Gottesdienste

An Heiligabend gut besuchte Kirchen

Starkes Interesse bei Katholiken und Protestanten

Von 
Nina Schmelzing
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Der Kinderchor „Musikus“ führte ein Krippen-Singspiel auf. © Weinbach

Lorsch. Viele Menschen besuchten an den Weihnachtsfeiertagen die Lorscher Kirchen. Am Wingertsberg hatten Pfarrer Renatus Keller und sein Team gut zu tun, um zum Auftakt des ersten Familiengottesdienstes an Heiligabend für möglichst alle Besucher Sitzgelegenheiten zu schaffen. Mehrfach wurden neue Klappstühle aufgestellt, die aber gleich wieder belegt waren – so groß war das Interesse von vornehmlich jungen Familien. In der evangelischen Kirche wurde es sehr eng. Alle wollten das Krippen-Singspiel namens „Das Kind und der König“ miterleben, dargeboten vom Kinderchor „Musikus“.

Die Gruppe der knapp 20 Jungen und Mädchen führte unter Leitung von Ulrike Wollny die Geschichte von Miriam auf. Das Mädchen hört einen Gesang, der von der Ankunft eines Kindes erzählt – aber kaum jemand nimmt diesen ernst. „Auserkoren? Engel?“, so fragen die Eltern kopfschüttelnd ihr Kind: „Hast du zu viel Kaffee-Werbung im Fernsehen gesehen oder unerlaubterweise „Drei Engel für Charly?“

Miriam aber lässt sich nicht beirren. Die „Musikus“-Kinder, zwischen vier und acht Jahre alt, spielten ihr Stück, das viele Dialoge beinhaltete sicher und selbstbewusst und sangen auch ihre Solo-Parts mutig vor dem großen Publikum. Die Aufführung im Altarraum konnte man dank technischer Hilfe auch in den letzten Sitzreihen noch sehen, weil es in der Kirche glücklicherweise Bildschirm-Übertragung gibt.

Man muss genau hinhören

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Der Applaus für den Chor der weiß gekleideten Engel und die Hauptrollen war kräftig. „Man muss nur genau hinhören, dann erfährt man ganz viel“, hieß es am Ende. „So voll war es in der Kirche noch nie“, stellte Pfarrer Keller erfreut fest. Auch im Vorjahr habe man aber bereits fast 1000 Teilnehmer an den insgesamt drei Gottesdiensten an Heiligabend am Wingertsberg gezählt.

Renatus Keller erinnerte in seiner Weihnachtspredigt an die biblische Geschichte vor rund 2000 Jahren, die nicht allein unsere Zeitrechnung bis heute bestimmt. Er erwähnte nebenbei auch die enorme Distanz, die Josef und die hochschwangere Maria zu Fuß zurücklegen mussten: etwa 160 Kilometer marschierte das heilige Paar damals von Nazareth nach Bethlehem.

Auch in der katholischen Kirche ging es in der Predigt unter anderem um große Zahlen und gewaltige Dimensionen. Erstmals übernahm Ludwig Siemens, neuer Pfarrvikar in der Pfarrei Heilige Edith Stein Lorsch-Einhausen, den ebenfalls sehr gut besuchten Familiengottesdienst an Heiligabend (kleines Archivbild). In St. Nazarius waren auch diesmal zügig alle Sitzplätze belegt.

Siemes blickte zurück auf die für viele oft stressige Vorweihnachtszeit. Die Gedanken kreisten vielleicht darum, ob der Schwiegermutter das Raclette schmecken wird, dem Bruder die Socken gefallen. „Jetzt läuft’s“, machte der Pfarrer seinen Zuhörern aber in der Christmette klar: „Jetzt können Sie nichts mehr zurückdrehen.“ Wichtig sei es nun vielmehr, selbst bereit für Weihnachten zu sein. „Machen Sie sich locker“, appellierte er, das Herz für die wahre Weihnachtsbotschaft zu öffnen.

Wie ein Staubkorn im Universum

Siemes erinnerte an die Begrenztheit der Menschen im riesig großen Universum. Die Erde sei darin „nur ein kleines Staubkorn“, zeigte der Pfarrer mit Blick etwa auf den Fixstern Vega auf, der 25 Lichtjahre vom blauen Planeten entfernt ist. Ein Lichtjahr sind rund 9,5 Billionen Kilometer, rechnete Siemes vor: „so weit können wir nicht denken.“

Die Erde und ein friedliches Miteinander darauf, seien unbedingt zu schützen, denn „wir haben keinen anderen Platz“, zitierte Siemes unter anderem den Astronauten Alexander Gerst und dessen Gedanken im Orbit beim Anblick des kleinen und zerbrechlich wirkenden heimischen Planeten. Die Weihnachtsbotschaft könne Menschen verändern und Dimensionen sprengen.

Die Christmetten-Premiere von Pfarrvikar Siemens in Lorsch gefiel den Gottesdienstbesuchern. Dass sich der sehr schnell sprechende Pfarrer in seiner mitreißenden Predigt einmal verhaspelte und bei der Auflistung von Weihnachtspräsenten statt Feuchtigkeitsgesichtscreme dann „Frischhaltefolie“ sagte, verziehen ihm die Zuhörer selbstverständlich gern. Nach dem gemeinsamen Singen von „Stille Nacht“ gab es Applaus für alle Mitwirkenden des Gottesdienstes, insbesondere auch für Thomas Adelberger an der Orgel.

Redaktion

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