Konzert

Reichenbacher Frauenchor feiert 50-jähriges Bestehen

Die Sängerinnen treten am Samstag ab 19 Uhr im Gasthaus „Zur Traube“ als Projektchor auf, in dem auch Männer mitmachen. Gemeinsam präsentieren sie ihr vielfältiges, musikalisches Repertoire.

Von 
Jutta Haas
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Der Frauenchor übte fleißig für sein Jubiläumsfest am 28. Juni. © Jutta Haas

Reichenbach. Der Frauenchor Reichenbach feiert am Samstag, 28. Juni, sein 50-jähriges Bestehen. Ab 19 Uhr präsentiert die Gruppe im Gasthaus „Zur Traube“ in Reichenbach viele bekannte Melodien. Der Chor wird sich als Projektchor präsentieren, denn inzwischen singen auch Männer mit. „Wir wollen am liebsten vor einem großen Publikum singen und fröhlich sein, der Festkommers wird eher eine kleine offizielle Stunde werden“, kündigt die Vorsitzende Traudel Meckel an.

Eingeladen sind alle, die Freude am Chorgesang haben. Sie dürfen sich auf ein vielfältiges Programm freuen, denn der Chor hat ein großes Repertoire.

Im kulturellen Leben von Reichenbach ist der Chor mit seinem vielfältigen, musikalischen Repertoire nicht mehr wegzudenken. Volker Seitz war vor 50 Jahren der Chorleiter des Männergesangvereins (MGV) „Eintracht“ Reichenbach. Er hatte auch die Idee, einen Frauenchor aufzubauen. 1975 gab er den Anstoß zur Gründung eines solchen mit dem Gedanken, dass „Frauen auch durch den Gesang in den Blickpunkt der Öffentlichkeit treten sollen“.

Erster öffentlicher Auftritt war im Oktober 1975

Ein Flugblatt wurde verteilt, und alle Frauen zu einem Treffen eingeladen. Gerade mal acht kamen – zu wenig, um eine Zukunft aufzubauen. Doch diese acht ließen nicht locker, und zwei Monate später gab es ein nächstes Treffen, nun mit 24 Teilnehmerinnen. Der Anfang war gemacht, für den vorgeschlagenen Namen „Lady Singers“, war wohl die Zeit noch nicht gekommen, so entschieden sich alle für den Namen „Frauenchor Reichenbach“. Christa Kaffenberger wurde zur Vorsitzenden gewählt, Volker Seitz übernahm die Chorleitung. Volker Seitz sollte den Chor über viele Jahre als Leiter prägen und die Frauen für das Singen in vielen, musikalischen Bereichen begeistern.

Der erste öffentliche Auftritt war im Oktober 1975 bei einem Liederabend des Männergesangvereins „Eintracht“. Als Anfangsstücke wählte der Chorleiter die Lieder „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“ und „In dem Schneegebirge“. Schon im Mai 1976 wurden die Frauen von der „Eintracht“ Gronau zum Freundschaftssingen eingeladen. „Das einjährige Bestehen wurde in Reichenbach mit Stolz bei einem Liederabend gefeiert“, heißt es in der Festschrift, die zum 25-jährigen Bestehen angefertigt wurde.

Knapp zwei Jahre nach ihrer Gründung nahm der Frauenchor mit Erfolg am ersten Wertungssingen teil. Die Frauen hatten sich zuvor zum ersten Geburtstag einheitlich mit langen schwarzen Röcken und zartgrünen Blusen eingekleidet. Somit ergab ihr Auftritt schon äußerlich ein gutes Bild – überzeugen konnten die Damen mit ihrem Chorgesang. Mit den Noten „sehr gut“ und „gut bis sehr gut“ auf ihre zwei Darbietungen endeten die Frauen ihren ersten großen Auftritt. Das war ein Ansporn weiterzumachen.

Schon früh sang der Chor klassische Musik und Gospels

In der von Volker Seitz neugegründeten Chorgemeinschaft mit dem Singkreis Schwanheim, dem MGV „Eintracht“ Reichenbach und dem Frauenchor wurde das Konzert „Sing mit Swing“ einstudiert und im Juni 1977 im vollbesetzen Bensheimer Bürgerhaus aufgeführt. Nun waren im Repertoire schon klassische Musik und Gospels.

