit scheint Lorsch ziemlich einmalig zu sein.

Hessenweit einmalig

Franz-Josef Schumacher, als früherer Stadtbrandinspektor und auch als amtierender Vorsitzender des Lorscher Feuerwehrvereins mit Feuerwehr-Themen bestens vertraut, schüttelt jedenfalls den Kopf, wenn man ihn nach weiteren Ballettgruppen fragt. Ihm ist hessenweit nur das Lorscher Feuerwehrballett bekannt. Feetback nennt es sich – und mit seinen Auftritten hat es sich einen sehr guten Namen gemacht. Zuletzt gab es Anfang des Jahres beim Familienabend der Feuerwehr langen Beifall. Feetback gestaltete mit dem Tanz „König der Löwen“ einen Höhepunkt im Programm. Auch beim großen Fastnachtszug am kommenden Dienstag (21.) wird die Gruppe wieder einen Beitrag gestalten.

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Die Tanzgruppe existiert „schon ewig“, meint Mitglied Lena Dewald. Erst vor etwas mehr als 20 Jahren aber hat sich das Feuerwehrballett den Eigennamen Feetback gegeben. Früher setzte sich die Tanzgruppe aus Ehefrauen von Feuerwehrmännern zusammen, heutzutage ist eine Mitgliedschaft in der Feuerwehr keine Voraussetzung für die Aufnahme ins Ballett. Natürlich haben einige Aktive von Feetback familiäre Bindungen zur Feuerwehr. „Wir sind Töchter von Feuerwehrmännern“, sagen etwa Lena Dewald und Katharina Schmitt.

Der Gruppe junger Frauen ist es allerdings wichtiger, dass das Taktgefühl stimmt, die Motivation und die Begeisterung fürs Tanzen vorhanden sind und sich die einzelnen Mitglieder untereinander sehr gut verstehen. Eine Chefin haben sie nicht, eine eigene Tanztrainerin auch nicht. Entschieden wird im Team, die Choreographie wird gemeinsam erarbeitet. „Ähnlich wie bei Spielertrainern“, erklären sie.

Jede bringe ihre Stärken ein, berichten die Feetback-Mitglieder, die aus unterschiedlichen Berufen kommen. Eine Ingenieurin gehört ebenso dazu wie eine Lehrerin und eine medizinische Fachangestellte. Sie alle verbindet die Liebe zum Lorscher Feuerwehrballett. Jeden Montag treffen sie sich zum Training im Giebauer Haus oder in der Nibelungenhalle oder zum Basteln im Feuerwehrhaus.

Eigene Kostüme und Kulissen

„Wir machen alles selbst“, heißt es bei Feetback auch mit Blick auf die Kostüme und die Kulissen. Die Masken für „König der Löwen“ hat Julia Spanowsky mit Hilfe eines 3D-Druckers gefertigt. Das tänzerische Können haben sie sich sowieso selbst erarbeitet. Idealerweise sind zwei Mitglieder schon von Kindheit an mit allen Tanzschritten vertraut: ihre Eltern betreiben eine Tanzschule. Zu den erfahrenen kreativen Köpfen bei Feetback zählt auch Judith Bender.

„Wie eine große Familie“, so beschreiben die jungen Frauen im Alter zwischen 18 und Anfang 40 ihren Zusammenhalt ohne feste Vereinsregularien. Gelegentlich unternehmen sie Fahrten, zum Beispiel besuchten sie nicht nur einmal Musicalaufführungen in Hamburg. Die künstlerischen Anregungen der großen Bühne nutzen sie dann auch für ihre eigenen Aufführungen, bei denen sie verschiedene Tanzstile kombinieren. Auch Tanzvideos schauen sie sich an.

Mit „Aladin“, dem „Tanz der Vampire“ und „Die Schöne und das Biest“ hat Feetback unter anderem bereits viel Publikum begeistert. Auch wenn sie sich als Fußgruppe am Lorscher Fastnachtszug beteiligten, waren die Frauen oft Anwärter oder Gewinner der Auszeichnung mit dem „Stoppelhopser“-Preis.

„Wir sind schon ein Aushängeschild für die Feuerwehr“, wissen die rund 25 Aktiven. Die Lorscher Feuerwehr ist natürlich vor allem bekannt für gute Feuerwehrleistungen, auch durch vordere Platzierungen ihrer Jugendwehr bei Leistungswettbewerben. Mehrfach wurde sie Hessenmeister. Wenn die Lorscher Feuerwehr zum stets sehr gut besuchten „Tag der offenen Tür“ einlädt, wundern sich Gäste aber nicht selten darüber, dass im Feuerwehrhaus so viele junge Frauen mitanpacken.

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Die Tänzerinnen helfen gerne mit, nicht zuletzt wird das Ballett schließlich auch von der Feuerwehr unterstützt. Eine offiziell eingetragene Unterabteilung der Feuerwehr ist die Gruppe derzeit nicht. Über eine Satzungsänderung beim Feuerwehrverein, die das ändern könnte, wird jedoch beraten.

Bei Stadtfesten in der Region, bei Neujahrsempfängen und auch beim „Tag der offenen Tür“ des Wasserbeschaffungsverbands Riedgruppe Ost hat die Gruppe viel Applaus von Zuschauern erhalten. Sie wird gerne angefragt, könnte noch mehr Auftrittstermine absolvieren und auch bei Wettbewerben ihr Können zeigen. Das wollen die Tänzerinnen aber nicht. „Wir trainieren ambitioniert und immer auf ein Ziel hin“, unterstreicht Lena Dewald über Feetback. Auch das Tempo ist zügig. Sie legen „Wert auf Professionalität“, wollen aber Amateure bleiben und nur in der Freizeit ihrem Hobby nachgehen. An Wettbewerben wollen sie nicht teilnehmen. Die familiäre und wertschätzende Atmosphäre mit gegenseitiger Anerkennung und Unterstützung, die sie bisher gewohnt sind, möchten sie nicht missen. An Konkurrenzdruck haben sie kein Interesse.

Schnappschuss mit den „Löwen“

Jetzt freuen sich die Frauen, die mehrheitlich, aber nicht alle aus Lorsch stammen, auf die Teilnahme am Fastnachtszug in Lorsch nächste Woche. Süßigkeiten wird Feetback nicht in die Menge werfen. Gerne können sich Kinder aber zum Beispiel wieder mit der Gruppe, die fantasievoll kostümiert im Zug mitläuft, fotografieren lassen.

Ab April beginnt bei Feetback das Brainstorming darüber, welche Aufführung die Gruppe als nächstes einstudieren will.

Redaktion

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