Lindenfels. Der Glasfaserausbau in Lindenfels und Umgebung steht vor der Tür: Bis 2030 sollen alle Haushalte im Bereich des interkommunalen Breitbandnetzes (IKbit), zu dem die Burgstadt gehört, im Gigabit-Bereich surfen können, so das Ziel.
Telefone werden nicht abgestellt
Wie im Finanzausschuss der Lindenfelser Stadtverordnetenversammlung deutlich wurde, bringt der Fortschritt aber einige Begleiterscheinungen mit sich, die nicht jeder begrüßt. Es seien regelrechte „Drückerkolonnen“ im Auftrag der Internetanbieter unterwegs, um die potenziellen Kunden für ihre Produkte zu begeistern, berichteten mehrere Stadtverordnete. Diverse Anbieter lieferten sich Wettläufe um Verträge – und täten dies teilweise mit unlauteren Mitteln. Da werde schon mal gegenüber betagten Lindenfelsern der Eindruck erweckt, sie müssten sich sofort die Dienste der Telekommunikationsunternehmen sichern, sonst hätten sie bald weder Telefon noch Internet, weil das bestehende IKbit-Netz abgeschaltet werde.
Es würden in den nächsten Jahren keine Telefone abgestellt, betonte Bürgermeister Michael Helbig ausdrücklich. Der Plan für den Glasfaserausbau hat mehrere Bestandteile. Zum einen bauen Anbieter das Netz in Bereichen aus, in denen es sich für sie wirtschaftlich lohnt. Sie verlegen also Glasfaser in die Häuser, die bisher mit Kupferkabeln angeschlossen waren. Die verschieden Internetanbieter versuchen nun, sich im Ausbaugebiet möglichst viele Kunden zu sichern.
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Die zehn IKbit-Kommunen – außer Lindenfels sind das Abtsteinach, Birkenau, Fürth, Gorxheimertal, Grasellenbach, Heppenheim, Mörlenbach, Rimbach und Wald-Michelbach – haben ihr Netz dieses Jahr für 16,3 Millionen Euro an die Entega-Medianet verkauft. Im Auftrag der Kommunen hatte dieser Anbieter auch bisher das Netz betrieben, das Übertragungsraten bis zu 50 Mbit pro Sekunde ermöglicht.
Nun will er eigenständig die Modernisierung vorantreiben. Bis 2028 sollen die Tiefbauarbeiten für diesen Teil des Glasfaserausbaus abgeschlossen sein. Anfang 2023 dürften die ersten neuen Anschlüsse stehen. In Wald-Michelbach und Abtsteinach haben die Arbeiten schon begonnen.Dennoch soll bisherige IKBit-Netz erst einmal nicht abgestellt werden. Die Entega ist dabei aber nicht alleine, auch die Telekom hat etwa angekündigt, 1600 Glasfaseranschlüsse in Kolmbach und Lindenfels zu schaffen.
In den Bereichen, die die Entega-Medianet und andere Anbieter beim eigenwirtschaftlichen Ausbau aussparen, sollen noch zu bestimmende Anbieter Leitungen verlegen – zu 90 Prozent gefördert von Bund und Land, zehn Prozent sollen die Kommunen beisteuern. Die Hausanschlüsse sind kostenlos, für die Nutzung gibt es verschiedene Tarife.
Bis 2030 soll diese zweite Phase des Ausbaus abgeschlossen sein. Wobei es Verzögerungen geben dürfte, weil die Fördermittel von Bund und Land ausgeschöpft sind und neue Anträge gestellt werden müssen. Mit dem geplanten Start Anfang 2024 wird es deshalb wohl nicht klappen.
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