Im Juli 1978 war die Chorgemeinschaft beim Hessischen Rundfunk zu Aufnahmen für die Sendung „Hessische Chöre singen“. Die Frauen und auch die anderen Mitglieder der Chorgemeinschaft arbeiteten weiter an sich, es folgte ein Opernkonzert im Bensheimer Parktheater mit dem Collegium Musicum und bekannten Solisten. „Das war einer der Höhepunkte in unserer Vereinsgeschichte“, blickten im Gespräch Traudel Meckel und Schriftführerin Elli Röhm zurück.

Danach beschäftigte sich der Frauenchor mit bekannten Volksliedern wie „Kein schöner Land“ oder „Wenn ich ein Vöglein wär“. Das volkstümliche Konzert im April 1982 gemeinsam mit dem Kinderchor Lautertal unter Leitung von Gertraut Kramolisch, dem Reichenbacher Männerchor und Solisten wurde ein voller Erfolg.

Dann bereiteten sich die Frauen in der Chorgemeinschaft mit Opernmusik auf einen erneuten erfolgreichen Abend im Parktheater vor. Unter Leitung von Peter Küntzel wirkten an diesem Abend über 130 Musikanten mit.

Feierlich wurde das zehnjährige Jubiläum gefeiert. An diesem Abend wurde der Chorleiter, der seit der ersten Stunde dabei war, auf eigenen Wunsch verabschiedet. Gefeiert wurde das Jubiläum an zwei Tagen. Es folgte ein Freundschaftssingen mit 14 Gastchören. „Der Frauenchor erlebte an diesem Abend einen wahren Besucher-Boom“, schreibt die Festschrift.

Für kurze Zeit war Heinz Winter Chorleiter. 1987 übernahm der Diplom-Musiklehrer Helmut Hechler die Leitung, der Chor beteiligte sich nach einigen Monaten ruhigen Daseins am Sängerfest des MGV Reichenbach. Das nächste Herbstkonzert folgte 1989, die Frauen luden ein und hatten sich mit Werken von Brahms und Mendelsohn-Bartholdy sowie auch verschiedenen Negro-Spirituals darauf vorbereitet.

1990 übergab Christa Kaffenberger nach 15-jähriger Tätigkeit als Vorsitzende ihr Amt an Margit Eckel. 1991 wurde die nächste Idee umgesetzt: Die Frauen veranstalteten einen ersten „Frauenchor-Nachmittag“ mit Liedern, die in den Frühling passen. Neun Frauenchöre und Schüler der Musikschule Lindenfels kamen. „Gesang verbindet alle Menschen“ lautete es im März 1993 – wieder war der Frauenchor mit anderen Chören im Bensheimer Parktheater aktiv.

Bei der Jahreshauptversammlung 1994 wurde Erika Noller zur Vereinsvorsitzenden gewählt. Sie wirkte bis 2002 und übergab dann das Amt an Traudel Meckel, die seitdem den Vorsitz innehat. Erika Noller setzte sich nach dem Beschluss der Mitglieder dafür ein, dass der Verein 1995 in das Vereinsregister eingetragen wurde. Das 20-jährige Bestehen wurde in diesem Jahr gefeiert, wieder mit befreundeten Chören und dem Auftritt einer Gesangsgruppe der Philharmonie aus dem ukrainischen Ushgorod.

Zum 50-jährigen Jubiläum des Sängerkreises Bergstraße 1997 präsentierten die Frauen mit Erfolg geistliche und weltliche Chormusik aus drei Jahrhunderten. Ein halbes Jahr später legte Chorleiter Helmut Hechler nach zehnjähriger Tätigkeit sein Amt nieder. Als Nachfolger kam der Musikpädagoge und diplomierter Dirigent Ivan Mladenov nun zum Frauenchor. Auch er sollte den Chor in den nächsten Jahren prägen. Zahlreiche erfolgreiche Auftritte folgten.

