Lautertal. Dank Anja Maul, Vorstandsmitglied des Lautertaler Verschwisterungsvereins APEG, konnten Informationen zu Osterbräuchen in den Partnerstädten Dogliani (Italien) und Jarnac (Frankreich) gefunden werden.
Die Auskunft aus Dogliani bezeichnete Maul als „minimalistisch“. So erhielt man aus Italien die Nachricht, dass Weihnachten ein Fest ausschließlich für die Familie sei. Gemäß dem Sprichwort „Natale con i tuoi, pasqua con chi vuoi“ („Weihnachten mit der Familie, Ostern mit wem du willst“) wird Ostern überwiegend mit Freunden bei einem Picknick in Parks oder im Grünen gefeiert.
Das Osterfest beginnt an Karfreitag erst am Abend mit Prozessionen, da dies kein Feiertag ist. Essen in der Gemeinschaft ist am Ostersonntag nach der Messe besonders wichtig. Es erstreckt sich oft über mehrere Stunden. Den Abschluss bildet die „Colomba pasquale“, ein Hefekuchen in Form einer Taube. Der Ostermontag heißt in Italien „Pasquetta“ (kleines Ostern), an dem vor allem die oben genannten Picknick-Ausflüge mit Freunden unternommen werden. Für die Kinder werden dabei Süßigkeiten versteckt.
Der Aprilfisch wird auch als Aprilscherz verwendet
Aus Jarnac konnte Anja Maul in Erfahrung bringen, dass zu Ostern der Brauch des Eiersuchens nicht nur in Jarnac verbreitet sei, sondern in ganz Frankreich praktiziert werde. Wie weiter zu erfahren war, finde diese Tradition am Ostersonntag statt. Dabei handle es sich um ein lustiges Spiel vor allem für die Kinder, bei dem es darum geht, die Schokoladeneier oder farbenfroh bemalte Eier zu finden, die ihre Eltern im Garten oder im Haus versteckt haben. Diese werden in einem kleinen Korb gesammelt und anschließend verspeist. Seit einigen Jahren organisieren verschiedene Gemeinden in Frankreich diese Eiersuche in öffentlichen Gärten oder an einladenden Orten, damit Familien mit ihren Kindern eine gesellige Zeit verbringen können.
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Interessant zu erfahren ist, dass in Frankreich nicht der Osterhase die Eier bringt. Dieser ist in unserem Nachbarland meist unbekannt. Statt Osterhasen aus Schokolade bekommen französische Kinder Schokoladenglocken. Nach französischer Tradition verstummen am Karfreitag sämtliche Glocken in Frankreich. Diese Stille soll an die Kreuzigung Jesu Christi erinnern. Die Kirchenglocken machen sich anschließend auf den Weg nach Rom. Dort empfangen sie neben dem Segen auch Süßigkeiten. Diese bringen sie dann am Ostersonntag mit nach Frankreich und gehen unterwegs „verloren“. Die Eier und Süßigkeiten landen so in den Gärten oder auf den Wiesen.
Ein weiteres Symbol des christlichen Festes ist der Osterfisch („Poisson d’Avril“). Dieser „Aprilfisch“ wird auch zu einer Art Aprilscherz verwendet, indem er in Papierform den Erwachsenen heimlich auf den Rücken geklebt wird. Schlemmen gehört bekannterweise zu Frankreich. So wird in vielen Familien am Ostersonntag traditionell Lammkeule aufgetischt – als Symbol für das Osterlamm.
Zum Tee wird Früchtekuchen mit elf Marzipankugeln serviert
Über Osterbräuche in England informiert Helmut Lechner, ehemaliger APEG-Vorsitzender und häufiger Gast in Radlett, Lautertals englischer Partnergemeinde. Ostern gelte in England als die „Queen of Festivals“. Der Gründonnerstag steht dabei als „Maundy Thursday“, als fünfter Tag der Karwoche, in England im Zeichen der Nächstenliebe und des Abendmahls. Diese Tradition geht auf König Edward I. zurück, der im 13. Jahrhundert im Rahmen eines Gottesdienstes Lebensmittel und Geld („Maundy Money“) an Bedürftige verteilte. „Maundy Money“ wird auch heute noch verteilt, allerdings als anerkennende Auszeichnung für Menschen, die sich besonders für die Gemeinde engagiert haben.
Wie in Frankreich verstummen die Kirchenglocken ab Karfreitag und läuten erst wieder am Ostersonntag. Karfreitag heißt in England „Good Friday“. An diesem Tag werden „Hot Cross Buns“ (Milchbrötchen mit Rosinen) verspeist. Verziert werden sie mit einem Kreuz. Vielen Englischschülern in Deutschland dürfte das gleichnamige Kinderlied „Hot Cross Buns, hot cross buns, one a penny, two a penny, hot cross buns“ bekannt sein. Als Hauptspeise in England steht ebenso wie in Deutschland oft Fisch auf dem Speiseplan des Feiertages.
„Easter Day“ ist der Ostersonntag in England, der wie in Deutschland der Höhepunkt des Osterfestes ist. Gegessen wird an Ostersonntag traditionell ein Lammbraten mit Mintsoße oder Schinken. Für den Tee am Nachmittag wird traditionell ein „Simnel Cake“ serviert, ein Früchtekuchen mit elf Marzipankugeln – eine Kugel für jeden treuen Apostel. Auch in England werden am „Easter Day“ Schoko-Eier vom „Easter Bunny“ versteckt und von den Kindern gesucht. Bestand das Ostergeschenk ursprünglich aus bemalten Vogeleiern, so sind es heute meist Schokoladeneier.
Eier-Roll-Wettbewerbe sind in England sehr beliebt
Der Ostermontag wird in England „Bright Monday“ genannt. Ähnlich wie in Deutschland finden auch in England am „Bright Monday“ traditionelle Spiele statt. Weit verbreitet sind Eier-Roll-Wettbewerbe. Das (Oster-)Ei als Symbol für Fruchtbarkeit wird hart gekocht und anschließend einen Hügel hinuntergerollt. Gewonnen hat die Person, deren Ei am weitesten rollt.
Manche Kinder in England spielen „Egg-Shackling“. Dabei werden rohe Eier mit dem Namen eines Kindes versehen. Gewinner ist das Kind, dessen Ei am längsten in einem hin- und hergeschüttelten Sieb unversehrt bleibt.
Wie Lechner noch in Erfahrung bringen konnte, hat das „Easter Clearing“ ähnlich wie unser Osterputz eine lange Tradition. Dabei werden nicht nur Haus und Hof auf Hochglanz gebracht, sondern auch alles, was noch in der Tiefkühltruhe schlummert, muss bis zum Osterfest verbraucht werden.
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