Einhausen/Lorsch. Wird die künftige Bahn-Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim doch unterirdisch an Einhausen vorbeiführen und den Lorscher Wald komplett in einem bergmännisch gebauten Tunnel unterqueren? In einer beim jüngsten Beteiligungsforum vorgestellten Präsentation der Bahn sind zumindest entsprechende Alternativen zur bisherigen Vorzugsvariante enthalten.
Diese im Dezember 2019 vorgestellte Planung sieht bekanntlich vor, dass die Gleise auf offener Strecke östliche der A 67 an Einhausen vorbei und über die Weschnitz hinwegführen, um dann erst kurz vor Lorsch in der Erde zu verschwinden. Jenseits der Autobahn sollen die Züge nach den bisherigen Planungen wieder für ein kurzes Teilstück über der Erde fahren, um dann im Lorscher Wald in einem Tunnel in offener Bauweise zu verschwinden. Dabei wird – grob beschrieben – ein tiefer Schacht gegraben, der im Anschluss wieder mit einem Deckel verschlossen wird. Umweltschützer und auch der Verband „Mensch vor Verkehr“ kritisieren bei dieser Bauweise die negativen Auswirkungen auf die Natur.
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In den jetzt präsentierten vier neuen „kleinräumigen unterirdischen Trassenvarianten“, die im Rahmen der Vorplanung der Bahn untersucht werden, sollen die Züge jeweils unter der Weschnitz hindurchfahren. Direkt anschließend soll ein bergmännischer Tunnel auf jeden Fall bis Neuschloß, je nach Variante sogar bis Mannheim-Blumenau führen.
Bei Einhausen sehen die Alternativplanungen der Bahn vor, dass die Züge über einen Trog zunächst in ein Tunnelteilstück in offener Bauweise geführt werden, der dann in den bergmännisch gebauten Tunnel übergeht. Im für Einhausen günstigsten Fall (Variante B) würde der Trog bereits im Jägersburger Wald beginnen. Und schon am Waldrand würde es dann unter die Erde gehen. In den weiteren drei neuen Varianten würde der Tunnel erst kurz vor der Weschnitz beginnen.
„Neigungswinkel zu steil“
Nach Einschätzung von Reimund Strauch, Sprecher von „Mensch vor Verkehr“, hat man sich bei der Bahn die unter anderem von dem Verband vorgebrachten Einwände zum Streckengefälle „zu Herzen genommen“. „Mensch vor Verkehr“ hatte argumentiert, dass der Neigungswinkel der Trasse für schwere Güterzüge zu steil werden würde, sollten die Gleise erst hinter der Weschnitz nach unten geführt werden. Entschieden ist mit der Präsentation der Varianten allerdings noch nichts. Die Bahn schreibt in ihrer Zusammenfassung zum Beteiligungsforum: „Offen ist, ob die Weschnitz über- oder unterquert wird.“
Welche Variante letztlich zum Zuge kommen könnte, soll sich demnach im kommenden Jahr klären. Dann will die Bahn nach eigener Aussage die Vorplanung für den Abschnitt zwischen Lorsch und Mannheim – zu dem auch die Weschnitzquerung gehört – abschließen. „Um kleinräumige Varianten einer unterirdischen Streckenführung bewerten zu können, untersucht die Bahn den Baugrund. Geprüft wird, ob abschnittsweise eine bergmännische Tunnelbauweise zum Einsatz kommen könnte und wo die Strecke auf Höhe von Neuschloß genau verlaufen soll“, heißt es dazu in der Zusammenfassung der Bahn.
Die 2019 vorgestellte Vorzugsvariante sieht eine östliche Umfahrung des Lampertheimer Stadtteils in einem Tunnel in offener Bauweise vor. In den weiteren Varianten sind unter anderem verschieden lange Tunnelabschnitte in bergmännischer Bauweise vorgesehen, die in zwei Varianten auch westlich von Neuschloß verlaufen würden.
Für den Streckenabschnitt zwischen Pfungstadt und Einhausen laufen nach Angaben der Bahn aktuell die Kartierungen der vorhandenen geschützten Pflanzen und Tierarten. Die Anträge auf Planfeststellung für die Streckenabschnitte von Weiterstadt bis Einhausen sollen demnach in den Jahren 2024 und 2025 gestellt werden. An diesem Abschnitt liegt Langwaden. Die von Bergsträßer Verbänden und Kommunen weiterhin geforderte Konsenstrasse sieht einen bergmännischen Tunnel vor, der schon vor dem Bensheimer Stadtteil in der Erde verschwindet. „Was die Bahn im Bereich Langwaden vorsieht, wissen wir noch nicht“, sagt Reimund Strauch. Die Vernichtung von Waldflächen bei einer offenen Streckenführung zwischen Langwaden und Einhausen werde aber noch ein großes Thema werden, ist sich Strauch sicher.
Bei der Bahn muss man sich aktuell zunächst einmal mit der neuen Zugzahlprognose 2030 Deutschland-Takt befassen. Diese sieht eine Steigerung beim Personennahverkehr vor, habe aber keine Auswirkung auf die Anzahl der benötigten Gleise im Korridor zwischen Frankfurt und Mannheim. Dennoch musste die Bahn unter anderem aus diesem Grund das bereits eingereichte Planfeststellungsverfahren für den Streckenabschnitt Zeppelinheim bis Nordanbindung Darmstadt wieder zurückziehen.
2023 Abschluss der Vorplanung
Bis zum Sommer 2023 sollen die Schallgutachten für die Neubaustrecke aktualisiert werden. Bis Ende 2023 soll dann die Vorplanung für den Streckenabschnitt Einhausen bis Mannheim-Waldhof abgeschlossen sein. Außerdem sollen bis dahin „die übergesetzlichen Forderungen der Region“ für die sogenannte Parlamentarische Befassung erarbeitet werden. Letztlich müssen nämlich die Politiker in Berlin entscheiden, welche nicht gesetzlich vorgeschriebenen Baumaßnahmen im Zusammenhang mit der Neubaustrecke sie für so wichtig erachten, dass zusätzliche Steuergelder bereitgestellt werden.
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