Persönlich - Die 31-jährige Loreen hat vor zweieinhalb Jahren ihren Sohn Moritz während der Schwangerschaft verloren / Morgen ist der Worldwide Candle Lighting Day

Sternenkinderzentrum Odenwald: "Die Trauer um meinen Jungen hat mich krank gemacht."

Von 
Gisela Grünwald
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Das Grab von Moritz ist für seine Mutter eine wichtige Anlaufstelle. © privat

Lautertal. Loreen ist Mitglied im Verein Sternenkinderzentrum Odenwald. Sie ist verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins. Ihren Sitz hat die Organisation in Lautertal. Gegründet wurde sie 2015 von Trauerbegleitern und Eltern, deren Kind schon im Babyalter gestorben ist. Als Sternenkind, seltener als Schmetterlingskind oder Engelskind, werden Kinder bezeichnet, wenn sie vor, während oder bald nach der Geburt verstorben sind.

Die 31-jährige Marketingfachfrau hat vor zweieinhalb Jahren ihren Sohn Moritz in der 20. Woche verloren. Die Schwangerschaft verlief zunächst ganz normal. Mit ihrer Mutter fuhr Loreen zur Großmutter nach Berlin, um Urlaub zu machen. „Am nächsten Morgen platzte meine Fruchtblase und das Fruchtwasser floss nur so aus mir heraus.“ Mutter und Großmutter riefen einen Krankenwagen.

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Der fuhr die Schwangere ins nächstgelegene Krankenhaus. Dort stellten Hebamme und Arzt fest: Moritz lebt. Sein Herz schlägt und er bewegt sich. In der 20. Schwangerschaftswoche soll ein Kind auf natürlichem Weg auf die Welt kommen, sagten die Ärzte. Loreen wurde im Krankenhaus aufgenommen und überwacht. Für die junge Frau war es keine einfache Situation. Immer wieder schauten Hebamme und Arzt nach ihr.

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Am nächsten Morgen hatte das Herz von Moritz aufgehört zu schlagen. Gerne hätte Loreen einen Kaiserschnitt gehabt. „Ich hatte große Angst, es nicht zu schaffen.“ Arzt und Hebamme rieten ihr nochmals zur normalen Geburt. Sie bekam Tabletten, die die Wehen einleiteten. „Dann ging alles sehr schnell“, erinnert sich die junge Frau. „Ich habe Moritz nach der Geburt nur kurz auf dem Arm gehabt.“ Sie erinnert sich an die Hebamme, die ihr Moritz sehr liebevoll abnahm. Sie legte den kleinen Jungen unter eine Wärmelampe mit den Worten: „Damit er nicht so friert.“ Seine Mutter musste sich noch einer Operation unterziehen. Im Anschluss durfte sie sich in Ruhe von ihrem Kind verabschieden.

Luftballons am Grab

Die Hebamme erzählte ihr vom Gräberfeld für Sternenkinder auf einem Friedhof in Berlin. „Der Gedanke tröstete mich, dass Moritz nicht alleine begraben wird.“ Die junge Mutter hat ihn dann in einem Gräberfeld für Sternenkinder im Odenwald beerdigt.

Loreen ist eine sensible Frau. „Die Trauer um meinen Jungen hat mich krank gemacht.“ Hilfe bekam sie von professionellen Trauerbegleiterinnen und dem Verein Sternenkinderzentrum Odenwald. „Dort lernte ich Mütter und Väter kennen, deren Kinder auch so früh gestorben sind.“ Der Zeitpunkt spielt dabei keine Rolle, so Loreen. Das Gefühl, Eltern zu sein, habe man in dem Moment, in dem der Schwangerschaftstest positiv ist. „Ich habe mich so auf Moritz gefreut.“

Der kurze Aufenthalt im Krankenhaus hat Loreen traumatisiert. „Für mich war es so schwer zu begreifen, dass Moritz tot ist. Ich habe mir schwere Vorwürfe gemacht.“ Ihr halfen beim Trauern der Austausch mit anderen Eltern von Sternenkindern und der Umstand, noch etwas für Moritz tun zu können, etwa seine Urne zu bemalen.

Zu seiner Beerdigung bat Loreen Freunde und Familie darum, bunte Kleidung anzuziehen. Sie suchte sich zwei Lieder für Moritz Beerdigung aus: „Still“ von Jupiter Jones und „Flugzeuge aus Papier“ von Sarah Connor.

„Immer wenn ich Moritz nahe sein will, gehe ich zu seinem Grab.“ Der jungen Frau hilft es, mit Freunden und Familie seine Geburtstage oder auch Festtage wie Weihnachten zu feiern. „An seinem Geburtstag haben wir Luftballons steigen lassen und an seinem Grab Kaffee getrunken und Kuchen gegessen.“

Weihnachten ist eine besonders schwere Zeit für die Eltern von Sternenkindern. Auch in diesem Jahr wird Loreen dann auf den Friedhof gehen und Moritz in seinem Gräberfeld für Sternenkinder besuchen. „Es kann sein, dass ich den ganzen Tag da bin.“ Es gibt der jungen Mutter Halt und hilft ihr beim Trauern.

Viele Eltern von Sternenkindern kennt sie nur aus Video-Gesprächen am Computer. Morgen (Sonntag) ist der weltweite Gedenktag für verstorbene Kinder, der Worldwide Candle Lighting Day. Ihn gibt es seit 25 Jahren. In Bensheim richtet das Sternenkinderzentrum dazu einen Gottesdienst aus. Die Eltern, von Sternenkindern zünden außerdem um 19 Uhr Kerzen in ihren Fenstern an. Durch die Zeitverschiebung entsteht so rund um die Erde eine Lichterkette.

Über die Sternenkinder einer Familie zu sprechen ist nach wie vor ein Tabuthema. Hilfe gibt es unter Tel.: 01512 / 0710703 und im Internet.

Info: sternenkinderzentrum- odenwald.de

Freie Autorin

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