Neujahrsempfang

Lautertal hat viel zu tun bei Feuerwehren und Kindergärten

Von 
Thorsten Matzner
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Der Projektchor der evangelischen Kirchengemeinde Beedenkirchen unter der Leitung von Andrea Gulden gestaltete die Feier im Rathaus musikalisch. © Neu

Lautertal. Mehr Mut zu politischen Entscheidungen forderte der Vorsitzende der Lautertaler Gemeindevertretung, Helmut Adam, in seiner Neujahrsansprache. Adam sagte, die Zeit der Gebietsreform vor 50 Jahren könne als Beispiel dienen. Damals seien mutige Entscheidungen getroffen worden, allerdings sei verwaltungspolitisch die Zeit seitdem stehengeblieben.

Die Städte und Gemeinden versuchten nun, die Zukunft mit diesen veralteten Strukturen zu meistern. Eine der wenigen Änderungen sei die Einführung der doppelten Buchführung in den Gemeindehaushalten gewesen. Eine zweite werde derzeit umgesetzt: das Onlinezugangsgesetz. Es verpflichtet die Kommunen dazu, ihre Dienstleistungen weitgehend auch über das Internet anzubieten.

Adam sah dieses Vorhaben kritisch. Die Gemeinde Lautertal habe sich der Herausforderungen aber gestellt und mit weiteren Kommunen einen Digitalisierungs-Beauftragten eingestellt, der dabei helfen solle. Tatsächlich stehe der Aufwand aber kaum im Verhältnis zu dem Nutzen. Wer müsse schon wirklich ins Lautertaler Rathaus kommen, wenn er nicht gerade heirate oder einen neuen Pass benötige? Die Interaktion mit der Verwaltung beschränke sich für viele darauf, dort Gelbe Säcke abzuholen.

„Mehr Zusammenarbeit nötig“

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Bei großen Verwaltungseinheiten könne das Gesetz sicher sinnvoll sein, in Lautertal halte sich der Nutzen aber in Grenzen, so Adam. Wichtig sei dagegen, die interkommunale Zusammenarbeit zu stärken. Das sei mit dem Zweckverband Abfallwirtschaft und dem KMB, aber auch mit der gemeinsamen Wassermeisterei von Lautertal und Lindenfels schon auf manchen Feldern gelungen.

Die Gründung der Stadt Oberzent im Odenwald zeige, dass es dabei nicht bleiben müsse. Helmut Adam forderte dazu auf, den „föderalen Staatsaufbau zu überdenken“. Die Gemeinden seien „überreguliert“, gleichzeitig interessierten sich die Bürger kaum noch für sie. Das mache sich sowohl bei der Bereitschaft bemerkbar, sich an der Kommunalpolitik zu beteiligen, wie auch bei dem Anteil derjenigen, die bei Wahlen mitmachten.

Adam rief besonders die Frauen dazu auf, sich mehr zu beteiligen. Derzeit seien nur vier der 25 Gemeindevertreter und zwei der neun Beigeordneten Frauen. „Wir hatten schon bessere Zeiten.“

Adam machte deutlich, dass die Gemeinde vor vielen Herausforderungen stehe. Einerseits seien dies weltpolitische, wie die Klimakrise, der Ukraine-Krieg und die Corona-Pandemie. Es seien aber auch lokale Dinge darunter. So müsse die Gemeinde dringend in die Feuerwehren investieren. Nur drei der sechs Feuerwehren seien in angemessenen Gerätehäusern untergebracht. Eine Verbesserung dürfe „nicht auf die lange Bank geschoben werden“.

„Nicht auf der Höhe der Zeit“

Auch bei den Kindergärten sei viel zu tun. Hier sei die größte Aufgabe, für den neuen Kindergarten in Elmshausen Baurecht zu schaffen und die Finanzierung des Projekts sicherzustellen. Baulich gesehen sei Lautertal „eher Schlusslicht“ und „nicht auf der Höhe der Zeit“. Ein gutes Betreuungsangebot sei wichtig, unter anderem, weil es üblich sei, dass beide Elternteile arbeiteten und familiäre Betreuung nicht möglich sei.

Auch bei der Schaffung neuer Bauplätze müsse sich mehr tun. Adam rief dazu auf, mehr Toleranz zu zeigen. Wer bereits ein Haus besitze, sei viel zu oft dazu bereit, um des eigenen Vorteils willen andere Bauprojekte zu bekämpfen. „Gemeinsam und miteinander können wir mehr erreichen“, so Adam. Gleichzeitig sei mehr Bescheidenheit angebracht. In Deutschland werde auf einem sehr hohen Niveau gejammert, wenn man sich im Vergleich die Verhältnisse in der Ukraine ansehe.

Redaktion Lokalredakteur Lautertal/Lindenfels

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