Gadernheim. Der Gottesdienst in der evangelischen Kirche zum Thema „Angst“ von Pfarrerin Marion Mühlmeier war gut besucht. Der Posaunenchor unter Leitung von Josef Hofmann sorgte für die Musik.
Der Posaunenchor ist größer geworden. Er setzt sich jetzt aus den Bläsern des Gadernheimer und des Reichenbacher Posaunenchors zusammen. Im Anschluss an den Gottesdienst gab es eine Gemeindeversammlung in der Kirche. „Wir laden Sie ein, dazubleiben und mitzudiskutieren“, so Pfarrerin Marion Mühlmeier und Astrid Schulze-Icking vom Vorstand der evangelischen Kirchengemeinde.
Im Beisein von Ute Gölz, Präses des Dekanats Bergstraße, informierten sie die Mitglieder über das neue Kirchspiel. Das Kirchspiel Lautertal ist jetzt in einem Nachbarschaftsraum mit Lindenfels, Schlierbach und Fürth. Die Kirchspiele müssen aus Kostengründen zusammenarbeiten, da die Zahl der Kirchensteuerzahler weiterhin abnimmt.
Die evangelische Kirche von Hessen und Nassau (EKHN) schätzt, dass es bis zum Jahr 2030 insgesamt 20 Prozent weniger Kirchenmitglieder sein werden. Das bedeutet rund 140 Millionen Euro weniger Steuereinnahmen und damit ein Drittel weniger Pfarrpersonal.
Größere Kita geplant
Die EKHN befindet sich in einem Reformprozess, bei dem schon jetzt darauf geachtet wird, wie gespart werden kann. In Lindenfels will die evangelische Kirchengemeinde das Gemeindehaus mit Pfarrbüro und Wohnung verkaufen. Sie kooperiert mit der katholischen Pfarrgemeinde St. Petrus und Paulus in Bezug auf das Pfarrbüro und das katholische Gemeindehaus. Große Veranstaltungen finden im katholischen Gemeindesaal statt.
In Gadernheim ist der Kindergarten in das Gemeindehaus integriert. Die Kita soll jetzt vergrößert werden. Es gibt den Wunsch, dafür den Gemeindesaal zu nutzen. „Noch ist nichts entschieden“, betonte Astrid Schulze-Icking, die stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstandes.
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Und es gibt eine Änderung: Das Pfarrbüro ist jetzt im ehemaligen Musikzimmer neben dem Jugendraum. So wurde Platz geschaffen für die inzwischen fünfköpfige Familie von Pfarrerin Marion Mühlmeier. Im Jahresrückblick freute sich Schulze-Icking über das aktive Gemeindeleben. „Endlich dürfen wir wieder alles tun nach den Beschränkungen durch die Corona-Pandemie.“
Schulze-Icking berichtete von den vielen Gottesdiensten, den Proben vom Posaunenchor und den Kirchenkids. Es gibt den Handarbeitskreis, die Krabbelgruppe und den Kinderprojektchor zu Weihnachten. Eine Besonderheit der Kirchengemeinde Gadernheim ist die Feier zum Ewigkeitssonntag mit der Andacht auf dem Friedhof. An jeder Grabstätte stehen dann die Angehörigen mit Kerzen.
Neuer Pfarrer ab Ende März
Die Orgel in der Kirche ist gerade für 30 000 Euro saniert worden. Wichtig ist für Mühlmeier und Schulze-Icking das Kindergartenprojekt zum Thema „Gott ist die große Frage“.
Im Kirchspiel Lautertal gibt es künftig wieder drei Pfarrer: Marion Mühlmeier, Jan Scheunemann und – neu ab Ende März – Ingmar Neserke. Neserke besuchte den Gottesdienst in Gadernheim und stellte sich vor. Er wohnt mit seiner Frau in Zotzenbach und hat bisher Kirchengemeinden in Frankfurt betreut. Neserke kennt den Odenwald, hat seine Ausbildung in Schlierbach unter Pfarrer Roland Pappe absolviert. Mit ihm sowie den beiden Fürther Pfarrerinnen Nina Nicklas-Bergmann und Denise Wenz müssen die drei über die Runden kommen.
Die drei Kirchspiele müssen sich das Personal teilen – für Beerdigungen, Konfirmation und Gottesdienste. Auf Wunsch der EKHN soll Kirche verstärkt als Teil der Zivilgesellschaft wahrgenommen werden und als Kooperationspartner mit Akteuren am Ort aktiv sein. „Die Nachbarschaftsräume werden von einem Verkündigungsteam mit mehreren hauptamtlichen Pfarrern sowie Gemeindepädagogen und Kirchenmusikern betreut“, erläuterte Astrid Schulze-Icking.
Räume müssen reduziert werden
Die Nachbarschaftsräume müssen jetzt überlegen, wie sie die Versammlungsflächen reduzieren. „Kindertagesstätten sind eine kommunale Aufgabe“, merkte Präses Ute Gölz an. Natürlich will keine Kirchengemeinde gerne Räume abgeben, aber es werde wohl kein Weg drumherum führen. Deshalb sollten die Gemeinden sich lieber jetzt schon darüber Gedanken machen, so Gölz.
Die Kirchenmitglieder hatten viele Fragen: Sind die Kirchensteuereinnahmen wirklich so gesunken? Und gibt es wirklich immer weniger Kirchenmitglieder? Präses Ute Gölz verwies in diesem Zusammenhang auf den Haushalt der Synode, die sich die Mitglieder im „Haus der Kirche“ in Heppenheim anschauen könnten.
Die Mitglieder wollten von Pfarrerin Marion Mühlmeier wissen, ob es keine andere Möglichkeit der Zusammenarbeit mit Kirchengemeinden gegeben hat. Mühlmeier versicherte, es sei mit den evangelischen Gemeinden Richtung Bensheim gesprochen worden. Alle hätten sich für eine Zusammenarbeit an der Bergstraße entschieden – auch Gronau.
Die Kirchengemeinden Neunkirchen und Winterkasten gehören zu einem anderen Dekanat und standen nicht zur Verfügung. So haben sich letztlich die Gemeinden in Lautertal, Schlierbach, Lindenfels und Fürth zusammengetan.
„Bitte sehen Sie nicht nur die negative Seite, sondern sehen Sie den Besuch eines Gottesdiensts in einer anderen Kirche doch als Bereicherung“, bat Gölz. Noch tun sich die evangelischen Kirchengemeinden in Lautertal schwer mit der neuen Zeit. Auch Erwin Köber und Thomas Blöcher, beide Pfarrer im Ruhestand, schluckten angesichts der Entwicklung. „Manchmal muss man seinen ungeliebten Nachbarn nur näher kennenlernen, und schon klappt die Zusammenarbeit“, sagte Ute Gölz dagegen.
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