Gemeinsames Konzertieren mit Prager Chor in Tschechien

Zudem hatte der Chor auch eine Reihe anderer Treffen zum gesellschaftlichen Miteinander. Dazu gehörten das Feiern an Fastnacht, sommerliche Grillfeste oder gemeinsame Ausflüge etwa zu Operettenaufführungen oder in verschiedene Theater. Dazu kamen auch Bus-Ausflüge und Wanderungen. Über 40Jahre betreuten die Sängerinnen den Bratwurststand an der Reichenbacher Kerb und bis heute auch den Sektausschank. Ihre Teilnahme am Kerbzug in Reichenbach gehörte ebenfalls ins Vereinsprogramm.

Zum 25-jährigen Bestehen des Vereins wurde eine Festschrift angefertigt und mit einem Jubiläumskonzert mit Chorwerken von Bach, Verdi und Mozart gefeiert. Mit dabei waren Solisten und Musiker vom Nationaltheater Mannheim. „Am zweiten Festabend kamen zehn befreundete Chöre zum Freundschaftssingen“, hat Elli Röhm in ihrer Chronik notiert.

2002 folgte Waltraud Meckel, bekannt als Traudel Meckel, als Vereinsvorsitzende. Mit dem Chorleiter und seinen Beziehungen zum Nationaltheater Mannheim konnten schöne, anspruchsvolle und erfolgreiche Konzerte organisiert werden.

2005 wurde zum 30-jährigen Bestehen des Chores zu einer Chor-Matinee in die Lautertalhalle in Elmshausen eingeladen. In diesem Jahr reisten die Mitglieder des Chores und ihre Angehörigen mit Chorleiter Ivan Mladenov mehrere Tage nach Prag. „Neben vielen kulturellen Eindrücken war das Treffen mit dem gemischten Chor ,Hlahol Prag‘ zum gemeinsamen Konzertieren ein ganz besonderes Erlebnis“, erinnern sich Traudel Meckel und Elli Röhm heute noch gerne daran.

Mit Hits aus der Sparte „Musical“ beschäftigen sich die Frauen 2006 und organisierten nun erstmals als „Projektchor“ ein gelungenes Konzert auf der Freilichtbühne des Gasthauses „Zur Traube“.

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Der Gedanke, dass Menschen, die gerne singen, sich aber keinem festen Verein anschließen möchten, wurde seitdem vom Projektchor erfolgreich umgesetzt. In Vorbereitung auf ein bestimmtes Konzert wird ein halbes Jahr lang geübt. Dann können sich die Mitsänger überlegen, ob sie am nächsten Projekt mitmachen möchten. Ein Auftritt unter dem Motto „Zauber der Operette“ 2008 und ein Gospelkonzert 2009 begeisterten die Gäste.

Ivan Mladenov, der Dirigent des Frauenchores, lud die Mitglieder des Frauenchores und des MGV Mundheim zu einer unvergesslichen Reise in seine Heimat Bulgarien im Jahr 2010 ein.Die Sänger und Sängerinnen nahmen an Konzerten in der Hauptstadt Sofia und in der Heimatstadt Dimitrovgrad teil.

Chorname und Satzung sollen geändert werden

2011 wurde erstmals der Gedanke, eine Weiberfastnachtssitzung, an der außer dem „Singenden Landwirt“ Gerhard Pfeifer nur Frauen teilnahmen, mit Erfolg umgesetzt. Eine neue Projektchorzeit endete im Juni mit dem Konzert „What a feeling“ mit bekannten Filmmelodien.

Bis 2014 wirkte Chorleiter Ivan Mladenov erfolgreich für den Frauenchor. Aus privaten Gründen übergab er an Angelika Henß. Sie übte mit den Sängerinnen eine Serenade zum 40-jährigen Bestehen ein. Ganz bodenständig war im Jahr 2017 der „Odenwälder Abend“, der auch zum Erfolg wurde.

Einen Stillstand im ansonsten regen Vereinsgeschehen gab es pandemiebedingt in den Jahren 2020 und 2021. Ab 2022 konnten dann wieder regelmäßige Chorproben angeboten und zu einem „Mundart-Liederabend“ im Herbst eingeladen werden.

Seit 2023 hat Constanze Pfeifer die Chorleitung übernommen. Bei den neu angesetzten Proben im Projektchor sind nun erstmals auch Männer dabei und willkommen. Im Jahr seines 50-jährigen Bestehens 2025 arbeitet der Chor nun daran, den Namen und die Satzung zu ändern.

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