Schlierbach. Zentraler Punkt der Ortsbeiratssitzung in Schlierbach war das Baugebiet Die Bain, das auf sehr großes Interesse bei den Bürgern stieß und zu dem einige Gerüchte im Umlauf seien, wie aus der Zuhörerschaft zu hören war. Das Interesse war so groß, dass zu der Sitzung noch weitere Stühle aufgestellt werden mussten. Das Baugebiet war, wie sich einige noch erinnern konnten, schon einmal vor etwa fünf Jahren ein Thema. Es war aber dann nicht weiterverfolgt worden.
Planer Dirk Helfrich verspätete sich zwar um rund eine Stunde. Für ihn sprang aber der Investor und Eigentümer Bastian Gaydoul aus Groß-Bieberau ein, der das Vorhaben erläuterte. Er wolle ein reines Wohngebiet schaffen und mit dem Baugebiet eine Abrundung des Ortsrandes erreichen, erläuterte Gaydoul. Er wolle keine Einzelparzellierungen, unterschiedliche, aber auch begrenzte Bebauungen zulassen und keine Dachform vorschreiben, reagierte er auf Kritik, es könne auf einem der Grundstücke „ein riesiger Klotz“ gebaut werden.
Andreas Keil, Bauamtsleiter der Stadt Lindenfels, erläuterte, dass letztlich noch nichts entschieden werde, sondern der Ortsbeirat vor dem Aufstellungsbeschluss zu hören sei und seine Bedenken und Anregungen einbringen könne. Das Recht, Bedenken und Anregungen vorzubringen, gelte auch für alle Bürger, so Keil.
Alles werde dann nach der Offenlage des Bauvorhabens bewertet. Über den Zeitpunkt der Offenlage werde rechtzeitig informiert. Zudem würden zahlreiche Behörden und andere Stellen um eine Stellungnahme gebeten. Die Betroffenen würden über die Annahme oder Ablehnung ihrer Eingabe nach der Bewertung durch den Planer unterrichtet. Die Entscheidung über das Bauvorhaben liege dann bei der Stadtverordnetenversammlung.
Knapp 20 Einfamilienhäuser und Wohnungen sollen entstehen
Planer Dirk Helfrich bestätigte, dass das Thema nicht ganz neu sei, da die Bain im Flächennutzungsplan als Zuwachsfläche ausgewiesen sei. Er sehe innerhalb der bebaubaren Flächen mit jeweils 40 Prozent realisierbare Grundstücksgrößen zwischen 450 und 600 Quadratmetern und auch einen Bedarf von Mietwohnraum. Ziel sei es, dass die Bauplätze bezahlbar blieben. Es sollten rund 90 Menschen in knapp 20 Einfamilienhäusern und Wohnungen unterkommen. Ein Vorkaufsrecht für einheimische Interessenten sei möglich, ergänzte Bastian Gaydoul. Dies könne in einem städtebaulichen Vertrag für einen zu vereinbarenden Zeitraum festgehalten werden.
Der Ortsbeirat hatte sich vor der Sitzung mit den umfangreichen Unterlagen beschäftigt. Er sei nicht grundsätzlich gegen das Vorhaben, sehe das Bauprojekt aber in Teilbereichen kritisch, war zu hören. Ortsvorsteherin Sandra Hördt trug eine Liste von Fragen und kritischen Punkten vor. So sei das Projekt „zu groß“ und „unpräzise“, auch vor dem Hintergrund, dass die Einwohnerzahl Schlierbachs (rund 600 Bürger) mit dem Projekt erheblich anwachse.
Der Parkplatz im Baugebiet sei nicht ausreichend. Die Feuerwehr habe keine Fahrzeuge mit einer Drehleiter. Die Aufnahme des Oberflächenwassers bei Starkregen könne zu Problemen bei der Einleitung in den Fahlbach führen. Auch gab es Fragen nach der finanziellen Absicherung des Straßenbaus.
Planer Helfrich entgegnete, er sehe aufgrund der Einrichtung einer engen Spielstraße mit einer Geschwindigkeitsbeschränkung auf sieben Kilometer pro Stunde keine Möglichkeit für die Bewohner, ihre Fahrzeuge am Straßenrand abzustellen. Die Gefahr von Rasern in dem Wohngebiet gebe es damit auch nicht. Parken sei nur auf den Grundstücken möglich. Andreas Keil ergänzte, dass die Stellplatzsatzung zwei Stellplätze pro Wohnung vorschreibe. Der Straßenbau werde über eine Bank-Bürgschaft gesichert, so Investor Gaydoul.
Für den Brandschutz müsse mangels eines Fahrzeuges mit Drehleiter ein zweiter Rettungsweg vorhanden sein. So sei es gesetzlich geregelt. Der Fahlbach werde das zusätzliche Oberflächenwasser verkraften, da dies im Verfahren letztlich gegenüber der Wasserbehörde nachgewiesen werden müsse. Insgesamt seien die textlichen Festsetzungen präzise, würden sie doch den städtebaulichen Rahmen vorgeben.
Ortsbeirat will den aktuellen Plänen nicht zustimmen
Fragen nach der Möglichkeit zum Bau eines Reihenhauses und von Zisternen wurden bejaht. Letzteres wolle man aber nicht zur Pflicht machen. Eine Frist für die Bebauung gebe es nicht. Zum Kaufpreis für die Grundstücke wurde vom Investor keine Aussage gemacht. Aufgenommen wurde die Anregung, den Baustellenverkehr über die Schwimmbadstraße zu leiten und eine Zufahrt über den Jägersgarten auszuschließen.
In einer Sitzungspause hatten Bürger die Gelegenheit, weitere Fragen zu stellen und Bedenken vorzubringen. Das letzte Wort hatte nach fast zweistündiger Beratung Ortsvorsteherin Sandra Hördt. Im Namen der Mitglieder des Ortsbeirats plädierte sie für den Erhalt des Odenwalddorfes in seiner ländlich geprägten Form und für eine Überarbeitung des Bebauungsplanes. In seiner aktuellen Form lehnte sie das Vorhaben im Namen des Gremiums ab.
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