Glattbach. Auf die Glattbacher Bürger ist Verlass: Zur diesjährigen Kerb konnten wieder einige Geschichten gesammelt werden, die nun Eingang in die Kerweredd gefunden hatten. Nach einem tollen Umzug durch Glattbachs Straßen haben sich alle Gäste wieder bei der Festplatzüberdachung versammelt und warteten auf Kerweparrer Luca Rettig und Mundschenkin Luise Bitsch. „Gundach er leit, es iss wärre sou weit“, grüßte Luca Rettig in die Runde. „Mer zwaa därfe eich heit begrieße unn däs dunn me wäijglich uffs volschde genieße.“
Nach der Begrüßung wurden sieben gelungene Geschichten vorgetragen. Ihren Anfang nahm die Kerweredd mit dem Pech eines Rauchers: „Im Kurgarde in Linnefels isses Maleer bassiert.“ Im Bürgerhaus fand eine Veranstaltung statt, an der der Glattbacher teilnahm. Noch schnell eine Zigarette bevor es losgeht. Doch zwischendrin wurde der Wunsch nach dem blauen Rauch erneut sehr groß. „Die Gliestengel häwwe verlockend aus de Dasch geguggt.“ So ist das Ziel der Kurgarten. Über die Fluchttür ging es hinaus. Dummerweise war diese zugefallen und von außen nicht zu öffnen. Zu dieser Uhrzeit war auch das Gartentor vom Kurgarten schon verschlossen. Eine Lösung musste also her: „Sou horre sich on oalde sportliche zeite bsunne un is korze hond hold iwwe däs deersche owwehalb vum kurgoarde gschsprunge.“
Verlorener Geldbeutel und vergessene Äbbelwoi-Lieferung
Ein anderer Glattbacher ist dafür bekannt, dass er seinen Geldbeutel gerne irgendwo liegenlässt. Nun war es wieder passiert. Nach einer Jahreshauptversammlung war noch alles gut. „Da horren noch debai kadde, zwo drei Runde bezoalt däs wor alles klasse.“ Es wurden an diesem Abend noch ein paar Runden mehr, doch am anderen Morgen war der Geldbeutel nirgends zu finden. „Sou Fraa hot en ah net kadde, ai scheiße do sinn jo a drinn moi gonze Karde.“ Sämtliche Scheckkarten wurden nun gesperrt. Mit dem Taschengeld von seiner Frau ging‘s in die Wirtschaft. Dort traf er seinen Sohn und berichtete, was passiert ist, und dass er nun schon zum zweiten Mal in diesem Jahr alle Karten gesperrt hat. Doch der Sohn war im Bilde, denn nach der Sitzung traf man sich noch im Büro: „Im Büro hoschde noch e Bier gsoffe un de Geldbeidel näwe de Computer falle losse.“
Der Alkohol spielte auch in der nächsten Geschichte eine Rolle: Von Glattbacher Senioren wurde eine Flasche Ouzo geleert. „Es werd vezäilt und veel gelacht oamol im Monat freidoags owends, däss is es subbe sach.“ Ein Senior wies die Kollegen noch darauf hin, dass am nächsten Tag alle wieder fit sein sollten, weil dann die Jahreshauptversammlung der Feuerwehr ist. „Net dass er Koppwäij häbbt wie oig.“ Ein Kollege fehlte dann aber doch bei der Jahreshauptversammlung, denn der Ouzo war ihm so gar nicht bekommen. „Es iss net goange, horre uns beichtend vezäild: De Ouzo hod mich es goanze Wocheend gequäilt.“ Somit war klar, dass dieser Glattbacher im nächsten Jahr beim Treffen vor der Versammlung nur noch Saft zu trinken bekommt.
Apropos Saft oder Alkohol: In einer anderen Geschichte ging es um den Glattbacher Äbbelwoi, „de beschde im Ourewoald“. Auch die Bensheimer mögen diesen Apfelwein. Und so machte sich der Glattbacher auf den Weg, um seine Bestellung auszuliefern. In Elms-hausen war ihm eingefallen, dass er die Ware gar nicht geladen hatte. „Ohne Äbbelwoi im Kofferraum funktioniert es beliffern nicht“, so die Logik.
Was nicht im Auto ist, kann auch nicht verloren gehen – ist auch logisch. In der nächsten Geschichte waren es die Reifen. „Werkdoag owends horre sich gedenkt: Ich muss noch die oalde Windereife loare gschwind.“ Das war aber zu geschwind, denn das Verzurren galt nur den ersten beiden Reifen. Ein Anruf der Mutter klärte kurz darauf: „Ai Bu, wos machschde doan? Doi Heckklapp is uff un doi reife hoschde beim Redes Ralf velorn.“
Vertauschte Feuerwehrkleidung ist im Einsatzfall eher hinderlich
Auch bei der Feuerwehr können Missgeschicke passieren. „Die Piepser häwwe gerappelt un die Faijwehrleit sinn oans Spritzenhaus gewackelt.“ Ein Baum war umgefallen und die Motorsägen kamen zum Einsatz. So weit so gut. „Äwwe noch zehn minudde hodd sich ein Feuerwehrkamerad gedengt: Moment emol, do sinn doch vorhin noch mäijne Leit zum Gerätehaus gerennt.“
Inzwischen waren zwei weitere Kameraden eingetroffen. „Mit leichtem Zorn“, war zu erfahren. Der Grund war, dass dem einen die Jacke zu klein und dem anderen die Hose zu groß war. „Mit denen Klamotte is wos bassiert sehr wahrschoinlich.“ Passiert ist in Wirklichkeit nur eins: Der Wehrführer hatte sie nach der Reinigung in die jeweils falschen Spinde geräumt.
Mit dem Kerwesegen verabschiedeten sich die Symbolfiguren der Kerb: „De Gerhard speelt jetzt den Kerwemarsch, des is doch kloar, machts gut ehr Leid, bis zum negschte Joar.“
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lindenfels_artikel,-lindenfels-kerwe-glattbach-2025-_arid,2329564.html